Neuss Das Theater nach draußen bringen

Neuss · Wenn Stefanie Schnitzler beschreibt, was sie mit ihrer Arbeit bezweckt, wird sie fast ein bisschen poetisch: "Das Leben ab und zu mal in die Schule schwappen lassen". Die 39-Jährige ist Theaterpädagogin aus Überzeugung – "obwohl ich anfangs große Bedenken hatte, ob ich das kann, weil ich gar nicht gerne zur Schule gegangenen bin", sagt sie lachend.

 Die neue Theaterpädagogin: Stefanie Schnitzler.

Die neue Theaterpädagogin: Stefanie Schnitzler.

Foto: B. Hickmann

Wenn Stefanie Schnitzler beschreibt, was sie mit ihrer Arbeit bezweckt, wird sie fast ein bisschen poetisch: "Das Leben ab und zu mal in die Schule schwappen lassen". Die 39-Jährige ist Theaterpädagogin aus Überzeugung — "obwohl ich anfangs große Bedenken hatte, ob ich das kann, weil ich gar nicht gerne zur Schule gegangenen bin", sagt sie lachend.

Weder ans Mari-Curie- noch ans Theodor-Schwann-Gymnasium hat die gebürtige Neusserin gute Erinnerungen, aber sie weiß inzwischen auch, dass es wohl eher an ihr selbst als an den Schulen lag. Gleichwohl hält sie amüsiert fest: "Ferien fand ich immer supergut; so ein Gefühl hat man als Erwachsener nie wieder."

Dafür hat sie längst erfahren, dass die Arbeit als Erwachsene in den Schulen nicht nur großen Spaß macht, sondern auch viel bewegen kann. Über den Beruf der Kulturmanagerin kam sie als Dramaturgin an einem Kinder- und Jugendtheater zur Theaterpädagogik und hat fortan ihren Schwerpunkt auf diesen Bereich gelegt.

Dass sie, die in Berlin Philosophie und Germanistik studiert hat, nach Abstechern in Heidelberg und Mannheim wieder im Rheinland gelandet ist, hat gleich zwei Gründe: Zum einen sind da die Eltern, die immer noch in Neuss wohnen, und zum anderen hat sie bei einer halbjährlichen Wanderung durch Deutschland festgestellt: "Zuhause ist da, wo man aufgewachsen ist und nicht, was man sich aussucht." Denn je näher sie auf ihrer Reise dem Rheinland samt dem rheinischen Singsang gekommen sei, "desto schöner wurde es für mich", erzählt sie mit einem Lächeln.

Die Erfahrungen und Geschichten von ihrer Tour, die sie zu Fuß, aber mit Pferd Lotte als Lasttier gemacht hat, wird sie übrigens in einem Buch veröffentlich: "Deutschland beiläufig. Heimat im Vorübergehen" wird es heißen und im nächsten Jahr erscheinen. Die erste Station für Stefanie Schnitzler im Rheinland war das Junge Schauspielhaus in Düsseldorf. Und auch wenn sie sich freut, jetzt in Neuss zu arbeiten — vom Umziehen hält sie nicht so viel: "Ich mache es einfach nicht gerne", gesteht sie.

Ihren Arbeitsplatz im RLT hat sie indes längst eingerichtet und behält da vor allem Schüler und Lehrer im Blick. Dass die Bedeutung der Theaterpädagogik für die Bühne noch und zum ersten Mal durch eine besondere Broschüre betont wird, freut sie immens. Darin sind nicht nur alle Vorstellungen der Stücke für Kinder und Jugendliche verzeichnet, sondern auch alle Sonderveranstaltungen und Zusatzangebote, die zum Teil schon starten, noch bevor die erste Aufführung über die Bühne gegangen ist.

Ein Workshop für einen neuen Jugendclub "Bühnenstürmer" (der zu Schnitzlers großer Freude weiterhin von Katrin Singer geleitet wird), gesonderte Spielzeitpräsentationen für Grundschullehrer sowie Pädagogen an weiterführenden Schulen (gemeinsam mit Intendantin Bettina Jahnke), Lehrerfortbildungen zu bestimmten Themen und monatliche Treffen mit Pädagogen zwecks Kennenlernen von spielerischen Methoden — all das gehört für sie zu den Instrumenten, das Theater nach draußen und zu den Menschen zu bringen.

"Wir arbeiten in einem Bereich von großer Kreativität und Sensibilität", sagt sie nachdenklich, "und ich möchte gerne von dessen Methoden und Möglichkeiten etwas weitergeben." Dass sie als Nachfolgerin der langjährigen RLT-Pädagogin Bettina Maurer ein schweres Erbe antritt und sich "das Vertrauen erst mal verdienen muss", ist ihr dabei klar: "In dieser Phase bin ich jetzt", sagt sie und erklärt auch: "Wir können nur langsam aufbauen."

Aber sie setzt darauf, dass die bislang schon engagierten Lehrer auch weiterhin dabei sind. Und sie weitet den Begriff Theaterpädagogik auch auf Menschen aus, die nicht Lehrer, Schüler oder Erzieher sind: So lädt sie einmal im Monat samstags zur "Traumstunde für Frühaufsteher" — zu einem "angeleiteten Spaziergang zu schönen Orten in Neuss, die sie selbst aussucht. Der erste am 5. September geht über den Barfußpfad.

(RP)
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