Neuss Demenz-Zentrum setzt auf Kraft der Natur

Neuss · Der Rohbau steht, und auch am Konzept des neuen Demenzkompetenz-Zentrums wird bereits gefeilt. Das setzt darauf, alle Sinne von Demenzkranken anzusprechen. Dafür holen die St. Augustinus-Kliniken möglichst viel Grün ins Haus.

 Ein Prosit gehört zum Richtfest dazu: Dachdecker Stefan Overdick, Christa Bruns, Geschäftsführerin St. Augustinus Seniorenhilfe, und Architekt Johannes Coenen stießen auf den Rohbau an.

Ein Prosit gehört zum Richtfest dazu: Dachdecker Stefan Overdick, Christa Bruns, Geschäftsführerin St. Augustinus Seniorenhilfe, und Architekt Johannes Coenen stießen auf den Rohbau an.

Foto: Hammer, Linda (lh)

Der Bau des Demenzkompetenz-Zentrum geht voran: Gestern wurde das Richtfest für den Rohbau gefeiert, in dem die St. Augustinus-Kliniken ab September kommenden Jahres ihre Kompetenzen rund um die Themen Demenz und Alter bündeln wollen.

 Das neue Memory-Zentrum soll im September kommenden Jahres eröffnen.

Das neue Memory-Zentrum soll im September kommenden Jahres eröffnen.

Foto: l. hammer, hko

"Es ist ein ganz besonderes Projekt, das nicht nur in die Region strahlt, sondern auch bundesweit für Aufsehen sorgen wird", sagt Christa Bruns, Geschäftsführerin der St. Augustinus Seniorenhilfe. Denn dass ein einzelnes Haus so viele Aspekte des Älterwerdens behandelt, sei bundesweit einzigartig, erläutert Bruns. Nicht nur ein Altersheim mit angegliederter Palliativstation soll dort einziehen, sondern auch eine Kurzzeitpflege und eine Tagesklinik, es gibt eine Ambulanz und Beratungsangebote, es sollen Schulungen stattfinden und Forschung betrieben werden.

"Von der Diagnose über die Therapie bis hin zur Betreuung wird alles in diesem Memory-Zentrum versammelt", erläutert Bruns. Dabei setzen die St. Augustinus-Kliniken auf ein "grünes" Konzept. "Wir wollen so viel Natur wie möglich ins Haus holen", sagt Manfred Steiner vom Leitungsteam der Demenzberatungsstelle Beko. Auch er wird mit seinen Kollegen ins neue Memory-Zentrum umziehen, wenn es im September 2015 eröffnet.

Beim Rundgang durch den Rohbau hat Steiner schon ganz genau vor Augen, wie die neue Einrichtung einmal aussehen wird. "Ein Highlight sind die beiden Innenhöfe, sagt Steiner. Die sollen nicht nur dem Gebäude Licht verschaffen, wie Architekt Johannes Coenen betont, sondern werden auch als Gärten gestaltet, von denen einer den Schwerpunkt "Wasser" haben soll. Geplant ist der Bau eines Kneipp-Beckens, außerdem wird Brunnenwasser an den Wänden herab laufen. Der Umgang mit der Natur, den auch ein geplanter Sinnespfad fördert, soll positiv auf die Patienten und Bewohner des Hauses wirken. "Die Natur kann jeder genießen, egal in welchem geistigen Zustand er ist", sagt Steiner. Zudem bieten die Freiflächen, zu dem im ersten Stock auch ein großer Balkon und eine Terrasse gehören, den Angehörigen die Chance, die Zeit mit den Demenzpatienten sinnvoll zu gestalten.

"Bei gibt es mehr als nur die obligatorische Bank im Garten", sagt Steiner. Dazu gehören im Obergeschoss mehrere Erker, die in Richtung Innenhof gerichtet sind. "Diese Kabinette wollen wir nach Themen gestalten", sagt Steiner. Etwa als Höhle, die richtig begehbar sein wird, oder als Berglandschaft mit einer Modelleisenbahn. "Wir wollen die Demenzkranken aktivieren, ihren Denkapparat anregen", sagt Steiner. "Und sie im Optimalfall ein wenig zum Schmunzeln bringen."

Wichtig ist den St. Augustinus-Kliniken, die in den Neubau 20 Millionen Euro investieren, auf dem Stand der Forschung zu bleiben. Ärztlicher Leiter wird der Gerontopsychologe Dr. Jens Benninghoff sein, der Lehrbeauftragter an der Universität Duisburg-Essen ist und nun Kontakt zu Forschern aus ganz Deutschland aufbaut. Auch räumlich ist der Bau, der auf einem 7000 Quadratmeter großen Grundstück entsteht, so gestaltet, dass Wände jederzeit versetzt werden können. "Neuester Stand der Technik", sagt Architekt Coenen. "So kann das Memory-Zentrum sich jederzeit neuesten Erkenntnissen anpassen."

(NGZ)
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