Neuss Demenzprojekt braucht Ehrenamtler

Neuss · Seit knapp zehn Jahren bietet das Projekt "Auszeit" pflegenden Angehörigen von Demenzkranken die Möglichkeit, etwas Zeit für sich zu haben. Um den steigenden Bedarf zu decken, sucht das Diakonische Werk weitere Ehrenamtler.

 Der demografische Wandel bedeutet auch, dass immer mehr Hilfe für ältere Menschen benötigt wird. Die Beratungsstelle für Fragen im Alter der Diakonie Neuss möchte ihr Programm "Auszeit" für Angehörige von Demenzkranken ausbauen.

Der demografische Wandel bedeutet auch, dass immer mehr Hilfe für ältere Menschen benötigt wird. Die Beratungsstelle für Fragen im Alter der Diakonie Neuss möchte ihr Programm "Auszeit" für Angehörige von Demenzkranken ausbauen.

Foto: dpa

Der erste runde Geburtstag steht kurz bevor. Seit fast zehn Jahren bietet das Diakonische Werk mit seinem Projekt "Auszeit", das von ehrenamtlichem Engagement lebt, Unterstützung für Demenzkranke und Angehörige an. Das Angebot hat sich gut entwickelt und ist enorm gefragt. "Der Bedarf an Unterstützung für Demenzkranke und ihre Angehörigen hat generell stark zugenommen", sagt Angelika Hochstrate von der Beratungsstelle für Fragen im Alter der Diakonie Neuss. "Als wir mit ,Auszeit' angefangen haben, mussten wir das Angebot erst mal bekannt machen. Inzwischen können wir die Nachfrage gar nicht mehr decken."

Deshalb möchte das Diakonische Werk das "Auszeit"-Programm ausweiten. Dafür werden weitere Ehrenamtler gesucht. "Wichtigste Voraussetzung ist das Interesse, Menschen im Alter zu helfen", sagt Hochstrate. Alles, was sie für ihre Tätigkeit wissen müssen, lernen die Ehrenamtler dann ab 1. September in einer 40-stündigen Schulung.

An acht Abendterminen und zwei Samstagen werden Informationen zum Krankheitsbild und den verschiedenen Formen von Demenz vorgestellt. Zudem gibt es praktische Übungen zur Kommunikation und zur Gestaltung der Zeit mit an Demenz erkrankten Menschen. Zum Abschluss der Schulung erhalten die Teilnehmer ein Zertifikat. Danach erfolgt der Einsatz in der häuslichen Umgebung der Betroffenen. Dafür erhalten die Helfer eine Aufwandsentschädigung von fünf Euro pro Stunde, zudem besteht während der ehrenamtlichen Tätigkeit ein Unfall- und Versicherungsschutz. Ziel der "Auszeit" ist es, pflegenden Angehörigen die Möglichkeit zu geben, etwas Zeit für sich selbst zu haben. Der an Demenz Erkrankte soll während dieser Zeit gut versorgt und fachlich fundiert betreut werden. "Mit der ,Auszeit' konnten wir schon für viele pflegende Angehörige und ihre an Demenz erkrankten Familienmitglieder eine Entlastung organisieren", erklärt Melanie Buss, die zusammen mit Angelika Hochstrate als Ansprechpartnerin bei der Beratungsstelle für Fragen im Alter fungiert.

Den steigenden Bedarf nach solchen Angeboten belegen auch Zahlen, die in dieser Woche von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft vorgelegt wurden. Demnach leben in Deutschland derzeit rund 1,6 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Die meisten sind von den Folgen einer Alzheimer-Krankheit betroffen. Zwei Drittel sind über 80 Jahre alt, während weniger als zwei Prozent noch nicht das 65. Lebensjahr vollendet haben. Zudem erkranken jeden Tag mehr als 100 Personen neu an einer Form von Demenz. Monika Kraus, Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft, bezeichnete die Zahlen als alarmierend. Es müsse alles getan werden, "um Menschen mit Demenz und ihre Familien zu unterstützen".

Genau darauf zielen Angebote wie die "Auszeit" ab.

(NGZ)
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