Neuss Den Gastgeber zum Beruf gemacht

Neuss · Axel Pollheim ist Gastgeber des Netzwerks-Treffs "Was gibt's Neuss". Anlässlich der 75. Auflage sprach der 67-Jährige am Donnerstag auf dem blauen NGZ-Sofa über sein Leben, seine Gäste und die Zukunft seiner Veranstaltungen.

 Bei der 75. Auflage von "Was gibt's Neuss?" wurde Gastgeber Axel Pollheim (r.) von Redaktionsleiter Ludger Baten als Gast auf das blaue NGZ-Sofa gebeten. Das stand gestern zum ersten Mal unter freiem Himmel.

Bei der 75. Auflage von "Was gibt's Neuss?" wurde Gastgeber Axel Pollheim (r.) von Redaktionsleiter Ludger Baten als Gast auf das blaue NGZ-Sofa gebeten. Das stand gestern zum ersten Mal unter freiem Himmel.

Foto: A. Woitschützke

Im Grunde ist "Was gibt's Neuss" eine Veranstaltung, bei der nichts passiert. So salopp erklärt zumindest Organisator Axel Pollheim das Netzwerk-Treffen. Mehr als 400 Gäste aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft treffen sich, um miteinander ins Gespräch zu kommen. Auf Reden, Konzerte oder sonstigen Input wird komplett verzichtet. Nur am gestrigen Abend ist das etwas anders. Es gibt eine Ouvertüre.

Und dafür ist dann ausnahmsweise doch eine Bühne aufgebaut. Auf der steht das blaue NGZ-Sofa. Zum ersten Mal überhaupt unter freiem Himmel und auf der Terrasse der Wetthalle am Rennbahnpark. Denn drinnen ist schwülwarm, und Wolken sind nicht in Sicht. Axel Pollheim und NGZ-Redaktionsleiter Ludger Baten nehmen Platz. Der Gastgeber wird zum Gast.

Wer organisiert diese Treffen eigentlich? Journalist sei er immer noch, sagt Pollheim. Schließlich hat der Duisburger noch vor dem Abitur angefangen, für den Lauterbacher Anzeiger zu schreiben. Zehn Pfennig pro Zeile, fünf Mark pro Bild. "Ich wurde auf die Piste geschickt, egal was war", sagt Pollheim. Für Gerichtsreportagen habe er Schule geschwänzt. "Damals gab es Fußball-Berichte, da waren Text und Foto von mir und es stand drin, dass ich als linker Verteidiger auch noch ein Tor geschossen hatte", erinnert er sich. Es folgten etliche Stationen, am längsten waren die beim Express und der BILD. Dazwischen war Pollheim sogar mal ein Jahr lang Manager der Kölner Haie.

Über Jürgen Hingsen kam dann der Kontakt zur Immobilienfirma "Ideenkapital", wo Pollheim Pressesprecher wurde. "Damals habe ich gesagt, es ist schwierig, was über Steine zu erzählen. Lass uns doch das Unternehmen über Veranstaltungen bekannt machen", erinnert sich Pollheim. So entstanden seine Veranstaltungen. 1999 der "Ständehaus-Treff" in Düsseldorf, später "Düsseldorf In", der Ruhrgebietsableger "Reden mit Essen" und seit 2006 "Was gibt's Neuss". Am gestrigen Abend ist es die 75. Auflage.

Prominente Gäste hatte er: Oscar Lafontaine kam kurz nach dem Rücktritt als Finanzminister, Bahnchef Rüdiger Grube beeindruckte Pollheim durch seine Persönlichkeit, die so ganz anders sei, als es medial rüberkomme, und für Altkanzler Helmut Schmidt fand er damals mit "Rauchen erst ab 90 erlaubt"-Schildern eine Möglichkeit dessen Lieblingshobby zu ermöglichen. "Viele Erinnerungen tauchen auf, wenn ich alte Artikel von den Veranstaltungen durchblättere", sagt Pollheim.

Im Gespräch spürt man auch, dass sich der 67-Jährige immer Gedanken um diese Gesellschaft macht. Sorgenvoll beschreibt er die Anonymität der Internet oder den Journalismus im Umbruch - lästert aber auch über Prominente, die die Bodenhaftung verlieren und spricht über unzuverlässige Gäste.

Vom Grill weht ein Duft herüber, ein zartes Klirren erklingt, als die Kellner Gläser aufs Tablett stellen. Es ist alles bereit für ungezwungene Gespräche. Axel Pollheim hat gesprochen und alle gut unterhalten. Jetzt sind seine Gäste wieder dran.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort