Freizeit-Tipps fürs Wochenende Den Niederrhein an der Erft entdecken

Neuss · Vor vier Jahren wurde in Grevenbroich das "Museum der niederrheinischen Seele" eröffnet. Das Haus im Stadtpark bietet einen völlig neuen Blick auf eine altbekannte Region. Wer die Villa Erckens besucht, darf mit einem durchaus vergnüglichen Nachmittag rechnen.

 Kulturamtsleiter Stefan Pelzer-Florack mit einem guten Tropfen vom Niederrhein. "Der Feldapotheker" ist ein Likör nach schlesischer Rezeptur, der seit vielen Jahren in Grevenbroich hergestellt und vertrieben wird.

Kulturamtsleiter Stefan Pelzer-Florack mit einem guten Tropfen vom Niederrhein. "Der Feldapotheker" ist ein Likör nach schlesischer Rezeptur, der seit vielen Jahren in Grevenbroich hergestellt und vertrieben wird.

Foto: Lothar Berns

Grevenbroich versteht sich als äußerster Zipfel des Niederrheins und dokumentiert das mit einem prächtigen Haus. In der im Gartenschau-Park gelegenen Villa Erckens ist vor vier Jahren das "Museum der niederrheinischen Seele" entstanden - ein Museum, das bewusst aus dem Rahmen fällt. Rund 12.000 Besucher lassen sich im Jahr dort für eine Region und ihre Besonderheiten begeistern. "Mit dieser Zahl sind wir hochzufrieden", sagt Kulturamtsleiter Stefan Pelzer-Florack.

Wer das Grevenbroicher Museum besucht, darf keine bierernste Präsentation erwarten. Der Niederrhein und der Niederrheiner an sich werden in der 1884 gebauten Industriellen-Villa eher mit einem Augenzwinkern porträtiert. Wer durch die Räume schlendert, kann in einem Hüpfekästchen seinen Glauben prüfen, lernt einige Brocken "Platt" kennen, kann Prinz, Bauer und Jungfrau spielen oder sich auf einem Fahrrad vor der Stadtkulisse ein paar Pfunde abstrampeln. Und am Ende bekommt er sein eigenes niederrheinisches Horoskop gestellt. Klingt verrückt? Ist es auch - aber im positiven Sinne.

Der Münsteraner Ausstellungsmacher Ulrich Hermanns hat in der Villa ein ungewöhnliches Konzept realisiert. Er schickt seine Besucher auf eine Reise durch neun Themenräume und lässt sie mit viel Witz den Niederrhein entdecken. Mit Hilfe von Touchscreens, Licht- und Toneffekten werden Geschichten aus der Heimat erzählt. Geschichten von verschwundenen Dörfern, die berühren, Geschichten vom Essen und Trinken, die animieren, oder Geschichten vom Schützenfest, dem man sogar noch neue Blickwinkel abgewinnen kann. Statt des erhobenen akademischen Zeigefingers trifft der Besucher häufig auf Themen, die ihm ein Lächeln entlocken. Wo wird schon ein präparierter Piranha ausgestellt, wenn es um die Erft und deren Bewohner geht?

Neben der Dauerpräsentation werden in der Villa Erckens regelmäßig Wechselausstellungen veranstaltet. Zurzeit geht es um das Thema "Dalí trifft Fuchs" - gezeigt werden Lithografien, Radierungen und Skulpturen der Malerfürsten Salvador Dalí und Ernst Fuchs. Für den Sommer ist die nächste Ausstellung geplant: Vom Nierentisch zum Wirtschaftswunder.

Darüber hinaus hat Stefan Pelzer-Florack mehrere Musik-Reihen ins Leben gerufen, die erfolgreich laufen und auch das Nicht-Museumspublikum in die Villa Erckens ziehen - etwa "Weltmusik am Niederrhein", die "Grevenbroicher Gitarrenwochen", der "Liedersalon" oder "Retro-Sound". Zudem ist das Museum regelmäßiger Schauplatz der Kinderkulturbühne, die die unterschiedlichsten Puppentheater-Ensembles nach Grevenbroich holt.

(NGZ)
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