Neuss Der Architekt des Rettungswesens

Neuss · Ein Vierteljahrhundert lang hat Ralf Raschke den Rettungsdienst für die Städte Neuss und Kaarst mitgestaltet.

 Ralf Raschke gibt nach 25 Jahren die Zuständigkeit für den Rettungsdienst der Stadt ab. Ein "Baby" von ihm war der Baby-Notarztwagen.

Ralf Raschke gibt nach 25 Jahren die Zuständigkeit für den Rettungsdienst der Stadt ab. Ein "Baby" von ihm war der Baby-Notarztwagen.

Foto: A. Woitschützke

Die von den Johannitern betriebene Rettungswache Mitte an der Hellersbergstraße wird erweitert und umgebaut. Details bespricht die Arbeitsgruppe Rettungswesen des Hauptausschusses kommenden Dienstag hinter verschlossenen Türen. Ralf Raschke (57) hat dazu eine eigene Meinung, aber die verkneift er sich. Denn zum ersten Mal seit 25 Jahren geht ihn das Thema Rettungsdienst nichts mehr an. Raschke, der diesen Dienst ein Vierteljahrhundert mitgestaltet hat, wechselt Montag als Leiter ins Rechnungsprüfungsamt.

Bei medizinischen Notfällen können sich die Menschen in Neuss und Kaarst darauf verlassen, dass innerhalb der gesetzlich festgelegten Hilfsfrist Notarzt und Rettungswagen vor der Tür stehen. Das sind das Bild und der Anspruch, den die Bevölkerung vom Rettungswesen hat. Doch das System, für das die Stadt als Träger verantwortlich ist, ist in permanentem Wandel. Ein Paradebeispiel dafür ist für Raschke die Etablierung des Baby-Notarztwagens. Der wurde 1993 eingeführt, doch erst vor kurzem als Rettungsmittel von den Krankenkassen anerkannt - und bezahlt. Heute fährt er sogar Einsätze in Düsseldorf.

Als Raschke 1990 als Beamter im gehobenen Dienst zum längst aufgelösten Amt für Zivilschutz kam, war die Trennung des Sanitätsdienstes von der Feuerwehr gerade vollzogen worden. Eine Rückverlagerung dieser Aufgabe dorthin schließt er aus. Das Modell, den Rettungsdienst auf die Hilfsorganisationen - Malteser im Norden, DRK im Süden und Johanniter - in der Stadtmitte zu übertragen, hat sich dazu zu sehr bewährt, sagt Raschke. "Der Rettungsdienst in Neuss hat ein hohes Niveau und wird trotzdem kostengünstiger betrieben als in anderen Kommunen."

Das Rettungswesen hat sich aber auch in Neuss professionalisiert und wird in Zukunft wohl ganz ohne Ehrenamtliche auskommen (müssen). Anlass für diese Prognose gibt Raschke der Entwurf für ein neues Rettungsdienstgesetz des Landes, das die Standards für die Notfall-Sanitätsausbildung noch einmal anheben will. "Das wird höhere Gebühren nach sich ziehen", sagt er.

Als der Katastrophenschutz zu Raschkes Bedauern an den Kreis abgegeben wurde, wechselte er 2002 zur Feuerwehr. Den Rettungsdienst nahm er mit in das neue Amt für Brandschutz und Rettungswesen, in dem er nun ebenfalls für das Thema Brandschutz zuständig war. Das änderte sich erst, als Joachim Elblinger als Stadtbrandmeister zugleich Amtsleiter wurde. Also "zog" Raschke mit der Aufgabe Rettungsdienst im Gepäck weiter: Erst zum Bürger- und Ordnungsamt und 2012 ins Sozialamt, das heute als Amt für Soziales, Wohnen und Rettungswesen firmiert. Dort formulierte er noch die Position der Stadt zum neuen Rettungsdienstbedarfsplan des Kreises. Demnach lehnt die Stadt die Abgabe eines Rettungswagens der Wache Nord an eine zu errichtende Wache Kaarst ab und hält auch die Stationierung eines RTW im Neusser Süden nicht für erforderlich.

(NGZ)
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