Neuss Der Club der Theaterkinder

Neuss · Zehn Acht- bis Zwölfjährige gehören zu dem Club der "Theaterkinder" im RLT. Die Leitung hat die Regisseurin Frances van Boeckel.

 Frances van Boeckel (M.) mit einem Teil ihrer Theaterkinder bei einer Improvisationsübung.

Frances van Boeckel (M.) mit einem Teil ihrer Theaterkinder bei einer Improvisationsübung.

Foto: M. Rimpel

Mit seinen zwölf Jahren ist Sören schon an der Grenze. Aber noch fühlt er sich ganz und gar als "Theaterkind", als Mitglied des Spielclubs des Rheinischen Landestheaters, der sich an Acht- bis Zwölfjährige richtet, sich vor rund zwei Jahren ganz neu aufgestellt hat und im vergangenen Jahr mit "Schiff ahoi" seine erste, auch selbst kreierte Produktion vorstellte. Damals noch unter der Leitung von Theresa Solokowski, die sich nun jedoch aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen hat.

Für Sören, der in Kaarst das Albert-Einstein-Gymnasium besucht, war das auch zunächst ein Grund, sich zumindest die Frage nach dem Aufhören zu stellen. Für "Schiff ahoi" war er zwar zu spät eingestiegen, aber grundsätzlich hat es ihm gefallen, ein Stück nicht nur zu spielen, sondern auch zusammen mit den anderen Clubmitgliedern zu erarbeiten. Doch Solokowskis Nachfolgerin Frances van Boeckel stellte gleich klar, dass sie ein fertiges Stück mit den "Theaterkindern" erarbeiten wollte. "Heimatlos" nach dem Buch von Hector Malot heißt es, ist 1878 herausgekommen und erzählt eine ähnliche Geschichte wie Charles Dickens "Oliver Twist". Das Buch wurde schon mehrfach verfilmt. "Ich nutze die Theaterfassung einer niederländischen Autorin", sagt van Boeckel.

Damit hat sie Sören schon mal begeistert. "Es ist auch spannend, mit einem vorgegebenen Stück zu arbeiten", sagt er, dem es vor allem wichtig ist, regelmäßig am Theater zu arbeiten und nicht nur zu festgezurrten Zeiten wie etwa in einer Schul-Theater-AG. In der RLT-Produktion wird er einen Zirkusleiter namens Vitalis spielen. Genaugenommen gibt es diese Rolle gar nicht in dem Stück, erzählt er und lacht, "sie ist aus einer anderen Rolle entstanden". Vitalis ist im Buch ein Straßenkünstler, der mit drei Hunden und einem Affen durch Frankreich wandert und das Findelkind Remi gekauft hat.

Das heißt bei den "Theaterkindern" Rani und ist gewissermaßen geschlechtslos. "Bei uns ist Rani Junge oder Mädchen", erzählt van Boeckel, "oder wird gleich von mehreren Kindern gespielt." Ihr war es wichtig, jedes Kind in die Produktion einzubinden, schon deswegen hat sie Zahl der Rollen von den sechs im Stück auf zehn erhöht - was der Teilnehmerzahl des Clubs entspricht. "Mehr dürften es auch nicht werden", sagt van Boeckel lachend, zehn ist für sie genau die richtige Größe, und dass darunter vier Jungen sind, findet sie besonders toll.

Frances van Boeckel kennt das RLT vor allem aus ihrer Arbeit als Regieassistentin, hat zudem Theater-AGs geleitet und ist selbst Mutter von zwei Kindern, neun und sieben Jahre alt. In Amsterdam hat sie ihre Ausbildung als Regisseurin gemacht, sie ist mit einem Deutschen verheiratet und lebt in Meerbusch.

Lange musst sie nicht überlegen, als ihr die Leitung des Theaterclubs angetragen wurde: "Die Arbeit macht mit sehr viel Spaß", sagt sie lachend, aber der hört für sie auch mal auf, wenn es um Disziplin und Engagement geht. Einmal pro Woche treffen sich die "Theaterkinder" in der RLT-Probebühne an der Wolberostraße, wenn die Premiere im Mai näherrückt, muss es auch öfter sein. Noch steht die Gruppe am Anfang, Improvisationsübungen bestimmen vor allem das rund zweistündige, wöchentliche Treffen. Immer wieder beschäftigt sie dabei auch die Geschichte von Rani, die wirklich "universell ist", wie van Boeckel sagt. Denn dieses Menschenkind sucht seine Familie und damit auch seine Herkunft, muss auf diesem Weg einige Rück- und Schicksalsschläge verkraften.

Wenn Sören im nächsten Jahr die Altersschwelle für die "Theaterkinder" überschreitet, muss das nicht bedeuten, vom RLT Abschied zu nehmen. Denn es gibt da noch die "Bürgerbühne", die ab 13 Jahre aufnimmt. Ohnehin steht für Sören, der schon in der Grundschule Theater gespielt hat, fest, dass er Schauspieler oder Regisseur werden will.

(hbm)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort