Neuss Der Fahrstuhl, der nicht fährt

Neuss · Die Pierburgbrücke gilt als Wahrzeichen der Stadt - das Menschen mit Behinderung oft verwehrt bleibt, denn der Aufzug ist ständig kaputt.

Als erste Stadt in Nordrhein-Westfalen hat sich Neuss von der Initiative "Berlin barrierefrei" inspirieren lassen und auf die eigene Stadt übertragen. "Hinkommen - reinkommen - klarkommen" heißt auf der städtischen Internetseite unter der Rubrik "Neuss barrierefrei". Ziel sei es, möglichst viele Geschäftsleute, Ärzte, Apotheker und andere Akteure zu überzeugen, ihre Räume auf Barrierefreiheit zu überprüfen und - wenn nötig - entsprechend zu verändern.

Doch die Stadt hat auch in ihrem Tätigkeitsfeld Handlungsspielraum im Umgang mit dem Thema Barrierefreiheit. Ein aktuelles Beispiel liefert der Aufzug an der Pierburgbrücke im Hafen. Dieser soll Rollstuhlfahrern, älteren Menschen mit Rollator oder Eltern mit Kinderwagen eigentlich den Zugang zu dem 110 Meter langen und 250 Tonnen schweren Bauwerk ermöglichen, das als Visitenkarte des Hafens gilt. Der Lift ist jedoch immer wieder defekt.

Nach Angaben von Andreas Galland von der zuständigen Hafen GmbH wurde die letzte Reparatur am 28. Dezember vergangenen Jahres vorgenommen. Nun herrscht erneut Stillstand. Zwar hat die Stadt gestern auf Nachfrage betont, der Aufzug sei mittlerweile erneut repariert worden. Ein Test unserer Redaktion vor Ort bewies jedoch das Gegenteil. Zwar blinkt der Augzugschalter beim Betätigen kurz auf. Es tut sich jedoch nichts.

"Die Schäden werden zu 90 Prozent durch Vandalismus verursacht", sagt Galland. Trotz moderner Technik, die in der vor rund drei Jahren fertiggestellten Brücke verbaut worden, sei es laut Galland nicht möglich, einen Aufzug zu installieren, der vor Vandalismus geschütz ist. Das wundert auch Max Fischer. Behindertenbeauftragter der Stadt Neuss: "Das verstehe ich nicht. Es muss da doch andere technische Möglichkeiten geben."

Reparatur, defekt, Reparatur, defekt. Für Menschen mit Handicap, die von der westlichen Seite aus die Brücke nutzen wollen, ein leidiger Rhythmus. Eine entsprechende Beschilderung, die über den kaputten Lift informiert, fehlt auf der anderen Seite, die für Rollstuhlfahrer problemlos passierbar ist. Menschen mit Handicap müssen aufgrund des defekten Aufzugs also wieder umdrehen.

Ein weiteres Problem: Auch wenn der Aufzug funktionierte, wäre es für Rollstuhlfahrer quasi unmöglich, zu ihm zu gelangen. Denn um das zu schaffen, müssen sie ein Güterzuggleis überwinden, mit einem Höhenunterschied zur Batteriestraße von gut 30 Zentimetern auf wenigen Metern. Galland dazu: "Das ist ein Provisorium: Da wird es eine Lösung geben, sobald auf dem Wehrhahn-Areal die erste Bebauung erfolgt."

Für die Stadt gilt es nun also, mögliche Lösungsansätze auszuloten, um die ständigen - finanziell aufwendigen - Beschädigungen zu verhindern. Videoüberwachung? Verstärkte Kontrollen durch das Ordnungsamt? Schutzvorrichtungen? Eine Beschilderung bei einem Defekt wäre zumindest ein Anfang.

(NGZ)
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