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Serie Neuss Und Seine Stadtteile Der fast vergessene Friedhof

Neuss-Rosellen · Nord-Westlich von Neuenbaum liegt ein kleiner Friedhofshain. Er erinnert an den jüdischen Friedhof.

Serie Neuss Und Seine Stadtteile: Der fast vergessene Friedhof
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Die Spurensuche beginnt auf einem kleinen Feldweg am Hoistener Berg. Wer von der Neukirchener Straße in Richtung Hoisten geht, kommt zu einer Gedenktafel. "Jüdischer Friedhofshain Rosellen" steht darauf. Daneben führt ein Weg zu den höher gelegenen Bäumen. Ein grüner Mülleimer deutet darauf hin, dass dieser Platz gepflegt wird.

Etwas oberhalb befindet sich eine Skulptur aus Stahlplatten in der Form eines David-Sterns, darauf eine Inschrift. In hebräischer Sprache steht dort: "Bislang kannte ich Dich nur vom Hörensagen, nun haben Dich meine Augen gesehen (Hiob 42,5)". Gestaltet hat die Skulptur der Hombroich-Künstler Anatol Herzfeld. Die Gedenktafel verrät noch, dass dieser Friedhofshain im Jahr 1992 vom Rhein-Kreis Neuss als Gedenkstätte eröffnet wurde. Im offiziellen Stadtplan der Stadt Neuss ist der jüdische Friedhof verzeichnet - allerdings auf Grevenbroicher Stadtgebiet. Der Feldweg markiere die Grenze der beiden Städte. Entsprechend pflegt das Friedhofsamt nur den jüdischen Bereich am Hauptfriedhof und den jüdischen Friedhof in Grimlinghausen. Um die Pflege des fast vergessenen Friedhofs in Rosellen kümmern sich zwei Mitglieder der Schützenbruderschaft St. Peter und Paul aus Rosellerheide.

Doch was hat es mit dem jüdischen Friedhof in Rosellen auf sich? Unstrittig ist: Zwischen 1790 und 1830 lebten Juden in nennenswerter Zahl in Rosellen. Laut einer Quelle in Stefan Rohrbachers Buch "Juden in Neuss" lebten 1806 insgesamt 33 Juden in Norf, Rosellen und Rosellerheide. Ihre Toten begruben sie nord-westlich von Rosellen. In einer Katasterkarte von 1860 ist ein "Judenfriedhof" eingetragen. Danach fehlt er wieder in vielen Unterlagen. Auch der Ursprung des Friedhofs lässt sich nicht genau ermitteln. "Darüber könnte man höchstens im Ur-Flurbuch beim Landesarchiv in Duisburg etwas finden", vermutet die Neusser Archivarin Sandra Gesell. Von wann bis wann der Friedhof genutzt wurde, ist umstritten. Historiker vermuten, dass er schon 1830 aufgegeben wurde. Der ehemalige SPD-Stadtverordnete Ingo Stolz nennt als Jahr der letzten Beerdigung allerdings 1937.

Sicher ist: Den Friedhof gab es. Und er lag an historischem Gelände. Die Mitglieder der kleinen jüdischen Gemeinde Rosellen haben ihre Toten direkt unterhalb der Kante der "Mittelterrasse" bestattet, einem geologischen Naturdenkmal, das an dieser Stelle als Hoistener Berg, ein paar Meter weiter als Gohrer Berg bekannt ist. Entstanden vor allem durch den besonderen Lauf einstiger Rheinarme. Und ringsum verbergen sich in der Erde noch zahlreiche Artefakte aus der Stein- oder der Römerzeit - bis hin zu Bronzegräbern. Vielleicht liegen auch die Grabsteine des jüdischen Friedhofs noch hier versunken. Und auch wenn vieles vergessen ist: Zumindest die Skulptur von Anatol hält die Erinnerung am Leben.

(NGZ)
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