Neuss Der kleine Bruder der Stunksitzung

Neuss · Die Opossum Nikolaus Comedy Show im Theater am Schlachthof ist mittlerweile ein fester Termin im Kalender aller Neusser Comedy-Fans.

 Bunt, trashig und wahnsinnig unterhaltsam: eine Szene aus der Opossum Nikolaus Comedy Show.

Bunt, trashig und wahnsinnig unterhaltsam: eine Szene aus der Opossum Nikolaus Comedy Show.

Foto: Thomas Stapelfeldt

Wallender roter Samt und langhaariger weißer Plüsch, Kunstschnee und Lust am Chaos: Mit Glitzer und Gaudi, Glühwein und Gags, gehört die Opossum Nikolaus Comedy Show zur Vorweihnachtszeit wie Chevy Chase und ist als der kleine Bruder der Stunksitzung eine der zwei besten Traditionen des Theaters am Schlachthof, erfolgreich, kultig und ein fester Termin im Kalender aller Neusser Comedy-Fans. Kein Wunder, dass bis auf eine einzige von sieben Vorstellungen schon alle lange im Voraus ausverkauft sind.

Und auch in dieser 23. Show voller Pointen, Songs und Weihnachtsspaß lässt Sven Post, Initiator, Regisseur, Autor und Comedian keine Wünsche offen, kombiniert Altbewährtes, Kultiges mit neuen Ideen und präsentiert wie gewohnt eine traumhafte Show und ein sprühendes Feuerwerk der Gags.

Lea Kalup und Fabienne Spickermann sind ihm erfahrene Bühnenpartnerinnen, neu dabei in diesem Jahr sind Heinz Lukanu Dianzambi, den Neussern bekannt aus Produktionen der Alten Post und Tanja Emmerich, Hauschoreographin der Alten Post und quirlig-endloser Quell geschmeidiger Leichtheit, mit der das tänzerische Element der Show ein eigenes Profil erhält.

Zwischen skurril-schönen Liedern rund um den allgegenwärtigen Stress der Weihnachtszeit sind die Gags aus der Feder von Sven Post immer brillant und haben - in ihrer Freude an der Destruktion inszenierter Heimeligkeit, am kalkulierten Bruch kleiner Tabus und am Crash der Diskurse - Loriotsches Format. Zum Beispiel wenn der Afghanistan-Veteran mit posttraumatischem Stresssyndrom in der Handpuppen-Bauchrednergruppe der Volkshochschule loslegt oder bei einem ein Promotion-Video der Wrestling-Stars zum Kampf mit unlauteren, weil psychischen Mitteln.

Diesem Bühnenvulkan Sven Post, der lustvoll auch mal Ekelgrenzen überschreitet, matscht und kleckert, was das Zeug hält und als hyperaktiver Nerd so wunderbar skurril ist wie im Elvis-Kostüm oder als tanzender Weihnachtsmann, ist Fabienne Spickermann eine wunderbare Bühnenpartnerin - mit ausdrucksstarker, endlos komischer Mimik vollkommen ebenbürtig der großen Evelyn Hamann in ihren besten Rollen. Allein Spickermanns Mimik in einem Gag über Joghurt und Marktforschung ist wirklich ungeheuer witzig, sehenswert, unvergesslich.

Auch Lea Kalup und Heinz Lukanu Dianzambi nutzen die Chance, eine riesige Bandbreite ihrer Fähigkeiten zu präsentieren und brillieren in vielfachen Rollen. Und weil natürlich das handy- und kaugummifixierte Pärchen auf keinen Fall fehlen darf, gab auch Svenja Zultner ein schönes kleines Gastspiel als "Superbabe" mit großartigen Erfindungen wie dem rosafarbenen "Babecube" und dem Hulla-Hoop-Reifen mit Hosenträger "für dicke Kinder".

Am Ende gibt es, last but not least, ein Revival der größten Hits aus den Opossum-Shows aus fast einem Vierteljahrhundert: vom rockigen "Ich bin der Weihnachtsmann" bis hin zum unverzichtbaren "Teelicht" auf dem Schrank ("Erst brennt der Baum, dann der Raum"). Und dann, in einem gefühlt allzu kurzen Augenblick, ist sie auch schon wieder vorbei, diese wunderbar trashige, kultige, einzigartige Nikolaus-Show im Theater am Schlachthof.

(NGZ)
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