Rentnerin starb noch am Tatort Der perfekte Mord?

Neuss · Mehr als neun Wochen liegt der brutale Mord an der Norferin Ingeborg Töpfer zurück. Der Täter wurde noch nicht gefunden, eine Tatwaffe auch nicht. Die Ermittlungskommission wurde stark abgespeckt. Eine Bestandsaufnahme. Beamte suchten am hell erleuchteten Tatort in dem kleinen Norfer Wäldchen nach verwertbaren Spuren. NGZ-Foto: L. Berns

Mehr als neun Wochen liegt der brutale Mord an der Norferin Ingeborg Töpfer zurück. Der Täter wurde noch nicht gefunden, eine Tatwaffe auch nicht. Die Ermittlungskommission wurde stark abgespeckt. Eine Bestandsaufnahme. Beamte suchten am hell erleuchteten Tatort in dem kleinen Norfer Wäldchen nach verwertbaren Spuren. NGZ-Foto: L. Berns

Wer hat Ingeborg Töpfer ermordet? Guido Adler weiß es nicht. Der Kriminalhauptkommissar der Düsseldorfer Ermittlungsgruppe "Norfbach" glaubt an eine so genannte Beziehungstat, "ein Profi-Killer war es sicher nicht". Doch Beweise oder gar einen Täter kann er nicht liefern. Und keine "heiße" Spur.

Rückblende: Am Dienstag, 6. September, geht die 66 Jahre alte Ingeborg Töpfer zusammen mit ihrer Tochter Nicole (27) und dem anderthalb Jahre alten Enkel Steven im kleinen Wäldchen am Norfbach spazieren, als sie urplötzlich von einem Unbekannten, der an der Handtasche zerrt, attackiert und mit einem Gegenstand schwer geschlagen wird.

Die Rentnerin stirbt noch am Tatort an ihren schweren Kopfverletzungen. Tochter Nicole hat sich und ihr Kind in einiger Entfernung in Sicherheit gebracht, muss von dort alles mitansehen. Eine schreckliche Situation. Die Polizei setzt starke Kräfte ein, durchsucht noch am gleichen Tag und in den kommenden Tagen weiträumig den Tatort. Ohne großen Erfolg.

Die Tatwaffe ist nicht aufzufinden, auch andere, verwertbare Spuren fehlen bis heute. "Als Tatwaffe kann zum Beispiel ein kleiner, handlicher Totschläger in Frage kommen", sagt Guido Adler. "Aber wir wissen es nicht." Die

Kripo Düsseldorf, die in diesem Fall die Federführung hat, bildet die 15-köpfige Mordkommission "Norfbach". Sie gibt eine Täterbeschreibung heraus, die nach den Angaben der Tochter entstanden ist, wendet sich mit Plakaten und Flugblättern an die Norfer Bevölkerung.

Die Resonanz ist groß: "Die Norfer Bevölkerung zeigte sich an der Aufklärung des Falles sehr interessiert", so Adler, "kein Vergleich zu Fällen in einer Großstadt oder in einem anonymen Hochhaus. Es gingen viele Hinweise ein." Leider keiner, der zur heißen Spur wurde. Fernsehsender wenden sich an die Kriminalpolizei, bieten ihre Hilfe an. Zum Beispiel der Mitteldeutsche Rundfunk mit seiner Sendung "Kripo live" oder auch "Aktenzeichen XY ungelöst" des ZDF.

Adler: "Wir stehen dieser Art der Fahndung grundsätzlich offen gegenüber, haben dies aber hier abgelehnt, weil uns zum einen der Zeitpunkt nicht geeignet erschien. Zum anderen gehen wir nach wie vor davon aus, dass es sich um einen Täter aus dem lokalen oder regionalen Umfeld handelt." In den Kreis der Verdächtigen geraten auch Tochter Nicole und ihr Ehemann Eduardo.

Es gab eine Reihe von Indizien, Fragen und Ungereimtheiten, weshalb die Staatsanwaltschaft grünes Licht gab, das Paar genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Wohnung der 27-Jährigen wird durchsucht, das Ehepaar von den ermittelnden Beamten nochmals befragt. Das Mordopfer gilt als "nicht unvermögend", so Adler. Ein Tatmotiv? Spielen Schulden oder eine Erbschaft eine Rolle?

Tochter und Ehemann betrieben eine Zeitlang in Düsseldorf-Bilk eine Gaststätte, für die sie offenbar das notwendige Geld von Ingeborg Töpfer erhielten. "Die Finanzermittlungen sind noch nicht abgeschlossen", so der Kripo-Beamte vielsagend. Allerdings: Eine Festnahme gab es in dem Fall bislang nicht. Schwiegersohn Eduardo konnte ein Alibi präsentieren, das "keine wesentlichen Unstimmigkeiten zeigte und nachvollziehbar war", so Guido Adler.

Gerüchte tauchten auf, wonach sogar in der Heimat von Eduardo, in der Dominikanischen Republik, ermittelt wird. "Das stimmt nicht", widerspricht Adler. Aber genauere Angaben zu Verwandten in der Heimat und möglichen Aufenthalten in Deutschland macht er aus ermittlungstaktischen Gründen nicht. Die aktuelle Situation: Die Mordkommission "Norfbach" existiert nicht mehr.

Die ursprünglich 15-köpfige Gruppe wurde auf drei bis vier Beamte abgespeckt, Neusser Kripobeamte sind nicht mehr beteiligt. Adler: "Die wesentlichen Dinge sind abgearbeitet. Alles Weitere kann von hier aus geschehen, daher haben wir den Standort Neuss aufgegeben." Die Umstände der Tat sprechen dafür, dass der Mörder aus dem Umfeld stammt.

Dafür spricht auch die Statistik, die Guido Adler bemüht: "80 bis 90 Prozent der Morde sind so genannte Beziehungstaten." Inzwischen wird (wieder) in alle Richtungen ermittelt, so kommt auch der unbekannte Räuber oder der durchgeknallte Junkie ins Spiel. Obwohl Adler so recht nicht daran glauben mag. Also der perfekte Mord? Adler: "Ich bin noch optimistisch, dass wir den Täter ermitteln können."

(NGZ)
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