Neusser Woche Kartellwächter Prüfen Krankenhaus-Fusion Der Rhein-Kreis kämpft um seinen Einfluss

Neuss · Alle reden über die Fusion der Krankenhäuser, doch der Kampf um die kommunale Gesundheitsvorsorge hat erst begonnen.

Spät traten Landrat sowie Kreistag und Kreisverwaltung auf die Bremse. Zu spät? Sie handelten erst als das jährliche Defizit der Kreis-Krankenhäuser bei sechs Millionen Euro angekommen war. Glaubt man Experten, soll die Trendwende geschafft sein. Das laufende Geschäftsjahr soll mit einer Besserung um zwei Millionen Euro abschließen. Hört sich gut an, heißt aber: Vier Millionen Euro Verlust. Erst wenn aus der Trendwende stabile Kontinuität wird, könnte die neue gemeinnützige Rhein-Kreis Kliniken GmbH spätestens 2020 die angestrebte schwarze Null schreiben. Der Kreis hätte seine Chance zur Sanierung erfolgreich genutzt.

Ein Etappenziel, mehr nicht. Denn perspektivisch geht es um die bestmögliche medizinische Versorgung der Menschen vor Ort. Dazu sind Innovationen und Investitionen erforderlich. Um die zu sichern, strebt eine Mehrheit im Kreistag um Landrat Petrauschke und CDU-Chef Welsink die Fusion der Kreis-Krankenhäuser mit dem Neusser "Lukas" an. Ihr Wunsch ist eine Verschmelzung auf Augenhöhe, gemeint ist eine 50:50-Lösung. Gut möglich, dass der Rhein-Kreis viele Millionen Euro einzahlen muss, um auf Augenhöhe zu kommen.

Ob die Kartellwächter überhaupt oder wenn, nur unter Auflagen die Fusion genehmigen werden, muss sich zeigen. Eine marktbeherrschende Position mag gegeben sein, wenn nur der Rhein-Kreis betrachtet wird; ist der Ballungsraum Düsseldorf/Köln das Referenzgebiet, sieht die Wettbewerbssituation ganz anders aus. Was aber, wenn das Kartellamt die Fusion stoppt? Dann könnte der Verkauf das Ergebnis des jahrelangen Niedergangs sein. Helios wird als Interessent schon genannt. Denkbar auch, dass die Kreis-Standorte aufgespalten werden. Dormagen zum "Lukas", Grevenbroich zum "Etienne".

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(NGZ)
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