Serie Musikbands In Neuss Der Sound der Highlands in Neuss

Neuss · Vor sieben Jahren kamen ein paar Freunde auf die Idee, Dudelsackspielen zu lernen. Mittlerweile treten sie als erste offizielle Pipe Band in Neuss, die Novaesium Pipes and Drums, auf. Ihr größter Traum ist das Edinburgh Military Tattoo.

 Das schottische Edinburgh ist weit weg, das Neusser Münster nah: Die Musiker der Novaesium Pipes and Drums in der Innenstadt.

Das schottische Edinburgh ist weit weg, das Neusser Münster nah: Die Musiker der Novaesium Pipes and Drums in der Innenstadt.

Foto: salz

Graue Wolken ziehen über das Quirinusmünster. Es ist kühl und windig. Nur wenige Menschen verlieren sich auf dem Münsterplatz, Passanten eilen vorüber. Wie gemalt zu dem Wetter, ertönen plötzlich dumpfe Schläge, rhythmisches Trommeln und das hohe und zuweilen schrille Pfeifen der Dudelsäcke - es ist der Sound der schottischen Highlands. Die Leute bleiben stehen, filmen mit ihren Smartphones und hören gebannt zu. Nachdem die Musik verstummt, klatschen sie begeistert.

Verantwortlich für den kleinen Aufruhr am Münster sind fünf Neusser im Alter zwischen 18 und 30 Jahren. Zusammen mit einem Freund bilden sie die erste offizielle Dudelsack Band in Neuss, die Novaesium Pipes and Drums. Sie spielen mit Great Highland Bagpipes (Dudelsäcken), Snare Drums (Trommeln) und einer Bass Drum (Pauke) schottische Militärmusik und und traditionelle Lieder wie "Amazing Grace" - und das möglichst professionell. Instrumente, Ausrüstung und Kleidung stammt alles original aus Schottland. Regelmäßig proben sie, und das seit vielen Jahren.

"Dass wir das mal so machen, war echt nicht geplant", erzählt Dennis Kreis, einer der Gründungsmitglieder. Denn angefangen hat es als Spaß. "Ich kam irgendwie auf die blöde Idee, Dudelsackspielen lernen zu wollen", erzählt er. Er fand zwei Freunde, Frederick Hoedemakers und Thomas Günther, die sich ihm schlossen, und zu dritt legten sie los. Sie haben sich Instrumente besorgt und sich einen Musiklehrer gesucht. Die Kleidung stammte, wie es sich für echte Neusser gehört, aus dem Karnevalsladen.

"Wir haben gut ein halbes Jahr Unterricht genommen", erzählt Hoedemakers. Danach hatten sie so viel Gefallen daran gefunden, dass sie alleine weitergemacht haben. "Wir haben uns dann alles selber beigebracht", ergänzt Kreis. Später haben sie mit Matthias Brimmers, Kai Boßems und Louis Mills weitere Mitstreiter gefunden. Sie alle kommen aus Neuss, wohnen noch in der Gegend und sind miteinander befreundet.

Die Musik hat sie zu richtigen Schottland-Fans werden lassen, mit einer besonderen Vorliebe für Whisky, wie sie zwinkernd erzählen. Öfters waren sie schon im Land, unter anderem beim Edinburgh Military Tattoo, wo Bands und marschierenden Formationen auftreten und Militärmusik spielen. Das Edinburgh Military Tattoo ist die berühmtesteVeranstaltung dieser Art weltweit und zugleich das größte Musikfestival Schottlands. Die besten Dudelsackspieler kommen hier zusammen. "Das sind alles Vollprofis. Von deren Niveau sind wir weit weg", erzählt Kreis. Dennoch träumen er und seine Freunde davon, einmal in Edinburgh zu spielen. "Das wäre das Größte."

Aber immerhin hat es die Pipe and Drums Band aus Neuss schon auf die deutsche Version, auf das Deutschland Military Tattoo, geschafft. 2013 haben sie zusammen mit 800 Musikern vor 40 000 Zuschauern in der Arena Auf Schalke gespielt, erzählt Kreis. "Das war Gänsehaut pur." Ansonsten spielen sie bei privaten und Firmenfeien, bei Sommer- und Schützenfesten. Oder auch wie jüngst beim Christopher Street Day in Köln. "Toleranz, Respekt, Achtung, harmonievolles Miteinander" posten sie dazu im Facebook, das seien starke Worte, aber die Musiker wollten auch Zeichen setzen.

"Was wir verdienen, stecken wir wieder in die Band", erzählt Brimmers. Denn es sei kein billiges Hobby. Ein guter Dudelsack beginne ab 1200 Euro und lasse sich für viel Geld immer weiter verschönern. Und auch die Originalkleidung sei kostspielig.

Nachdem die Band ihre Kostprobe auf dem Münsterplatz beendet hat, bittet sie eine Passantin, "Amazing Grace" zu spielen. Es sei das Lieblingslied ihres Vaters gewesen, der vor sechs Monaten gestorben ist. Die Jungs lassen sich nicht lange bitte und spielen die trostbringenden Weise. Im Sound der Highlands.

(NGZ)
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