Neuss Deutschrapper gewinnt Förderpreis

Neuss · Beim nun mit "Sing City" überschriebenen "Rock- und Pop Förderpreis" der Stadt Neuss war das Greyhound Pier 1 gerade einmal halbvoll. Die Finalisten ließen aber musikalisch selten Wünsche offen. Gewonnen hat der Rapper Fillie.

 Der Deutschrapper Fillie aus Neuss hat beim Finale des Wettbewerbs im Greyhound Pier I den ersten Platz belegt. Die damit verbundene Teilnahme am Dormagener Rock'n'Roll Slam Festival trat er an die zweitplatzierte Band ab.

Der Deutschrapper Fillie aus Neuss hat beim Finale des Wettbewerbs im Greyhound Pier I den ersten Platz belegt. Die damit verbundene Teilnahme am Dormagener Rock'n'Roll Slam Festival trat er an die zweitplatzierte Band ab.

Foto: Andreas Woitschützke

Organisatorisch müssen noch Stellschrauben gedreht werden, um den nun mit "Sing City" überschriebenen "Rock- und Pop Förderpreis" der Stadt Neuss auch zukünftig auszutragen: Das Greyhound Pier 1 war beim Neustart dieses Wettbewerbs gerade einmal halbvoll. Musikalisch ließen die Finalisten aber selten Wünsche offen.

Im Grunde läuft ein Wettbewerb wie "Sing City" dem Spirit von Pop und Rock zuwider. Denn diese Gattungen populärer Musik transportieren stets große Gefühle und vermitteln Zeitgeist und das Lebensgefühl einer Generation, hin und wieder spüren sie sogar gesellschaftlichen und politischen Trends nach. Auch geht es um Träume: davon, irgendwann einmal selbst auf einer großen Festivalbühne zu stehen und den Menschenmassen davor seine Musik zu präsentieren. Vor allem handeln Pop und Rock von der Dringlichkeit, die Emotionen zum Ausdruck zu bringen, die sich tief im Innern der Musiker Bahn brechen wollen. All das lässt sich nur mit Mühe in das Korsett eines Wettbewerbs zwängen. Der Traum einer Band scheint schon im Vorfeld geplatzt zu sein: Gravity aus Kaarst haben kurzfristig die Teilnahme abgesagt - aus "persönlichen Gründen", so die den Wettbewerb ausrichtende Agentur Die Eventmacher.

Der Traum einer anderen Finalband darf jedoch nicht platzen, obwohl diese bei der Verkündung des diesjährigen Gewinners nicht einmal genannt worden ist. Allein schon für den Namen The Mersey Boys hätte sich dieses Quartett aus Meerbusch eine lobende Erwähnung durch die Jury verdient: Zum einen, weil der auf die englische Hafenstadt Liverpool verweist, durch die der Mersey River in die Irische See fließt und die vor 60 Jahren Heimat der Beatles, war, stilistische Referenz auch für die vier Meerbuscher; zum anderen, weil dieser phonetisch Assoziationen an den Namen des eigenen Herkunftsortes nördlich von Neuss weckt. Sicherlich hat bei den jungen Musikern nicht jeder Break gesessen, auch nicht jeder Satzgesang ist sattelfest gewesen. Doch der Drang nach Emotionalität und persönlichem Ausdruck ist im Konzert der Mersey Boys deutlich zu hören gewesen.

Der "Sing City"-Gewinner ist dann überraschend - vielleicht, weil Deutschrap etwas in die Jahre gekommen ist. Aber der Neusser Fillie hat es drauf, seine zum Teil im Freestyle gerappten Lyrics scharf zu würzen, mit der Bedeutung der Wörter zu jonglieren und oft den Flow seiner Beats gegen den rhythmischen Strich zu bürsten. Vor allem ist Fillie ein Sympath, der seinen mit dem Preis gewonnen Auftritt beim Dormagener Rock 'n' Roll Slam Festival an die zweitplatzierte Band Black Remains aus Grevenbroich abtritt: Als Hiphopper habe er nichts mit Rock zu tun. Am liebsten hätte man ihn an ein Fotoerinnert, auf dem er mit dem Schriftzug "Run-D.M.C." auf dem T-Shirt zu sehen ist. Spielt auf diesem Festival einen Heavy-Rock-Rap-Song zusammen, möchte man Fillie und Black Remains zurufen, so wie vor 30 Jahren dieses Rap-Trio mit den Hardrockern von Aerosmith den Hit "Walk This Way": Das könnte was werden. Die wohl professionellste Leistung hat False Blossom gezeigt: einerseits, weil die Band aus Dormagen ein hartes Rock-Brett zwischen Punk und Alternative spielt, das die Musiker druckvoll dem Publikum entgegenschleudern; andererseits, weil Sängerin Annika mit ihrem poppigen Timbre so etwas wie die "falsche Blüte" ist. Allein für diese ironische Anspielung wäre mehr als nur ein dritter Platz bei "Sing City" drin gewesen.

Bei den Platzierungen ist uns in einer früheren Version des Artikels ein Fehler unterlaufen. Wir haben es korrigiert.

(NGZ)
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