Neuss Die Gänse vom Jröne Meerke

Neuss · Das Jröne Meerke im Norden von Neuss ist nur ein kleiner See, dennoch leben dort mehr als 80 Gänse. Das Leben der Tiere ist ein Naturschauspiel. Natürliche Feinde haben die Vögel nicht – Gefahr droht aber von freilaufenden Hunden.

 Das Leben der Gänse fasziniert den Neusser Manfred Rautenberg. Der Vogelfreund ist täglich am Jröne Meerke unterwegs.

Das Leben der Gänse fasziniert den Neusser Manfred Rautenberg. Der Vogelfreund ist täglich am Jröne Meerke unterwegs.

Foto: Woitschützke

Das Jröne Meerke im Norden von Neuss ist nur ein kleiner See, dennoch leben dort mehr als 80 Gänse. Das Leben der Tiere ist ein Naturschauspiel. Natürliche Feinde haben die Vögel nicht — Gefahr droht aber von freilaufenden Hunden.

Still steht Manfred Rautenberg am Ufer des Jröne Meerke. Seiner Umgebung schenkt er kaum Beachtung: Nicht den Spaziergängern, nicht den Fahrradfahrern. Seine Aufmerksamkeit gilt den Tieren: Graugänse, Blessgänse und Kanadagänse leben in großer Zahl an dem kleinen See im Norden von Neuss. Es ist ein besonderes Naturschauspiel, eines, dass Manfred Rautenberg schon seit Jahren fasziniert. Beinahe täglich kommt der 56-Jährige an den See, um die Vögel zu beobachten. Er hört zu — denn die Gänse sprechen miteinander. Sie begrüßen sich, schimpfen einander aus oder wollen mit ihren Rufen imponieren.

Rautenberg hat Körnerfutter für die Tiere dabei, weil die Wiesen ausgetrocknet sind und das Futter knapp ist. Wenn die Tiere nahe an den Vogelfreund herankommen, kann er sie gut beobachten. Rautenberg fasziniert das Sozialverhalten der Gänse. Etwa, dass die Tiere mit ihren Küken kleine Kindergärten bilden. Dabei übernimmt jeweils eine Gans die Aufsicht und hält nach Feinden Ausschau. Die anderen können derweil in Ruhe nach Futter suchen.

Gestört werden die Vögel kaum. Rautenberg schätzt, dass etwa 80 Gänse am Jröne Meerke leben. "Die Fläche ist übersichtlich, die Tiere fühlen sich geschützt", sagt er. Doch wirklich sicher sind die Gänse nicht: Immer wieder werden sie von Hunden angegriffen, besonders jetzt, in der Brut- und Aufzuchtzeit. Denn die Vögel wollen ihren Nachwuchs schützen und stellen sich dafür den freilaufenden Hunden in den Weg. Gruselige Fotos von totgebissenen Tieren kann Rautenberg zeigen. Bei den Bildern gerät der sonst so stille Mann in Rage. "Ich kann nicht verstehen, wie Hundehalter so verantwortungslos sein können", sagt der Tierschützer. Erst vor zwei Wochen hat er eine Gans eingefangen, die auf der Brust eine große Verletzung hatte. "Ihr Gefieder war knallrot vor lauter Blut", erzählt Rautenberg.

Verletzte Gänse nimmt er mit zu sich nach Hause, um sie gesund zu pflegen. Denn im Freien würden sich Fliegen auf die Wunden setzen und darin Eier legen. Nach der Genesung setzt Rautenberg die Tiere wieder am Jröne Meerke aus. Sein letzter Schützling, eine weibliche Gans, wurde dort schon sehnsüchtig erwartet: "Der Gänserich kam sofort ganz glücklich angeflattert", erzählt Rautenberg. Denn die sozialen Tiere haben feste Partnerschaften und vermissen sich gegenseitig. Heute hat die Gans wieder ein prächtiges Gefieder, und dennoch erkennt Rautenberg sie wieder. "Eigentlich bin ich mit jedem Tier hier vertraut", erzählt der gelernte Möbelkaufmann, der seine Leidenschaft für die Natur zum Beruf gemacht hat: In der Innenstadt betreibt er ein Zoohandelsgeschäft. Von den Besuchern des Jröne Meerke wünscht er sich mehr Achtung vor der Natur. "Und den Mut, Hundebesitzern auch mal die Meinung zu sagen", fügt Rautenberg hinzu.

(NGZ)
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