Neuss Die Grande Dame der Neusser SPD

Neuss · Anni Brandt-Elsweier war Bundestagsabgeordnete, Vize-Bürgermeisterin, Vize-Landrätin - und auch als 85-Jährige ist sie noch aktiv.

 Sie steht für Gerechtigkeit: Anni Brandt-Elsweier. Die langjährige SPD-Politikerin engagiert sich bis heute in der Kulturförderung.

Sie steht für Gerechtigkeit: Anni Brandt-Elsweier. Die langjährige SPD-Politikerin engagiert sich bis heute in der Kulturförderung.

Foto: Woi

Wer, wie Anni Brandt-Elsweier, 1932 geboren wurde, der erinnert sich an die Schrecken des Zweiten Weltkrieges gut. "Wir wussten, wo der Feind war", sagt die frühere Bundestagsabgeordnete und Richterin, "die Bomben kamen aus der Luft." Heute erlebe sie eine Welt in Unordnung, in der sich Gewaltbereitschaft und Rücksichtslosigkeit breit machten, in der Gesetze nicht mehr als Grenze akzeptiert seien und der gesellschaftliche Wertekonsens aufgekündigt werde. Diese Analyse muss eine Frau, die ihren Lebensweg "geradlinig und anständig" (O-Ton SPD-Chef Benno Jakubassa) gegangen ist, schmerzen.

Politik und Gesellschaft faszinieren sie bis heute. Auch wenn sie soeben ihr 85. Lebensjahr vollendet hat, ist Anni Brandt-Elsweier in der Gegenwart präsent. Noch am Donnerstagabend legte sie der Hauptversammlung des Museumsvereins den Bericht der Kassenprüfer vor. Wie vielen Fördervereinen sie angehört, weiß sie spontan nicht: "Aber zehn bis zwölf werden es schon sein." Vor allem im kulturellen Bereich. Den schönen Künsten war sie immer besonders zugetan.

Anni Brandt-Elsweier gehörte zwischen 1970 und der Jahrtausendwende neben Hermann Bolten und Udo Kissenkoetter zu den prägenden Persönlichkeiten der Neusser SPD, deren Grande Dame sie heute ist. Ihr Parteifreund Hartmut Rohmer, einer ihrer Nachfolger im Vorsitz des Kulturausschusses, formuliert das so: "In Anni Brandt-Elsweiers Person haben sich juristische und politische Kompetenz in idealer Weise mit einem liebenswürdigen und ausgleichenden Wesen verbunden. Nie hatte sie marktschreierische Töne nötig, weil sie auf die Kraft ihrer Argumente vertrauen konnte." Ihr Rat als "elder stateswoman" sei in Partei und Fraktion weiterhin gefragt. Auch Heinz Günther Hüsch (CDU), ein langjähriger politischer Mitbewerber, spart nicht mit Komplimenten für eine Frau, "die sich erkennbar immer absolut gerecht" verhielt: "Ich schätze ihre Lebenshaltung und ihre politische Lebensleistung sehr."

Die Liste ihrer Ämter und Mandate ist lang. Anni Brandt-Elsweier war Vorsitzende der Ratsfraktion, Vize-Bürgermeisterin und Vize-Landrätin. Ihr größtes politisches Erfolgserlebnis hatte sie aber als Bundestagsabgeordnete (1990 bis 2002), den Regierungswechsel 1998. Gerhard Schröder wurde Kanzler: "Es war schön, endlich auch einmal Sachthemen durchsetzen zu können." Im Mittelpunkt ihres Denkens und Handelns stand immer die Gerechtigkeit, insbesondere die Gerechtigkeit gegenüber und für Frauen. So waren "Frauen in der Bundeswehr" für sie ein Thema, aber auch das Prostituiertengesetz und der Schutz vor Stalkern.

Nach wie vor lebt Anni Brandt-Elsweier in Reuschenberg. Aufmerksam verfolgt sie, wie Reiner Breuer als Bürgermeister agiert: "Es ist eine Freude, dass ich noch einen Bürgermeister mit SPD-Parteibuch in Neuss erlebe." In das Jahr mit Landes- und Bundestagswahl geht sie in der Hoffnung, dass "die Revolution, die Martin Schulz als designierter Kanzlerkandidat ausgelöst hat, auch nachhaltig sein wird."

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