Neuss Die Höhner - nachdenkliche Weihnacht

Neuss · Die vor allem aus dem Karneval bekannte Band schlug in der Stadthalle besinnliche (kölsche) Töne an.

 Die Kölner Kult-Band "Höhner" begeisterte das Publikum mit einer heiter-besinnlichen Show.

Die Kölner Kult-Band "Höhner" begeisterte das Publikum mit einer heiter-besinnlichen Show.

Foto: Luc Lodder

Wer kennt sie nicht, die "Höhner" - die karnevalistischen Spaßvögel aus Köln? Sie sind berühmt für ausgelassene Stimmung und für Partylaune bis zum Siedepunkt. Sie sind Popstars, vor 45 Jahren gegründet, doch aktuell wie nie. Die Anmoderation von Sänger und Frontmann Henning Krautmacher in der am letzten Sonntag ausverkauften Stadthalle war darum eher ungewöhnlich, als er ankündigte, der Abend werde zwar fröhlich, aber auch ein wenig besinnlich und nachdenklich. Denn die Sechs sind auf Weihnachtstournee.

"Hallo wie jeit et" ist dann der Einstieg in einen musikalisch bunten Abend, die Profis haben ihr Publikum im Handumdrehen im Griff. Mit den Gitarristen Hannes Schöner und John Parsons, dem Multiinstrumentalisten Jens Streifling, Keyboarder Micki Schläger und Bassist Hannes Schöner hat Krautmacher unzählige Male die Hallen und Säle der rheinischen Karnevalshochburgen gestürmt. Doch das Konzert in Neuss ist besonders, hatten sich die Musiker doch vorgenommen, die Adventszeit gebührend zu begehen. "Little Drummer Boy" ist ein musikalisches Kleinod, mit "Stille Helde" besingen sie die Vielzahl der ehrenamtlichen Unterstützer in unserer Gesellschaft: "...die die helfe, ohne ze schwade...". Über Donald Trump kommt Hannes Schöner auf die AfD zu sprechen. "Die ist doch auch nur ein Ausdruck der Angst der Menschen in diesem Land."

Es wird - ganz ohne den erhobenen Zeigefinger - sozialkritisch, doch wer, wenn nicht die Höhner, dürften sich das erlauben? Seit mehr als zwei Jahrzehnten engagieren sie sich für Randgruppen, helfen denen, die keine Lobby haben. Obdachlose ("Alles verlore"), Flüchtlinge ("Bethlehem") und Kinder stehen da im Fokus und so überrascht es nicht, dass mit dem Kölner Chorprojekt "Grenzenlos" plötzlich eine Schar junger Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten mit auf der Bühne steht. "Neues Land in Sicht" ist ihre Hymne, ihr Ausdruck für neu gewonnene Perspektiven und Lebensfreude.

Das Publikum erhebt sich und honoriert das mit minutenlangem Applaus. Dann folgt "Halleluja", eine Hommage an den kürzlich verstorbenen Leonard Cohen. Das Ehepaar Dorit und Jens Rottmann kommt aus Meerbusch und ist, wie die begleitenden Freunde, in der Pause noch sehr berührt: "Wir kennen die Höhner seit Jahren und bewundern die Band für ihre aufrechte Haltung zu aktuellen Themen, gerade den unbequemen", sagt sie. "Die Weihnachtszeit bedeutet doch für die meisten von uns Besinnlichkeit, Wärme und Frieden. Jetzt auf die zu schauen, denen es nicht so gut geht, ist typisch für die Höhner, und darum sind wir hier!"

"God rest ye merry Gentlemen" bringt den Abend wieder in weihnachtliche Bahnen, mit einem Medley aus Cat Stevens Songs und den größten Hits des "Rat Pack" beschenken die Höhner sich selbst. Nach fast drei Stunden Programm und etlichen Zugaben ein vielumjubelter Schluss: "Maat et joot!"

(NGZ)
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