Neusser Woche Galopprennbahn Die Kapitulation der Ideenlosen

Neuss · Turf hat in Neuss Tradition. Wird sie nur bewahrt und nicht fortgeschrieben, verliert sie ihre Vitalität. Da Ideen und Mut fehlen, ist nun das Ende nahe.

Politik und Verwaltung können nicht anders: Sie müssen fristgerecht zum 30. Juni 2018 den Nutzungsvertrag mit Reiter- und Rennverein aufkündigen, damit er sich nicht automatisch um drei weitere Jahre der Ungewissheit verlängert. Der Beschluss, offiziell durch die Gesellschafterversammlung von Neuss Marketing gefasst, bedeutet, dass Ende 2019 hinter die Geschichte des Galoppsports in Neuss nach 144 Jahren ein Schlusspunkt gesetzt wird.

Für die Fortsetzung des Pferderennsports vor der Hessentorbrücke fehlt jede konstruktive Perspektive. Ein schlichtes Weiter so, das obendrein noch viel Geld kostet, reicht nicht für die Zukunft. Nun sind beileibe nicht alle Probleme in Neuss hausgemacht. Der Galoppsport hat deutschlandweit ein strukturelles Problem, weil das Wettgeschäft zu weiten Teilen ins Netz abgewandert ist, ohne dass die Veranstalter ausreichend finanziellen Anteil haben, um ihre Arbeit zu tun. Hausgemacht in Neuss ist aber, dass neben dem Rennsport - inklusive Trainingsarbeit - parallel kein tragfähiges Nutzungskonzept entwickelt wurde, so dass auch die Bevölkerung an der Bahn partizipiert. Es fehlen Ideen bei der Stadt und Neuss Marketing, und bei allen Beteiligten fehlt es am Willen, neue Optionen zu erproben.

So wird aus der Kündigung die Kapitulation der Ideenlosen. Denn mit dem letzten Rennen werden die Probleme auf der Bahn nicht gelöst sein. Wer Nein zum Galopp in Neuss sagt, der muss konsequenterweise sagen, was er künftig mit diesem stadtnahen Gelände machen will - drei Tage Schützenfest Ende August sind zu wenig. Die Errichtung einer seit Jahren überfälligen Multifunktionshalle könnte ein erster Schritt sein. Wie die bespielt wird, müssen Kultur, Sport, Wirtschaftsförderung und Neuss Marketing sagen. Noch ein jahrelanges Mikado-Spiel überlebt die grüne Rennbahn-Lunge der City nicht. Wenn Bauvereins-Chef Frank Lubig aus dem Fenster schaut, hat er immer einen kreativen Blick auf die Rennbahn ...

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(NGZ)
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