Neuss Die multikulturelle Theatergruppe

Neuss · Integration und Verständigung sind das Ziel. Dafür geht das Ensemble "Die Internationalen in Neuss" auf die Bühne. In ihrem jüngsten Projekt verschmelzen die 23 Laien-Schauspieler aus acht Nationen Märchenszenen aus aller Welt.

 Sie schaffen das! 23 Schauspieler, acht Nationalitäten, eine Inszenierung. Das Ensemble "Die Internationalen von Neuss" probt ihr neues Stück "No border", das am Sonntag im Kulturkeller Premiere haben wird.

Sie schaffen das! 23 Schauspieler, acht Nationalitäten, eine Inszenierung. Das Ensemble "Die Internationalen von Neuss" probt ihr neues Stück "No border", das am Sonntag im Kulturkeller Premiere haben wird.

Foto: L. Berns

Dass sie einmal auf einer Bühne stehen würde, hätte sich Mona Willlczek niemals träumen lassen. "Ich hatte gar keine schauspielerischen Ambitonen", sagt die 23-Jährige. Bis sie im vergangenen Jahr dem Ensemble "Die Internationalen in Neuss" begegnet sei. "Ich war als Praktikanten beim Off-Theater und von diesem Projekt so begeistert, das ich diesmal bei der Inszenierung mitspiele", erzählt die Sozialpädagogik-Studentin.

Dieses Projekt, das ist eine Gemeinschaftsarbeit der Caritas Sozialdienste, dem Fachdienst für Integration und Migration und dem Neusser Off-Theater. Seit 2009 bringen 23 Laien-Schauspieler aus acht Nationen als multikulturelle Theatergruppe "Die Internationalen in Neuss" gemeinsam Theaterstücke auf die Bühne. "In der Regel setzen wir uns im Oktober zusammen und überlegen, welches Stück wir aufführen wollen, wie wir es konzipieren und inszenieren. Das läuft alles sehr demokratisch", sagt Theaterpädagogin Jessica Höhn. In diesem Jahr habe sich die Gruppe für eine Collage aus verschiedenen Märchen entschieden.

Den Rahmen bilden die Erzählungen einer Großmutter. Sie bringt ihrem Enkel die Geschichten um Hexen. Zwerge und Könige nahe. "Sagen und Legenden gibt es in jeder Kultur. Das erschien uns als eine prima Basis", sagt Höhn.

Denn unterschiedliche Nationalitäten miteinander zu verbinden, ist die Grundidee des Theaterprojekts - und sie scheint zu funktionieren. "Ich habe zuvor kaum etwas über die indische oder die irakische Kultur gewusst. Durch das Theaterspielen habe ich Menschen aus diesen Ländern kennengelernt und viel über ihre Sitten und Bräuche erfahren", erzählt Ifaket Sahin. Die 49-Jährige ist vor 28 Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen und freut sich, in diesem Jahr auch die Märchenwelt ihrer Wahlheimat kennen zu lernen. Auch Valiollah Namazi ist von "Die Internationalen in Neuss" überzeugt. "Ich lebe seit 25 Jahren in Deutschland. Mit so vielen Leuten wie bei dieser Gruppe bin ich in der ganzen Zeit zuvor nicht in Kontakt gekommen", stellt der gebürtige Iraker fest. Für Dagy Fries ist es auch die Begegnung der Generationen, die das multikulturelle Theater so spannend macht. "Ich spiele über das Jahr in einer Senioren-Theatergruppe. Aber hier habe ich die Möglichkeit, mich mit jüngeren Menschen auszutauschen. Wir lernen alle viel voneinander", sagt die 70-Jährige.

Denn "Die Internationalen in Neuss" sitzen alle in einem Boot - und das auch im wahren Sinne des Wortes. In einer Szene der jüngsten Inszenierung bringen die Laien-Darsteller die Überquerung des Ozeans in einem Flüchtlingsboot auf die Bühne. "Die Thematik ist sehr aktuell und beschäftigt uns alle. Auch viele Märchenfiguren sind irgendwie Flüchtlinge. So haben wir einen Weg gefunden, das Thema in unser Stück einzuarbeiten", erklärt Jessica Höhn. Eine Szene zeigt nun Flüchtlinge in einem winzigen Boot, das den Kampf gegen die Wellen verliert. Und es ist schließlich die Hauptfigur aus "Der Fischer und seine Frau", die einen der Flüchtlinge tot am Strand findet.

(NGZ)
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