Ausstellung in der Alten Post Die Poesie des Materials Beton

Neuss · Der Bildhauer Martin Kleppe und der Architekt Peter Böhm gestalten in der Alten Post eine Ausstellung, die die Vielfalt und Wandlungsfähigkeit von Beton zeigt. Kleppe ist auch ein Forscher, hat den Textilbeton mitentwickelt.

 Bildhauer Martin Kleppe (r.) und Architekt Peter Böhm stellen gemeinsam in der Alten Post aus. Die beiden sind Freunde und immer wieder Partner bei der Umsetzung von (Neu-)Bauten.

Bildhauer Martin Kleppe (r.) und Architekt Peter Böhm stellen gemeinsam in der Alten Post aus. Die beiden sind Freunde und immer wieder Partner bei der Umsetzung von (Neu-)Bauten.

Foto: Hanne Brandt

Eine Badewanne in der Alten Post - kommt auch nicht alle Tage dort ins Haus. Aber diese Wanne (mit Abflussloch) ist nicht nur aus ungewöhnlichem Material, sondern auch ein Unikat. Sie ist aus Beton, und es gibt nur diese eine. Ihre Alltagsprobe hat sie auch schon bestanden. Im Bad von Martin Kleppe. "Ja, man kann drin baden", bestätigt der Bildhauer lächelnd, er hat sie nun ausgebaut, um auch mit Mobiliar zu zeigen, wie wandlungsfähig Beton ist. Wollte man sie kaufen, müsste man allerdings mindestens 5500 Euro zahlen.

Kleppe ist ein Schüler von Tony Cragg, hat Beton als Material entdeckt, als er sich an der Hochschule für Bildende Kunst (HfBK) in Dresden zum Thema "Bauen mit Textilien" zu informieren. "Ich begann, mit dem Baustoff Beton zu experimentieren", erzählt er, hat seit 2011/12 in Dresden einen Lehrauftrag und seit 2015 einen weiteren an der Hochschule für Gestaltung Trier im Fachbereich Architektur. In Dresden hat er auch sein bevorzugtes Material, Textilbeton, mitentwickelt. "Dank der Kohlefaserstrukturen ist er sehr korrosionsbeständig", sagt er, "könnte auch für den Brückenbau verwendet werden."

Klaus Richter, Kollege von Kleppe und städtischer Kurator der Alten Post, hat den gebürtigen Kölner, der heute in der Eifel lebt, eingeladen und nennt ihn lachend auch "Betonpapst". Da der Ausstellungsmacher gern verschiedene Disziplinen zusammenführt, freut er sich, dass Kleppe den Architekten Peter Böhm als Partner mitgebracht hat. Ohnehin arbeitet der Bildhauer oft und gern mit Böhm zusammen. Beide haben eine sehr klare Formensprache und experimentieren dabei mit dem Material - was sich bei dem Architekten etwa an seiner Erweiterung des Philosophischen Seminars in Münster zeigt und bei Kleppe an den großen Skulpturen, die auch tauglich für den Außenbereich sind- was ihm auch wichtig ist.

Dass die Betrachtung von Kleppes Skulpturen unwillkürlich Assoziation zur Architektur hervorrufen, hängt aber nicht allein mit dem genutzten Material zusammen. Beton mag ein Stoff der Baubranche sein, aber Böhm setzt ihn in seiner Architektur so kunst- wie sinnvoll ein, und bei Kleppe wird er in Form von Skulpturen verwendet, die mal alltagstauglich, mal rätselhaft sind.

"verdichteter Beton" hat Klaus Richter die Schau betitelt und legt großen Wert auf die Kleinschreibung des Adjektivs, denn er mag die dadurch entstehende Doppeldeutigkeit. Zum einen weist sie auf die Materialbeschaffenheit hin, zum anderen auf die poetischen Interpretationensmlöglichkeiten der Kleppe-Skulpturen. Selbst ein Tisch Tisch mit einer Halbkugel als Fuß und einer Platte, die wie Marmor aussieht, ist nicht einfach nur ein Tisch, eine andere Arbeit könnte auch der versteinerte Rest eines urzeitlichen Planze sein. Wobei der 44-Jährige Skulpturen erschafft, die erdenschwer wirken, aber eine Wand "dünn wie eine Eierschale" haben.

Kleppes Arbeit bewegt sich zwischen freier Bildhauerei und Architektur, dazu passen ideal die Entwürfe und Bauten in Form von Fotos und Modellen von Peter Böhm.

(hbm)
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