Neuss Die "Rathauskantine" feiert Halloween im TaS

Neuss · Das Theater am Schlachthof thematisiert die Bürgermeisterwahl und zeigt mit "Kürbiskopf süß-sauer" politisches Kabarett von Feinsten.

 Klamauk und Witz bei der 13. Ausgabe der "Rathauskantine", v. l.: Jens Spörckmann, Stefanie Otten, Dennis Prang und Sabine Wiegand als "Dat Rosi".

Klamauk und Witz bei der 13. Ausgabe der "Rathauskantine", v. l.: Jens Spörckmann, Stefanie Otten, Dennis Prang und Sabine Wiegand als "Dat Rosi".

Foto: TaS

Alfred Sülheim hat Halloween den Kampf angesagt. Für den Neusser Stadtarchivar ist klar: Kürbiskopf-Fratzen, Monster-Spinnen und Vampir-Zähne haben in seiner Heimatstadt nichts zu suchen. "Neuss will Weltkulturerbe werden. Das wird nichts, wenn wir uns vom Halloween-Virus infizieren lassen. Es ist schon schlimm genug, dass Kölsch unsere einheimischen Limos zu verdrängen droht. Da dürfen wir nicht zulassen, dass auch noch Allerheiligen verschwindet", stellt er fest. Und ahnt nicht, welch düstere Pläne seine Kollegen hinter seinem Rücken aushecken...

Ist Halloween Brauchtumsmissbrauch? Eine Frage, der das Kabarett "Die Rathauskantine" in seiner 13. Ausgabe nachgeht. Die "heimlichen Herrscher der Stadtverwaltung", Stadtarchivar Alfred Sülheim (Jens Spörckmann), Controllerin Simone Strack (Stefanie Otten) und Hausmeister Jupp Schwaderath (Dennis Prang) sind sich naturgemäß uneins - und dann taucht auch noch "Dat Rosi" (Sabine Wiegand) aus dem Ruhrpott auf.

Das Theater am Schlachthof (TaS) im Barbaraviertel inszeniert unter der Regie von Markus Andrae mit "Kürbiskopf süß-sauer" eine herrlich-chaotische Party-Planung - zum Schreien komisch und fantastisch gespielt.

Die Halloween-Problematik liefert dabei nur den Rahmen für eine kabarettistische Analyse aktueller Ereignisse. Gewohnt fachmännisch setzen sich der penible Archivar, der lautstark über seine eigenen Witze lachende Hausmeister und die strenge Controllerin mit Groß- und Klein-Ereignissen auseinander.

Dabei wird die Bürgermeisterwahl ebenso thematisiert wie die Furcht der Stadtverwaltungsmitarbeiter vor Veränderungen. Für die "anonymen Angestellten" wird ein Gesprächskreis mit dem Therapeuten Rohrspecht-Sparwasser angeboten, in dem sie über ihre Ängste sprechen können. Wie Dieter aus dem städtischen Gartenamt: "Ich habe mich immer um die Pflanzen und Tiere gekümmert. Ganz in Ruhe - und jetzt soll das plötzlich transparent werden?"

Aber die "Rathauskantine" beschäftigt sich nicht nur mit lokaler Politik. Sie widmet sich dem TTIP-Freihandelsabkommen ebenso wie dem Skandal um das Deutsche (Fußball-)Sommermärchen 2006 und der Flüchtlings-Problematik. "Wo sind wir angekommen, wenn ein Busfahrer es in die Hauptnachrichten-Sendung schafft, nur weil er einen Flüchtling auf Englisch begrüßt?", fragt Controllerin Strack.

Und dann ist da noch "Dat Rosi". Eingeladen als Jurorin für den Halloween-Gesangs-Wettbewerb "Voice of Verwaltung". "Der sollte eigentlich Voice of Neuss heißen. Aber der Titel musste geändert werden, weil Reiner Breuer meinte, das wär' jetzt er", erklärt Jupp Schwaderath. Gekommen sei "Dat Rosi" nur nach viel gutem Zureden. "Weil es hier keinen Raucherraum mehr gibt, seit der Herbert ausgezogen ist."

"Kürbiskopf süß-sauer" ist Kabarett und Klamauk vom Feinsten, bei dem der Zuschauer-Bauch vor Lachen schmerzt. Zu sehen ist das Stück noch am Donnerstag, Freitag, Samstag (jeweils 20 Uhr) und Sonntag (19 Uhr).

(NGZ)
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