Historisches Neuss Die Rückkehr der Gaslaternen

Neuss · Anfang der 1950er Jahre verschwanden die "Gasfunzeln", nur am autofreien Markt gibt es sie wieder.

 Doppelarmige Kandelaber: die Gaslaternen am Markt.

Doppelarmige Kandelaber: die Gaslaternen am Markt.

Foto: L. Berns

Vom Rathausbalkon aus genießt man einen Blick auf Baden-Baden. So nämlich ist die Typbezeichnung der zweiarmigen Kandelaber, die den Markt nachts in ein mildes Licht tauchen. Es ist ein besonderes Licht, weil Gas die Laternen zum Leuchten bringt.

Die 17 Gaslaternen sind die einzigen im Stadtgebiet, wo inzwischen Nacht für Nacht mehr als 18.000 Laternen brennen - statistisch alle 30 Straßenmeter eine. Beide Modelle verbindet eine Gemeinsamkeit: Sie werden ferngesteuert eingeschaltet. Selbst die Gaslaternen steuert inzwischen eine Zeitautomatik.

Die Idee, am Markt zur nostalgischen Gasbeleuchtung zurückzukehren, kam auf, als der Markt vor über zehn Jahren autofrei wurde. Zuvor waren die letzten Gaslaternen Anfang der 1950er Jahre durch "elektrisch" Licht ersetzt. Die Natriumdampf-Hochdrucklampen, die damals mit ihrer unvergleichlich besseren Lichtausbeute pro eingesetztem Watt Energie die alten "Gasfunzeln" verdrängt hatten, sind inzwischen selbst ein Auslaufmodell. An ihre Stelle treten sukzessive LED-Leuchten, die nur einen Bruchteil an Energie benötigen und damit Betriebskosten sparen helfen.

Ihren Einzug in Neuss hatten die Gaslaternen im Jahr 1857 gehalten, als die Neusser Firma Sels den Zuschlag zu Bau und betrieb einer Gasanstalt erhielt. Mit 70 Gaslaternen hielt damals die Moderne in Neuss Einzug. In der Rückschau war auch das eine Energiewende, denn erstmals wurde Energie leitungsgebunden - und war überall verfügbar.

Die Gasanstalt wurde 1890 städtisch, und aus dem "Amt" das Unternehmen Stadtwerke. Sie waren es auch, die die Gaslaternen 2005 - als Geschenk an die Stadt - zurück auf den Markt brachten. Seitdem werden sie von den SWN betrieben.

(NGZ)
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