Serie - Neusser Räume Die "Schatzkiste" der Stadtgeschichte

Neuss · Neuss Marketing und NGZ laden Samstag zu einem Besuch des Stadtarchivs an der Oberstraße ein. Das Haus wurde Ende des 18. Jahrhunderts als Poststation gebaut. Aber das ist nur eines von vielen Dingen, die selbst kaum ein Neusser weiß.

 Die Papierrestauratoren in der Werkstatt des Stadtarchivs sind Spezialisten, die auch von anderen Einrichtungen um Hilfe gebeten werden.

Die Papierrestauratoren in der Werkstatt des Stadtarchivs sind Spezialisten, die auch von anderen Einrichtungen um Hilfe gebeten werden.

Foto: woi

Neuss (NGZ) Dokumente aus neun Jahrhunderten schlummern im Neusser Stadtarchiv und machen es zu einem der bedeutendsten Archive der Region. Leiter Jens Metzdorf stellt seine Institution am Samstag, 30 Mai, ab 11 Uhr im Rahmen der Reihe "Neusser Räume" vor. Täglich kommen Besucher ins Neusser Stadtarchiv an der Oberstraße, sehen im Benutzersaal alte Akten oder Pläne ein, lauschen einem Vortrag oder schauen sich die Wechselausstellung im Erdgeschoss an. Immerhin versteht sich die städtische Einrichtung als Bürgerarchiv. Dennoch gibt es natürlich nach wie vor Bereiche, die nicht jedermann zugänglich sind. Für die Teilnehmer der "Neusser Räume"-Führung öffnet Jens Metzdorf, seit 2002 Leiter des Stadtarchivs, Türen zu Gebäuden und Schränken, in die normalerweise nur Mitarbeiter und Fachleute Einblick erhalten. Darüber hinaus informiert er über die Geschichte der beiden wunderschönen denkmalgeschützten Gebäude, in denen das Archiv zuhause ist. So wurde das heutige Verwaltungsgebäude mit Lesesaal und Ausstellungsräumen ursprünglich 1778 als Thurn- und Taxis'sche Post errichtet. Noch bis 1834 diente der Bau als Dienst- und Wohngebäude der wohlhabenden Neusser Bürger- und Postmeisterfamilie Nepes. Als die Gebrüder Sels 1851 eine Dampfkesselkonzession erhielten, richteten sie an gleicher Stelle eine Stearinkerzen- und Lichterfabrik ein. Von 1906 bis 1965 war dort die Kerzenfabrik Overbeck ansässig, die älteren Neussern noch bekannt sein dürfte. Die Stadt Neuss erwarb das Gebäude schließlich 1965 und richtete zwei Jahre später dort das Stadtarchiv ein. Dessen Anfänge reichen jedoch wesentlich weiter zurück. Mit Archivalien aus neun Jahrhunderten ist das Stadtarchiv nicht nur "Gedächtnis der Stadt", sondern dank seiner bedeutenden Überlieferung auch eines der herausragenden Archive im Rheinland.

Die "Schatzkiste" dieses Archivs ist das Magazin, das heute in einem 1907 errichteten Lagergebäude, einem Eisenbetonbau der Industriearchitektur, untergebracht ist. Dort herrschen hinsichtlich Temperatur, Luftfeuchte und Lichteinfall beste konservatorische Bedingungen für Dokumente aller Art: Urkunden, Akten und Grafiken, Fotos, Ton- und Datenträger. "Kaum ein gesellschaftlicher Bereich ist nicht repräsentiert", betont Jens Metzdorf und verweist auf bemerkenswerte 4000 Regalmeter Archiv-, Sammlungs- und Bibliotheksbestände der Stadt. Vielen Neussern, selbst häufigen Besuchern des Archivs kaum bekannt ist der idyllische Innenhof des Hauses. Die kleine Arena dort wird gelegentlich für Veranstaltungen genutzt. Seit einigen Jahren ist es auch möglich, in dem historischen Gemäuer zu heiraten. Lohnenswert ist darüber hinaus ein Blick in die Restaurierungswerkstatt von Marcus Janssens, der sich um die Konservierung und Restaurierung des Kulturgutes kümmert - eine der Hauptaufgaben des Stadtarchivs. Dort konnten auch einige kostbare Stücke aus dem eingestürzten Kölner Stadtarchiv gerettet werden. Nebenbei hat der Arbeitskreis nordrhein-westfälischer Papierrestauratoren seine Geschäftsstelle im Neusser Stadtarchiv.

Bis Oktober laden Neuss Marketing und NGZ im Rahmen der Reihe "Neusser Räume" alle zwei Wochen zu Touren ein, um Neussern ihre Stadt unter ungewohnten Blickwinkeln näher zu bringen. Begleitet wird die Reihe von einem Foto-Wettbewerb. Die schönsten Bilder zeigt Neuss Marketing im Internet.

(NGZ)
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