Neuss Die Sparkasse wird immer digitaler

Neuss · Weniger Kunden kommen in die 43 Filialen und Geschäftsstellen, dafür werden immer mehr Geschäfte online abgewickelt. Verbraucher suchen die Nähe zur Bank via Internet und Telefon - darauf reagiert auch die Sparkasse Neuss.

 Lange Schlangen vor Bankschaltern sind längst die Ausnahme. Immer mehr Kunden der Sparkasse Neuss erledigen ihre Bankgeschäfte an Automaten oder digital.

Lange Schlangen vor Bankschaltern sind längst die Ausnahme. Immer mehr Kunden der Sparkasse Neuss erledigen ihre Bankgeschäfte an Automaten oder digital.

Foto: NGZ-Foto. A. Woitschützke

Die Bankenlandschaft im Rheinland wandelt sich. Das gilt auch für die Sparkasse Neuss, die mit einer Bilanzsumme von 6,3 Milliarden Euro im Jahr 2014 bundesweit auf Platz 35 von 426 Sparkassen lag. Das größte Kreditinstitut im Rhein-Kreis erwägt wie fast alle anderen Sparkassen auch, ob es sein Filialnetz mit aktuell 43 Standorten (sieben Geschäftsstellen und 36 Filialen) aufrecht erhält. Und das liegt nicht etwa daran, dass das Institut Kunden verlöre.

291.000 Privatkunden und 26.000 Geschäftskunden hat die Sparkasse. Die aber kommen seltener in die Filiale, immer mehr Finanzgeschäfte werden im Internet und am Telefon erledigt. "Das Kriterium der Nähe hat sich deutlich gewandelt. Persönliche Kundennähe funktioniert längst nicht mehr ausschließlich räumlich, sondern wird mehr und mehr multimedial gewünscht", sagt Michael Schmuck, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Neuss. "Der Kunde kommt heute nicht mehr so häufig in die Geschäftsstelle. Wir analysieren laufend das Verhalten unserer Kunden und richten unser Angebot an den Bedürfnissen aus."

Das elektronisch gesteuerte Finanzgeschäft löst mehr und mehr den Filialbesuch ab. Mehr als 100.000 Konten der Sparkasse Neuss sind für das Online-Banking freigeschaltet. Mehr als 95 Prozent aller Überweisungen tätigen die Kunden über das Internet oder an den Multifunktionsterminals in der Sparkasse. Die beleggebundene Überweisung auf Papier, zumal von Hand ausgefüllt, ist inzwischen nahezu bedeutungslos.

Die Internetseite der Sparkasse verzeichnet dafür monatlich rund 700.000 Besucher und mehr als 1000 Produktabschlüsse oder Kontaktaufnahmen für Beratungstermine - Tendenz steigend. Übers Smartphone kommen 85.000 Besucher im Monat auf die Sparkassen-Seite, und die App nutzen derzeit 22.000 Menschen.

Im Jahr 2014 nahm das mediale Kundencenter der Sparkasse zudem seinen Dienst auf. 16 Mitarbeiter mit Sitz in Büttgen beantworten Fragen am Telefon. "Pro Monat bedienen wir dort mehr als 20.000 Anrufer", sagt Schmuck zufrieden. Etwa 80 Prozent aller Anliegen sofort beantwortet werden, ohne dass eine Filiale oder Geschäftsstelle eingebunden werden muss. Schmuck betont, die Sparkasse (die 1828 als städtische Sparkasse zu Neuß mit einem Büro im Rathaus gegründet wurde) werde auch weiter flächendeckend im Kreis präsent sein.

Dazu hat die Sparkasse mit ihren derzeit 1224 Mitarbeitern als öffentlich-rechtliches Institut den Auftrag, die Wirtschaft in der Region zu fördern. Das tut sie mit einer vergleichsweise hohen Kreditlinie. "Mit einem Kreditvolumen von fünf Milliarden Euro sind wir eine sehr kreditintensive Sparkasse", sagt Schmuck. Auf diese Weise seien im Jahr 2014 insgesamt 812 Arbeitsplätze in der Region gesichert und weitere 103 Jobs neu geschaffen worden. "Wir können dieses Niveau sogar problemlos ausdehnen und noch mehr Mittel für unsere Kunden bereitstellen, wenn wir gefragt werden." Doch die Nachfrage nach Finanzierungen bei Unternehmen war zuletzt sogar leicht rückläufig, stellten die Forscher bei der Konjunkturumfrage des Mittelstandsbarometer fest. Billiges Geld alleine, so die Erkentnis daraus, schaffe keine Investitionen. "Die Investitionsneigung hängt von vielen Faktoren ab", sagt Schmuck. "Dauerhaftes Geld zum Nulltarif hat im Gegenteil gefährliche Nebenwirkungen." Denn es könne zu Fehlallokation von Kapital beziehungsweise Blasenbildungen führen.

Am wirtschaftlichen Erfolg der Sparkasse sind vor allem die Kommunen interessiert, denn das Institut gehört dem Rhein-Kreis (34,5 Prozent) und den Städten Neuss (50 Prozent), der Kaarst (9,7 Prozent) und Korschenbroich (5,7 Prozent). An sie wurden 2014 vier Millionen Euro ausgeschüttet - plus 5,9 Millionen Euro Gewerbesteuer. Schmuck: "Das Geld, das die Sparkasse erwirtschaftet, bleibt im Rhein-Kreis Neuss."

(NGZ)
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