Neuss Die Stadt leiht Vereinen keine Fahnen mehr

Neuss · Weil im Tiefbauamt Personalknappheit herrscht, wird das städtische Fahnenlager nur noch zu Pflichtveranstaltungen geöffnet.

 Fahnen schmücken regelmäßig das Baudenfest der Schlesier, so auch 2013. Theo Jantosch bedauert, dass die Stadt Neuss keine mehr verleiht.

Fahnen schmücken regelmäßig das Baudenfest der Schlesier, so auch 2013. Theo Jantosch bedauert, dass die Stadt Neuss keine mehr verleiht.

Foto: woi

Die Schlesische Landsmannschaft ist verschnupft. Seit 31 Jahren feiert sie in der Stadthalle ihr Herbst- und Baudenfest. Die Fahnen der Stadt Neuss, des Landes Nordrhein-Westfalen, der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union sind dabei fester Bestandteil der Bühnendekoration. "Als Ausdruck der Verbundenheit", erklärt Theo Jantosch, Vorsitzender der Landsmannschaft. Doch am vergangenen Wochenende fehlte die Fahne der Stadt Neuss.

"Wir konnten sie uns nicht mehr - wie bisher - aus dem städtischen Fahnenlager ausleihen", berichtet Jantosch. "Man erklärte uns, wir könnten uns die Fahnen ja selbst kaufen oder sie von Düsseldorf ausleihen." Ein Vorschlag, der bei den Schlesiern gar nicht gut ankam. "Wir sind schließlich die Kreisgruppe Neuss. Wieso sollten wir uns da an Düsseldorf wenden?"

Die Neusser Stadtverwaltung bestätigt, das Fahnenlager nur noch zu ganz besonderen Anlässen zu öffnen. "Die Fahnen werden nur noch bei Pflichtveranstaltungen aufgestellt und nicht mehr bei freiwilligen Veranstaltungen", erklärt Stadtsprecher Peter Fischer. Er führt Personalknappheit als Grund an. "Die Fahnen werden vom Tiefbauamt aufgestellt", berichtet er. "Früher haben da 60 Beschäftigte gearbeitet, heute nur noch 30. Und die müssen immer mehr Aufgaben übernehmen." Da bleibe keine Zeit mehr, sich um die Ausleihe von Fahnen zu kümmern. "Auch wenn es natürlich schön aussieht, wenn Fahnen ein Fest schmücken", räumt Fischer ein.

Das Baudenfest der Schlesier sei auch nicht die einzige Veranstaltung, die nun ohne die Unterstützung des städtischen Fahnenlagers auskommen müsse. "Auch das Appeltaatefest ist zum Beispiel betroffen", berichtet Fischer. Beim Appeltaatefest der Cornelius-Gesellschaft auf dem Kinderbauernhof in Selikum hat der neue Schützenkönig traditionell seinen ersten öffentlichen Auftritt.

Für Theo Jantosch ist die Entscheidung der Stadt nicht nachvollziehbar. "Wir haben die Fahnen immer selbst abgeholt und aufgestellt und auch immer die - wenn auch geringe - Gebühr bezahlt", sagt der Landsmannschafts-Vorsitzende. Er kann sich daher kaum vorstellen, dass die Ausleihe viel Personalkapazitäten gebunden hat. Und die Fahnen selbst zu kaufen, sei keine Alternative. "Wir haben ja schon eigene Fahnen: eine mit dem schlesischen und eine mit dem oberschlesischen Wappen."

Die Bühne in der Stadthalle musste beim diesjährigen Baudenfest dennoch nicht ohne Fahnenschmuck bleiben. "Der Rhein-Kreis Neuss hat uns ausgeholfen", berichtet Jantosch. "Er hat uns eine Landes- und eine Bundesfahne ausgeliehen. Und natürlich eine des Kreises." So fehlten diesmal nur zwei Fahnen: die europäische und die mit dem Neusser Stadtwappen.

(NGZ)
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