Neuss Die Stadt sorgt für 1400 Flüchtlinge

Neuss · Die meisten leben in privaten Wohnungen. Hinzu kommen 400 Plätze im "Alex". Dort sind die Menschen aber immer nur wenige Tage.

 Der Integrationsrat besichtigte jüngst das städtische Flüchtlingsheim an der Bergheimer Straße.

Der Integrationsrat besichtigte jüngst das städtische Flüchtlingsheim an der Bergheimer Straße.

Foto: Linda Hammer

Im Wohnzimmer stehen zwei Sofas und ein Schrank, an der Wand hängt ein Bild mit einem Berg-Panorama, daneben ein Teller mit der Aufschrift "Unsere Mutti ist doch die Beste". Das Schlafzimmer ist mit einem Etagen- und einem Einzelbett möbliert. Auf einem breiten Spind sind mehrere Koffer gestapelt. "Mein Bruder und ich schlafen hier", sagt der elfjährige Damir. (Name geändert) und zeigt auf das Doppelstockbett. "Meine Schwester da drüben" - im Einzelbett. Vater und Mutter nächtigen im Wohnzimmer.

 Am Berghäuschenweg wird ein neues Wohnheim mit 100 Plätzen gebaut. Ende des Jahres soll es fertig sein.

Am Berghäuschenweg wird ein neues Wohnheim mit 100 Plätzen gebaut. Ende des Jahres soll es fertig sein.

Foto: Andreas Woitschützke

Seit anderthalb Jahren lebt die Familie aus dem Kosovo im städtischen Flüchtlingswohnheim an der Bergheimer Straße. Sie gehört zu den fast 1400 aus der Heimat Geflüchteten, die mittlerweile in Neuss wohnen - die 400 Plätze in der Landesunterkunft im ehemaligen Alexianer-Krankenhaus nicht eingerechnet. Die Verweildauer der Menschen dort beträgt immer nur wenige Tage für die Erstaufnahme.

"Es ist okay hier", sagt Damir. "Wir können ja auch nicht mehr nach Hause. Zu gefährlich." Er spricht - wie seine Geschwister - fast fließend Deutsch. Sie gehen in Neuss zur Schule und können daher dolmetschen, wenn sich ihre Eltern mit Deutschen unterhalten wollen.

130 Flüchtlinge aus zehn Nationen leben in dem Familienwohnheim in der Pomona. Insgesamt gibt es in den drei städtischen Unterkünften rund 270 Plätze. Dazu gehören noch ein Heim am Derendorf - ebenfalls für Familien - sowie ein Haus am Berghäuschensweg nur für Männer. Dort wird zurzeit ein neues Wohnheim mit 100 Plätzen gebaut, weil sich die Stadt - wie andere auch - auf steigende Flüchtlingszahlen unter anderem aus Syrien einstellt. Ende dieses Jahres soll das Haus fertig sein.

Etwa sieben Monate dauert es nach Auskunft des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, bis ein Asylantrag bearbeitet ist. Wird er abgelehnt, sei es Ländersache, ob eine Abschiebung der Betroffenen in die Heimat erfolge oder nicht. Denn es könnten noch rechtliche oder tatsächliche Gründe dagegen sprechen.

Blick in das Flüchtlingsheim in Essen
7 Bilder

Blick in das Flüchtlingsheim in Essen

7 Bilder

Der Stadtverwaltung Neuss zufolge leben denn auch 250 Personen in der Quirinusstadt, die beispielsweise wegen Krankheit, Familiensituation oder den Bedingungen im Heimatland nicht abgeschoben werden können. Hinzu kommen Flüchtlinge aus Kriegsgebieten (Genfer-Konventions-Flüchtlinge) oder aus Syrien und anderen Ländern, zu deren Aufnahme sich Bund oder Land verpflichtet haben (Kontingentflüchtlinge).

"Die Menschen, die hierher kommen, haben alle ein schweres Schicksal gehabt", sagt Susanne Benary-Höck, Sprecherin der Neusser Grünen. "Wir müssen ihnen eine neue Heimat geben. Das würden wir uns auch für uns wünschen, und das schafft Neuss auch." Übergriffe von Wachleuten, wie sie jetzt in den Unterkünften des Landes - auch in Neuss - untersucht werden, seien nicht akzeptabel. Die Grünen haben deshalb für den nächsten Kreisausschuss einen Antrag auf Bericht über die Vorfälle gestellt.

(NGZ)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort