Sorgenkind Batteriestraße Neuss hält Stickoxid-Grenzwerte fast ein

Neuss · Stadt will Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge verhindern. Sorgen macht vor allem die Luftreinheit in der Batteriestraße.

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat am Donnerstag keine Entscheidung über Fahrverbote von Diesel-Fahrzeugen in Städten gefällt und sich auf kommenden Mittwoch vertagt. Im Hauptausschuss war das Thema trotzdem auf der Tagesordnung, denn die Stadt gehört zu den 66 Kommunen bundesweit, die nach Angaben des Umwelt-Bundesamtes in ihrer Innenstadt die Grenzwerte für Stickstoffdioxid (NO2) - 40 Mikrogramm je Kubikmeter Luft im Jahresmittel - mehr oder weniger deutlich nicht einhalten. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat Neuss deshalb bereits mit einer Klage zur Durchsetzung eines Fahrverbotes gedroht.

Das mit der Grenzwertüberschreitung stimme, berichtet Umweltdezernent Matthias Welpmann - noch. Er legte den Politikern allerdings einen Bericht zur Lufthygiene vor, aus dem Jörg Geerlings (CDU) nichts ableiten konnte, was ein Fahrverbot zwingend nötig erscheinen ließe. Zumindest was Friedrichstraße und Krefelder Straße angeht. Das Sorgenkind sei aber - und bleibe es wohl auch - die Batteriestraße, so Welpmann. Wenn eine Sperrung, dann wohl nur da, skizzierte er den aus seiner Sicht schlimmsten Fall. Darüber werde mit der Bezirksregierung zu sprechen sein, die aber angekündigt hat, sich frühestens im dritten Quartal mit der Luftreinheit in Neuss beschäftigen zu können.

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Die jüngsten, allerdings vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) noch nicht bestätigten Werte von den Messstellen in Friedrich-, Batterie- und Krefelder Straße weisen für 2017 eine insgesamt positive Entwicklung aus. Mit 41 Mikrogramm liegen die Werte, die mit sogenannten Passivsammlern in der besonders dicht bebauten und bewohnten Friedrichstraße ermittelt wurden, fast im grünen Bereich. Ein Jahr zuvor waren noch 44 Mikrogramm festgestellt worden - 55 waren es sogar, als 2010 erstmals der Effekt des Luftreinhalteplans gemessen wurde. Bei Bewertung der jüngsten Zahl müsste berücksichtigt werden, so Ingrid Schäfer (CDU), dass die Baustelle mit Sperrung der Nordkanalallee seit dem Juli 2017 der Friedrichstraße viel zusätzlichen Verkehr aufgebürdet hat.

Die Werte der Krefelder Straße haben sich seit 2010 fast linear nach unten bewegt - von 53 auf zuletzt 42 Mikrogramm. Auch dort werde der Grenzwert wohl bald eingehalten, sagt Welpmann. Er setzt dabei auf den Effekt, den die Umstellung der Busflotte auf schadstoffreduzierte beziehungsweise schadstofffreie Motoren haben muss. Busse, so Welpmann, sind in der Krefelder Straße noch der Hauptemittent.

Die Schadstoffwerte in der Batteriestraße, die 2017 mit 45 Mikrogramm die schlechtesten im Stadtgebiet waren, seien dagegen auch auf Sicht nicht ohne weiteres unter den Grenzwert zu drücken, sagte der Umweltdezernent. Es gäbe das Problem aber gar nicht, ergänzte Bürgermeister Breuer, wenn die Automobilindustrie ihrerseits ihrer Pflicht zur Einhaltung der Grenzwerte nachkommen würde.

Breuer hält an seinem Ziel fest: "Wir wollen verhindern, dass Fahrverbote ausgesprochen werden." Deshalb hat die Stadt - unabhängig vom weiteren Vorgehen der Bezirksregierung und der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes - das 60 Maßnahmen umfassende Luftreinhaltekonzept aus dem Jahr 2013 um weitere Elemente ergänzt. Zusätzlich kündigte der Bürgermeister an, die Frage, wie Nahmobilität umweltfreundlich organisiert werden kann, weiter zu forcieren. Radfahrer und Fußgänger bleiben eine wichtige Zielgruppe dabei.

(-nau)
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