Neuss Dorothys Abenteuer im Zauberland Oz

Neuss · Jens Spörckmann hat am Theater am Schlachthof den Kinderbuchklassiker "Der Zauberer von OZ" inszeniert und dafür eine eigene Version entwickelt. Herausgekommen ist ein gelungener Theaternachmittag für Große und Kleine.

Zuhause ist es immer noch am schönsten, vor allem, wenn es am Niederrhein liegt. Das denkt sich auch Dorothy aus dem Kinderbuchklassiker "Der Zauberer von Oz" von Lyman Frank Baum, das jetzt als Bühnenfassung für Kinder ab sechs Jahren im Theater am Schlachthof läuft. Ein vergnügliches, hintersinniges Stück, garniert mit rheinischem Lokalkolorit hat Jens Spörckmann, auch Schauspieler und Kabarettist am TaS, inszeniert.

Alles beginnt mit einer Hundehütte. Dort hinein flüchtet das kleine Mädchen Dorothy (charmant verkörpert von Franka von Werden) zusammen mit ihrem Stoffhund Toto, um Schutz vor einem aufkommenden Wirbelsturm zu suchen. Aber der Sturm ist heftiger als gedacht und wirbelt das Hundehaus samt Dorothy und ihrem Begleiter in eine fremde ferne Welt.

In Windeseile verwandelt sich die Bühne (von Anke Jüngels) im Theater am Schlachthof von einer flachen Niederrheinlandschaft in das bunte Reich Oz, das von einem ominösen Zauberer beherrscht wird, und in dem das kleine Mädchen auf wundersame Gestalten trifft. Und es hat Glück: Weil die Hundehütte beim Aufprall in der Zauberwelt ausgerechnet die böse Hexe des Westens erschlagen hat, sind Dorothy die seltsamen, in Neusser Platt nuschelnden Munchkins wohlgesonnen. Auch die gute und in ein märchenhaftes Gewand gehüllte Hexe des Nordens begrüßt sie freundlich. Allerdings hat Dorothy nur einen Wunsch - sie will wieder nach Hause und stimmt vor lauter Heimweh das Neusser Heimatlied an, was die erwachsenen Zuschauer im ausverkauften Saal genauso amüsiert, wie die jüngeren, die sich auf den vorderen Bänken tummeln.

Aber einzig der mächtige Zauberer von Oz kann Dorothy helfen, dahin zurückzukehren, wo die Welt so flach ist und die Erft den Rhein begrüßt. Doch der mit gelben Pflastersteinen gesäumte Weg zum Zauberer ist lang, aber das kleine Mädchen hat wieder Glück und muss ihn nicht alleine gehen. Es befreit eine Vogelscheuche (herrlich staksig: Julia Jochmann) von ihrem Kreuz, die trotz aller Beteuerungen, sie bestünde nur aus Stroh und sei daher "strohdoof", überraschend gewitzt daherkommt und den Zauberer um etwas Verstand bitten will.

Ähnlich geht es dem Blechmann (schön tapsig: Alin Ivan), der glaubt, kein Herz zu haben, aber ständig Mitleid empfindet, oder dem mutlosen Löwen (anrührend: Natascha Popov), der sehr wohl Heldentaten vollbringt. Alle zusammen landen sie schließlich beim großen Zauberer, den Jens Spörckmann auf eine Stimme aus dem Off reduziert, aber auch sehr gütig sein lässt. Er hilft allen - besonders aber Dorothy, die so den Weg nach Hause findet.

Dass sowohl die Zuschauer dieses Spiel amüsiert und gespannt verfolgen, liegt nicht nur an dem wechselvollen und in immer wieder neue Farben und Formen getauchtem Bühnenbild oder der Spielfreude der Akteure. Auch die Dialoge der Figuren ("Ein Dummkopf weiß nicht, was er mit seinem Herz anfangen soll." "Aber Verstand allein macht auch nicht glücklich.") sind geeignet, sowohl das junge als auch das ältere Publikum zum Nachdenken anzuregen. Ein gelungenes Stück, das noch bis zum Juni im Theater am Schlachthof aufgeführt wird.

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