Neuss Durch einen Zufall zur Harfe gefunden

Neuss · Xavier de Maistre gilt als einer der besten Harfinisten und zeigt sein Können am Mittwoch in einem Zeughauskonzert. Für seine weltweiten Konzerte hat er drei Instrumente strategisch klug positioniert, um sie sich schicken zu lassen.

 Xavier de Maistre ist gebürtiger Franzose, mit einer deutschen Musikerin verheiratet, hat mit ihr eine achtjährige Tochter und lebt heute in Monte Carlo. Wenn er nicht gerade zu Konzerten in der Welt unterwegs ist.

Xavier de Maistre ist gebürtiger Franzose, mit einer deutschen Musikerin verheiratet, hat mit ihr eine achtjährige Tochter und lebt heute in Monte Carlo. Wenn er nicht gerade zu Konzerten in der Welt unterwegs ist.

Foto: Felix Broede

Das erste, was im Gespräch mit ihm auffällt, ist das perfekte Deutsch. Dabei ist Xavier de Maistre gebürtiger Franzose, und seine Landsleute stehen nicht gerade in dem Ruf, besonders fremdsprachenfreundlich zu sein... Aber vermutlich muss man bei dem in Toulon geborenen Musiker auch eher von einem Weltbürger sprechen. Denn er lebt in Monte Carlo (seit zwei Jahren), ist mit einer deutschen Musikerin verheiratet und beruflich in aller Welt unterwegs. Da passt es denn auch, dass er gleich drei Instrumente besitzt, die ihren Standort jeweils in Deutschland, Frankreich und Asien haben.

Xavier de Maistre ist Harfinist. Kein Wunder also, dass er in der Logistik vorsorgt, um die Konzerte so oft wie möglich auf dem eigenen Instrument spielen zu können. Wenn der 41-Jährige nun zum Auftritt bei den Zeughauskonzerten anreist, lässt er sich seine in Bonn untergebrachte Harfe schicken. "Aber natürlich spiele ich auch auf fremden Instrumenten, wenn das nicht geht", sagt er. Wie gerade in St. Petersburg, wo er das Zeughaus-Programm auch vorstellt.

Die Harfe ist nicht unbedingt ein gängiges Instrument. Wie also ist er darauf gekommen? "Durch Zufall", sagt er lachend. Als er in seinem Heimatort die Musiktheorie abgeschlossen hatte (damit fängt in Frankreich die Musikschulerziehung an), wurde von einer neuen Harfenlehrerin gerade eine neue Klasse gebildet. "Die war klein", erinnert sich de Maistre, "und das passte." Dass er sich dann als großes Talent erwies, hat auch seine Eltern überrascht: "Bei uns in der Familie gab es keine Musiker", erzählt er lachend. Und er konnte verstehen, dass seine Eltern ob seines Musiker-Berufswunsches ein wenig "ängstlich" waren, dem Sohn rieten, noch ein anderes Studium zu beginnen. Was er dann auch tat: Politische Wissenschaften in Paris und London neben dem Harfen-Studium am Pariser Conservatoire.

Als Xavier de Maistre dann aber seine erste Stelle in München als Harfinist bekam, gab er das andere Studium auf. 25 Jahre war er alt, als ihn die Wiener Philharmoniker als Soloharfinisten verpflichteten. Nach drei Jahren an der Isar folgten zehn in Wien. "Diese Zeit hat mir dann die endgültige Sicherheit gegeben", sagt er heute. Und natürlich auch den Grundstein für seine guten Deutschkenntnisse gelegt.

Heute ist er Professor an der Musikhochschule Hamburg, gibt Kurse an der berühmten Juilliard School in New York und ist zurzeit Solist der Saison beim WDR-Sinfonieorchester. Dazu kommen Konzertreisen nach Spanien, Japan, Russland ... Fast ist er schon fast so weit, dass er sich wünscht: "Es könnte es auch ein bisschen weniger sein." Nicht nur sein meisterhaftes Spiel auf der Harfe, auch der Umstand, dass de Maistre viele Kompositionen für sein Instrument arrangiert hat, macht ihn zum begehrten Solisten. "Es gibt nicht viel Musik für die Harfe", gibt er zu. Um so mehr ist es sein Anliegen, dem Publikum die "ganze Vielfalt an Klangfarben der Harfe zu zeigen". Da gebe es die "himmlischen Klänge, aber die Harfe kann auch sehr rhythmisch und dynamisch sein". Es freut ihn jedes Mal, wenn das Publikum ob der vielen Facetten des Harfenspiels staunt.

(NGZ)
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