Neuss Ehemalige Kirche wird für Tagespflege genutzt

Neuss · Im Paul-Schneider-Haus in Erfttal können künftig 20 Senioren, die an Demenz erkrankt sind, tagsüber betreut werden.

 Pfarrer Dirk Thamm stellte die neue Tagespflegeeinrichtung in der ehemaligen Kirche vor, für die die Kirchenfenster geopfert werden mussten.

Pfarrer Dirk Thamm stellte die neue Tagespflegeeinrichtung in der ehemaligen Kirche vor, für die die Kirchenfenster geopfert werden mussten.

Foto: Woi/Archiv

Eine offene Wohnküche mit Kochinsel und großen Esstischen bildet das Herzstück der neuen Tagespflege für demenzkranke Senioren, die das Diakoniewerk Neuss-Süd im Paul-Schneider-Haus eingerichtet hat. Ab sofort werden dort 20 Senioren betreut, die nicht mehr alleine leben und tagsüber nicht in ihrer eigenen Wohnung versorgt werden können. Gut zweieinhalb Jahre nachdem die Evangelische Kirchengemeinde Neuss-Süd das Haus als Gemeindezentrum und Kirche aufgegeben hat, steht damit die endgültige Nutzung als Sozialeinrichtung fest. Und mancher Kampf, den zum Beispiel ein "Arbeitskreis Paul-Schneider-Haus" in der Vergangenheit mit der Gemeinde ausgefochten hatte, war bei der Eröffnung vergessen.

 Pfarrer Dirk Thamm stellte die neue Tagespflegeeinrichtung in der ehemaligen Kirche vor, für die die Kirchenfenster geopfert werden mussten.

Pfarrer Dirk Thamm stellte die neue Tagespflegeeinrichtung in der ehemaligen Kirche vor, für die die Kirchenfenster geopfert werden mussten.

Foto: Woi/Archiv

"Wir machen mit den Betroffenen Gedächtnis- und Balancetraining, kochen, essen, waschen, bügeln und malen mit ihnen und führen mit jedem einzelnen sehr persönliche Gespräche", erklärt Sabine Wünschmann-Hages, die die Pflegedienstleitung der neuen Einrichtung übernimmt. Biografiearbeit etwa, also Gespräche über die persönliche Vergangenheit wie den früheren Beruf, helfe den Betroffenen, die Erinnerung wachzuhalten.

In den ehemaligen Kirchenräumen ist eine helle Betreuungseinrichtung mit breiten Gängen und einem großen, geschützten Garten entstanden. "Demenzkranke brauchen viel Bewegung - aufgrund der großen Fläche und der Weitläufigkeit haben wir uns daher für diesen Schwerpunkt entschieden", sagt Karen Rothenbusch, Geschäftsführerin der Altenhilfe des Diakoniewerks Neuss Süd. Dafür allerdings mussten die Kirchenfenster des Glaskünstlers Jakobus Klonk geopfert werden, die die Evangelische Landeskirche gerne in Erfttal erhalten hätte. Sie wurden ausgebaut und zunächst in die Kreuzkirche nach Gnadental gebracht, das alleinige Zentrum im Kirchenbezirk zwei der evangelischen Gemeinde.

Der Bedarf an Tagespflege übersteige aktuell die Zahl der angebotenen Plätze, erklärt Karen Rothenbusch das Engagement und die Investition der Diakonie Neuss-Süd. Die Hälfte der neuen Plätze im Paul-Schneider-Haus sei bereits belegt sagt sie und betont: In Erfttal seien auch Senioren benachbarter Stadtteile willkommen. Ein Fahrdienst holt Nutzer bei Bedarf ab und bringt sie nachmittags nach Hause.

"Durch diese Einrichtung können wir wieder mehr Demenzkranken ermöglichen, zuhause wohnen zu bleiben und den pflegenden Angehörigen Entlastung bieten", bemerkte Dirk Brügge, Kreisdirektor des Rhein-Kreises Neuss, bei der feierlichen Eröffnung der neuen Pflegeräumlichkeiten.

An bis zu fünf Tagen die Woche - montags bis freitags - können von 7.30 bis 17 Uhr bis zu 20 Gäste betreut werden. Damit ist die Einrichtung die größte Tagespflege im Rhein-Kreis. "Wir starten mit einem gemeinsamen Frühstück; alle Mahlzeiten bereitet eine Köchin mit den Bewohnern frisch zu", sagt Sabine Wünschmann-Hages.

Schon seit zwei Jahren betreibt der Pflegedienst des Diakoniewerks Neuss-Süd eine Zweigstelle im Paul-Schneider-Haus. Dieser so genannte Pflegestützpunkt, der erst in dem Raum residierte, in dem zuvor der Pfarrer Sprechstunden angeboten hatte, geht nunmehr in der Tagespflegeinrichtung auf.

(NGZ)
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