Neuss Ein Bildhauer erweitert sein Spektrum um Theater

Neuss · Von Berlin über New York und Brasilien nach Neuss: Ben Neumann lässt sich zum Theaterpädagogen ausbilden.

 Ben Neumann vor einem seiner Kunstwerke. Der 35-Jährige macht momentan eine Weiterbildung zum Theaterpädagogen am Off-Theater.

Ben Neumann vor einem seiner Kunstwerke. Der 35-Jährige macht momentan eine Weiterbildung zum Theaterpädagogen am Off-Theater.

Foto: Hjba

Die Bühnenkunst ist Ben Neumann nicht fremd. Auch wenn er eigentlich Bildhauer ist. Als "eine Grätsche zwischen bildender Kunst und szenografischem Eindruck" beschreibt der Künstler selbst seine Werke. Seit zwei Jahren wohnt Ben Neumann in Neuss, im Herbst hat der gebürtige Düsseldorfer nun seine künstlerische Arbeit erweitert - um eine Weiterbildung zum Theaterpädagogen an der Off-Theaterakademie NRW.

Die läuft an Wochenenden und in sogenannten Intensivwochen berufsbegleitend über zwei Jahre: eine gute Option für ihn, sagt Neumann. Denn der freischaffende Künstler organisiert neben seiner Weiterbildung eigene Ausstellungen für seine Objekte, zeigt raumgreifende Fotoinstallationen und Performance. "Ich arbeite schon seit Jahren mit Theatern zusammen", sagt er. Das habe schon nach seinem Schulabschluss begonnen. Ohne Ausbildung zog es Neumann damals nach Berlin. In der Hauptstadt angekommen, half er als Techniker an verschiedenen Bühnen aus. "Damals habe ich sozusagen wie der amerikanische Tellerwäscher angefangen", sagt Neumann rückblickend. Doch der Schritt nach Berlin sollte sich auszahlen. Bei Produktionen an der Volksbühne und am Maxim-Gorki-Theater hat Neumann seine ersten Erfahrungen als Bühnenbildner gesammelt, bevor er 2006 in seine Heimatstadt zurückkehrte.

In Düsseldorf folgte das Studium an der Kunstakademie, wobei er sich schwerpunktmäßig mit Bildhauerei beschäftigte. 2011 schloss er als Meisterschüler von Hubert Kiecol sein Studium ab. Wie schon nach seinem Abitur trieb das Fernweh ihn wieder weg von der Heimat. Diesmal nach New York und wieder ans Theater. Als Teilnehmer eines Sommerworkshops der "Robert Wilson Residency" versuchte sich Neumann in der Schauspielerei. Seine theaterpädagogische Weiterbildung macht der Künstler aber nicht, um an seiner eigenen Bühnenpräsenz zu arbeiten. Vielmehr will er das pädagogische Wissen für Jugendarbeit nutzen. "Der Unterschied zwischen dem pädagogischen und schauspielerischen Ansatz ist der, dass jedes Resultat von Laien und Jugendlichen positiv ist", erklärt Neumann.

Dass die Arbeit mit Jugendlichen dem 35-Jährigen liegt, hat er 2013 festgestellt. Damals hielt sich der Künstler in Brasilien auf. In Südamerika organisierte und konzipierte er die "Kulturtour" für das Goethe-Institut im Rahmen des deutsch-brasilianischen Jahres. Dabei ist eine mobile Bühne durch die Städte Brasiliens gefahren und hat den Kindern und Jugendlichen dort Kunst, Kultur und Theater näher gebracht. "Mit der Weiterbildung will ich meine Jugendarbeit professionalisieren", sagt Neumann.

Damit ist er nicht der Einzige. Die meisten Teilnehmer der Weiterbildung üben soziale Berufe aus und wollen so ihre beruflichen Kompetenzen ausbauen. Neben Neumann nehmen unter anderem Ergotherapeuten, Erzieher, aber auch Berufstätige aus der Wirtschaft an den Workshops teil. Besonders die Intensivwochen hätten die unterschiedlichen Teilnehmer zusammengeschweißt. "Das ist auch wichtig, da wir den Kursen sehr dynamische und kreative Prozesse zusammen durchlaufen", meint Neumann.

(NGZ)
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