Neuss Ein Festival wie ein Bekenntnis

Neuss · Erstmals hieß es am Wochenende gleich an zwei Abenden im Haus der Jugend "Rock gegen Rechts". Mit dem Erlös wird unter anderem die Seenotrettungsorganisation Seawatch, die Flüchtlinge im Mittelmeer rettet, unterstützt.

 Die Düsseldorfer Band "Sinnfrei" gehörte zu dem Dutzend Interpreten, die die Festivalmacher von "Rock gegen Rechts" verpflichten konnten. Auch sie verzichteten auf Gage.

Die Düsseldorfer Band "Sinnfrei" gehörte zu dem Dutzend Interpreten, die die Festivalmacher von "Rock gegen Rechts" verpflichten konnten. Auch sie verzichteten auf Gage.

Foto: A. Woitschützke

Mit "Rock gegen Rechts" stand am Wochenende im Haus der Jugend am Hamtorwall ein bemerkenswertes Festival auf dem Programm. Eine Veranstaltung, die als ein musikalisch erhobener Zeigefinger gegen Rassismus, Antisemitismus, Sexismus sowie Menschen- beziehungsweise Fremdenfeindlichkeit verstanden werden soll.

Zum dritten Mal hintereinander hatte das Bündnis "Neuss gegen Rechts" in die Innenstadt eingeladen, ein wiederkehrendes Ereignis, das ab sofort - nach hiesigem Verständnis - als Traditionsveranstaltung im Kalender steht. Der Termin ist gut gewählt und kommt zur sprichwörtlich rechten Zeit, scheint es sich doch - großspurig am Tresen oder großvölkisch im Internet - wieder zu etablieren, sich offen gegen benachteiligte Minderheiten und Randgruppen in unserer Gesellschaft zu positionieren.

"Mit zwölf Bands haben wir ein erheblich größeres LineUp als in der ersten beiden Jahren", sagt Andreas Neumann, der den künstlerischen Teil mitorganisiert hat, vorab am Telefon. "Besonders hervorheben möchte ich jedoch keine Band, denn das Selbstverständnis und der Wille zu helfen macht alle, die hier die Bühne rocken, gleich", sagt er. Erstmals erstrecke sich die Veranstaltung auch über zwei Tage. "Wir wachsen und sind stolz auf den Erfolg", sagt Neumann.

Und der war in der Tat enorm. Doch komplett ausverkauft waren die Abende leider nicht, da hat vielleicht die aktuelle Grippewelle die Besucher ferngehalten. Doch dank einer Mindestspende von fünf Euro kam am Ende doch ein erheblicher Betrag in die Kasse, der wieder nationalen und regionalen Projekten zur Verfügung gestellt wird. Die Bands verzichteten auf ihre Gage.

"Seawatch - eine zivile Seenotrettungsorganisation zur Unterstützung Flüchtender - bekommt ebenso Geld wie ein Projekt hier vor Ort", sagt Vincent Cziesla, Sprecher des Bündnis "Neuss gegen Rechts". "Wenn alle Rechnungen bezahlt sein werden, können wir auch hier noch jemandem kräftig helfen." Und für diese finanzielle Unterstützung haben alle Beteiligten ihr Bestes gegeben. Klangvolle Namen wie "Männi", "Wegbier", "Sinnfrei" oder "RubbelDieKatz" stehen beispielhaft für bretthart rockigen Punk und Ska, der die Betriebstemperatur durchgehend am Limit hielt. "Karlsson" kommt da schon etwas melodiöser daher, und "Chris von der Düssel" überzeugt als kritischer Singer Songwriter. Auf jeden Fall präsentierten die Macher künstlerisch eine gute Mischung. Musikalisch findet Rock gegen Rechts immer besser in die Spur.

"Jetzt überlegen wir für das nächste Jahr, die Veranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Haus der Jugend eventuell ins Greyhound zu verlegen", sagt Cziesla. "Der Zuspruch des Publikums lässt ,Das Haus' aus allen Nähten platzen, und am Hafen haben wir ja auch noch eine sehr gute Location. Doch das ist noch lange nicht spruchreif, das soll die Nachbetrachtung zeigen." Aber Spenden müssen zukünftig auf jeden Fall noch viele gesammelt werden, denn zu unterstützen und zu helfen gibt es mehr als genug.

(NGZ)
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