Neuss Ein Frühlingsfest im Flüchtlingsheim

Neuss · Im ehemaligen Alexianer-Krankenhaus gab es gestern Musik und Tanz. Betreiber "European Homecare" hatte zu einem Dankesfest geladen.

 Als die Musik Musik erklang, waren viele der Bewohner im "Alex" und auch einige Gäste nicht mehr auf den Stühlen zu halten.

Als die Musik Musik erklang, waren viele der Bewohner im "Alex" und auch einige Gäste nicht mehr auf den Stühlen zu halten.

Foto: Andreas Woitschützke

Um 8 Uhr geht für Drilon der Unterricht los. Auf dem Stundenplan des Zwölfjährigen stehen unter anderem Deutsch, Musik und Sport. Um 12 Uhr ist Schluss. Denn Drilon kommt mit seiner Familie aus dem Kosovo und lebt seit kurzem in der Zentralen Unterbringungseinrichtung im ehemaligen Alexianer-Krankenhaus. Dort findet auch der Unterricht statt. Seine neuen Deutschkenntnisse konnte er gestern schon anwenden: In dem Flüchtlingsheim wurde gefeiert.

Der Betreiber, die Firma "European Homecare", hatte ehrenamtliche und hauptamtliche Helfer, Vertreter der Verwaltung und Politik mit den Bewohnern zu einem Dankesfest eingeladen. Im bunt geschmückten Innenhof wurde getanzt und gesungen. Dazu gab es ein Buffet und eine Tombola. Mädchen und Jungen konnten sich schminken lassen.

"Die Kinder sind sehr motiviert, Deutsch zu lernen", sagt Dagmar Treger (64). Die Kaarsterin kommt über die Initiative "Willkommen" der Bezirksregierung einmal die Woche nach Neuss, um Kindern bis etwa zwölf Jahren die Sprache ihrer neuen Heimat näherzubringen. "Uns geht es hier so gut, da können wir doch unseren Beitrag leisten, dass es auch anderen gut geht."

"Die Menschen aller Kulturen haben einen gemeinsamen Traum", sagte Heimleiterin Snezana Doroski. "Sie wollen in einer besseren Welt leben - ohne Kriege, Krankheiten und Naturkatastrophen." Sie wünsche sich, dass Menschen, die vor Bürgerkriegen und Elend flüchteten, hier Zuflucht finden und willkommen seien. Allen müsse klar sein, dass in den kommenden Monaten "noch weitaus mehr Flüchtlinge kommen werden".

Zurzeit leben etwa 500 Menschen im ehemaligen "Alex". Die meisten stammen zurzeit aus Albanien und dem Kosovo. Sie werden von etwa 50 Mitarbeitern von European Homecare - darunter Pädagogen und Psychologen - betreut. Das Zusammenleben klappe gut, sagt Doroski. "Wir versuchen, die Tage abwechslungsreich zu gestalten." Das bestätigt Dagmar Treger. "Die Mitarbeiter von ,European Homecare' sind sehr engagiert und freundlich."

Christa Brinckmann, ebenfalls ehrenamtliche Helferin, stimmt zu. "Es ist toll, wie Frau Doroski das Heim leitet", lobt die 78-Jährige. Zusammen mit den Mitgliedern der Gemeinde St. Peter in Rosellen versorge sie die Asylbewerber mit Dingen, die sie bräuchten. "Wir haben schon 20 Kinderwagen und jede Menge Spielzeug hierhergebracht", erzählt sie. "Mir ist es wichtig, diesen Menschen zu helfen."

Genau wie Hans-Joachim Jaschinski und Hans-Peter Iltisberger. Nachdem sie die Bewohner bereits zu Nikolaus erfreuen konnten, boten sie den Kindern gestern ein Kasperle-Spiel, bei dem kaum Deutschkenntnisse nötig waren.

Auch Lilly Zanders (63) aus Grevenbroich, die ebenfalls über die Initiative "Willkommen" im "Alex" aktiv ist, setzt bei der Kommunikation verstärkt auf Bilder und Gesten. "Ich bin selbst mit sieben Jahren aus Litauen als Aussiedler nach Deutschland gekommen und weiß, wie man sich fühlt. Ich bin hier heimisch geworden."

(NGZ)
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