Neuss Ein neuer Kapitän für die Neusser CDU

Neuss · Mit 71,6 Prozent der Stimmen wählten die Mitglieder am Dienstagabend Jürgen Brautmeier als Nachfolger von Jörg Geerlings zum neuen Parteichef. Er präsentierte sich mit einem knappen Programm und einem klaren Ziel: Wahlsieg 2020.

Am Ende war es ein deutliches Ergebnis: Mit 189 von 264 gültigen Stimmen (71,6 Prozent) setzte sich am späten Dienstagabend Jürgen Brautmeier (64) in einer Kampfabstimmung als neuer Vorsitzender der CDU in Neuss gegen Sebastian Rosen (43) durch. Auf den Stadtverordneten Rosen, der betonte, kein Übergangskandidat sein zu wollen, entfielen 75 Stimmen.

Brautmeier, dem sein Konkurrent vorwarf, "die Partei nur von außen zu kennen", hatte in seiner Vorstellungsrede den Stier bei den Hörnern gepackt und gleich bekannt: Ein Amt oder Mandat in der Kommunalpolitik hatte er in 37 Jahren Parteimitgliedschaft noch nie. Dass er nun für den Vorsitz kandidiert, sei in der Sache begründet und nicht im Streben nach Ämtern. "Ich will die Kommunalwahl im Jahr 2020 mit und für die CDU gewinnen und das Rathaus zurückerobern", sagte Brautmeier unter dem Applaus der Mitglieder im Thomas-Morus-Haus. "Das ist meine Motivation."

Der Uedesheimer, der 2017 Chef der erfolgreichen Landtags- und Bundestagskampagne von Jörg Geerlings und Hermann Gröhe war, präsentierte ein Programm, das auf einem Bierdeckel Platz hätte: Er will (erstens) die Partei öffnen. Denn derzeit, so Brautmeiers Analyse, würden die Volksparteien bundesweit und damit auch in Neuss zu wenig erkennen lassen, dass sie die Alltagsanliegen der Menschen verstehen. Die Programmdebatte, die deshalb in der Union geführt werden müsse, will er mit der Neusser CDU von der Basis her befeuern. Zweitens nimmt er sich vor, "den Umgang miteinander vernünftig zu organisieren" und gab als drittes Ziel eine personelle und inhaltliche Vorbereitung der Kommunalwahl 2020 aus. Er selbst, sagte er, habe in Sachen Kandidatur keine Ambitionen. "Für mich ist das Amt des Vorsitzenden kein Durchlauferhitzer."

Brautmeier folgt im Amt auf den Landtagsabgeordneten Jörg Geerlings, der sich nach 13 Jahren nicht mehr zur Wiederwahl stellte, gleichwohl 2020 wieder als Kandidat für den Stadtrat zur Verfügung stehen will. Geerlings griff in seinem Rechenschaftsbericht vor allem die Arbeit an dem Positionspapier "Zukunft 2020" heraus, mit dem sich die Partei auch unter dem Eindruck der verlorenen Bürgermeisterwahl 2015 programmatisch neu aufgestellt hat. Auch wenn noch einiges daran zu tun sei, "sind und bleiben wir in Neuss die Partei mit dem Gelben Trikot", sagte Geerlings, der auch Richtung SPD und ihres Bürgermeisters austeilte. Reiner Breuer, sagte Geerlings, habe für die Stadt bisher wenig erreicht und falle vor allem als Zauderer auf. "Unser Alt-Bürgermeister Herbert Napp trifft als Pensionär täglich mehr Entscheidungen als der Bürgermeister", sagte Geerlings.

Dass es für ihn nach 13 Jahren ein bewegender Abschied auf dem Amt wurde, lag auch an Alt-Parlamentarier Heinz Günther Hüsch, der dem mitunter auch kritisierten Vorsitzenden das beste Zeugnis ausstellte: Geerlings, einer der dienstältesten Vorsitzenden in 73 Jahren Neusser CDU, habe das Ehrenamt des Vorsitzenden ehrenhaft ausgefüllt.

Anmerkung der Redaktion: Durch einen technischen Fehler ist dieser Artikel am Dienstagabend vorzeitig kurz in unserer Tablet-App veröffentlicht worden. Das bedauern wir ausdrücklich, für die entstandenen Irritationen bitten wir um Entschuldigung. Es gibt Entscheidungen, die absehbar erst kurz vor dem abendlichen Druck der Zeitung fallen. Konkret im Fall abendlicher Wahlen bereiten wir mehrere Textversionen parallel vor, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Eine dieser ja auch offensichtlich halb fertigen, so nie zur Veröffentlichung gedachten Artikelversionen ist irrtümlich vorzeitig veröffentlicht worden.

(-nau)
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