Neuss Ein rollender Engel für drei Religionen

Neuss · Bei einem Marsch durch die Neusser Innenstadt demonstrierten mehr als 300 Schüler für interkulturelle Integration und Inklusion.

 Ein Engel aus Stahl, ein Engel aus Sand: Das Kunstprojekt von Carmen Dietrich und Georg Merten rollte gestern durch die Stadt.

Ein Engel aus Stahl, ein Engel aus Sand: Das Kunstprojekt von Carmen Dietrich und Georg Merten rollte gestern durch die Stadt.

Foto: Andreas Woitschützke

Viele interessierte Blicke folgten gestern dem rollenden Engel der Kulturen durch die Neusser Innenstadt. Mehr als 300 Schüler halfen mit, die Kunstskulptur durch die Straßen zu bewegen und so ein Zeichen für interkulturelle Inklusion und Integration zu setzten. Die Skulptur besteht aus einem Stahlring, an dessen Seiten Symbole des Christentums, des Islam und des Judentums angebracht sind. Der Ring soll die Gemeinsamkeiten der Religionen unterstreichen. Wird der Ring in der richtigen Position gehalten, ist in der Mitte ein Engel erkennbar.

Neuss: Ein rollender Engel für drei Religionen
Foto: Dackweiler, Ulli (ud)

Vor dem Marsch versammelten sich die Schüler gemeinsam mit Vertretern der drei Religionen auf dem Münsterplatz. Gemeinsam lasen Pfarrer Franz Dohmes, Jugendpastoralreferent Thomas Burgmer, Bert Römgens von der jüdischen, Aris Ahmedoglu von der muslimischen, sowie zwei Rednerinnen der alevitischen Gemeinde Gedichte und Gebete vor. Die Schüler der Gesamtschule Norf hatten ein mehrsprachiges Lied einstudiert. Gemeinsam sangen sie vor dem Münster das israelische Volkslied "Hevenu Shalom Alechem" (deutsch: Wir wollen Frieden für alle) auf hebräisch, arabisch, englisch und deutsch.

Der anschließende Marsch führte durch die Neusser Innenstadt zum Raum der Kulturen an der Oberstraße, zur alten Synagoge und anschließend zur Janusz Korczak Schule und zum Haus der Jugend. Dort wurde das Engelszeichen als Intarsie, als dauerhaftes Emblem, in den Boden eingelassen. Die Bodenskulptur besteht aus einem Ring aus Stahl und blauem Spezialbeton. Beim Ausschneiden des Stahlrings fiel der innere Engel heraus. Dieser wird von den Künstlern mitsamt der Engel aus den anderen Städten zu einer Säule aufeinandergeschichtet, die einmal in Jerusalem stehen soll. An den anderen Stationen wurde die Skulptur auf den Boden gelegt und mit Sand gefüllt. Die so entstandenen Sandengel verbanden alle Stationen in der Stadt miteinander. Die Kinder waren begeistert von dem Projekt. "Wir wollen uns auch für Flüchtlinge einsetzen, und es ist schön, dass wir auch zeigen können, dass wir offen für alle sein wollen", sagte Schüler Luca von der Gesamtschule Norf.

Bereits vor mehr als einem Jahr hatten sich die Veranstalter für das Projekt begeistert. "Das Projekt passte sehr gut zu unserer Ausstellung der drei Weltreligionen im Abrahamhaus. Wir stellen Jugendlichen dort die Religionen vor und vergleichen sie", sagt Holger Lehnhoff vom Haus der Jugend. Zusammen mit Joachim Braun vom Familienforum Edith Stein hatte Lehnhoff das Projekt nach Neuss geholt. Darüber freuten sich auch die Schülerinnen des Gymnasiums Marienberg. Sie hatten im Religionsunterricht über die Aktion gelesen und machten mit. "Es hat sehr viel Spaß gemacht, und wir haben gleichzeitig etwas über andere Religionen gelernt", sagt Schülerin Chiara.

Geschaffen wurde der Engel der Kulturen von den Künstlern Carmen Dietrich und Georg Merten. In über 80 Städten waren sie nun schon zu Gast. "Das Werben für mehr Toleranz ist gerade jetzt sehr wichtig", erklärt Carmen Dietrich.

(NGZ)
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