Neuss Ein sanftes Peeling für die Schützenfiguren

Neuss · Das Neusser Schützenglockenspiel wird in der Meller Fachfirma Korfhage restauriert. Am Dienstag sollen die Figuren zurückkehren.

 Mit einem Schmirgelpad schleift Jutta Neumann eine schadhafte Stelle an.

Mit einem Schmirgelpad schleift Jutta Neumann eine schadhafte Stelle an.

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Eine blaue Flamme schießt fauchend aus dem Schweißbrenner hervor. Schlossermeister Peter Lachmann hält sie auf zwei Edelstahlleisten, die er rechtwinklig verbinden will. Die Funken sprühen und es riecht nach heißem Metall. "Das wird die Unterkonstruktion für den Balkon des Neusser Schützenglockenspiels", erklärt er. Lachmann steht in der großen Werkhalle des Meller Unternehmens Eduard Korfhage, das das Glockenspiel vor 40 Jahren angefertigt hat - und jetzt restauriert.

"Wind und Wetter - und auch die Tauben - haben ihre Spuren hinterlassen", sagt Inhaber Eduard Korfhage. So war es an der Zeit, den Figurenumlauf des Spiels zu überarbeiten. Die Außenteile und der Balkon stellen die Handwerker aus nicht rostendem Stahl neu her und verkleiden sie schließlich mit Kupferblech. Die Schienen, auf denen die Figuren auf kleinen Wagen stehend fahren, sind inzwischen von Hand gereinigt und die Ketten erneuert worden. "Die Zahnräder haben wir neu angefertigt und ersetzt, die Wagen erhalten neben neuen Rollen auch einen neuen Antrieb", erklärt Korfhage die Veränderungen. "Die Metallteile, die wir noch verwenden konnten, haben wir entlackt und neu lackiert", so der Inhaber.

 Aus vielen Kunstharztönen mischt Jutta Neumann die passenden Nuancen, denn die Originalfarben gibt es nach 40 Jahren nicht mehr.

Aus vielen Kunstharztönen mischt Jutta Neumann die passenden Nuancen, denn die Originalfarben gibt es nach 40 Jahren nicht mehr.

Foto: Ingrun Waschneck

Damit die Glocken wieder bronzefarben glänzen, wurden sie glasperlgestrahlt, um die graubraune Patina und den Taubendreck zu entfernen. "Die besondere Schleiftechnik wird angewandt, um die Oberfläche der Glocken zu schonen und auch damit sie glatt bleibt", sagt Korfhage. "Wenn man die Glocken sandstrahlt, wird die Oberfläche angegriffen und der Klang kann sich dadurch verändern."

In einem großen hellen Raum neben der Werkhalle stehen die 27 Schützen nach Korps sortiert auf Tischen, die beiden Pferde und die Kanone auf dem Boden daneben. Es riecht ein wenig nach Farbe, Pinsel in verschiedenen Größen und viele Farbtöpfe stehen auf einem großen Tisch. "Wir haben die Figuren als erstes mit Schwammtüchern und handelsüblichen Reinigungsmitteln gesäubert", berichtet Roswita Korfhage. "Danach sahen sie schon deutlich anders aus." Im Anschluss wurde loser Lack vorsichtig mit einer Drahtbürste entfernt. "Bevor es mit dem Bemalen losging, haben wir schadhafte Stellen mit weichen Schleifpads bearbeitet. Das war ein sanftes Peeling für die Schützen", ergänzt sie schmunzelnd. Der Schmirgelstaub wurde mit Staubtüchern und einem Staubsauger entfernt.

 Mit viel Fingerspitzengefühl werden Details wie die Orden nachgemalt.

Mit viel Fingerspitzengefühl werden Details wie die Orden nachgemalt.

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"Jetzt sind wir beim Bemalen der Figuren mit Kunstharzfarben", sagt Mitarbeiterin Jutta Neumann. Die Originalfarben, mit denen sie ursprünglich angestrichen waren, gebe es nicht mehr, deshalb müssten beispielsweise die Grüntöne aus mehreren Farben neu gemischt werden. Als erstes erhielten die Sockel, Schuhe und Hosen einen schwarzen beziehungsweise weißen Anstrich. "Wir haben mit den großflächigen Teilen angefangen und arbeiten uns immer mehr ins Detail vor", so Neumann. Knöpfe, Spangen und Kordeln auf den Uniformen bemalen Roswita Korfhage und Jutta Neumann mit feinen Pinseln in Gold und Silber. "Wenn alles fertig ist, arbeiten wir das Gesicht farblich etwas nach." Das erfordert viel Fingerspitzengefühl, denn der Ausdruck soll erhalten bleiben.

Währenddessen haben die Schlosser und Mechaniker den Schienenumlauf in der Werkhalle aufgebaut. "Wenn alles fertig ist, startet ein Probelauf", erklärt Eduard Korfhage. "Ab dem 7. März beginnen wir in Neuss mit dem Anbau des Balkons, dem Aufbau der Figurenbahn und des Glockenspiels", sagt er. "Und wenn alles montiert ist, bringen wir in einer zweiten Etappe die Figuren hin und befestigen sie auf ihren Wagen."

Bei der Einweihung des restaurierten Schützenglockenspiels im April wird er dabei sein - wie vor 40 Jahren. Denn die erste Einweihung "war auch meine erste Amtshandlung in dieser Firma".

(NGZ)
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