Neuss Eine eigene Bühne für Bürger

Neuss · Mit Bärbel Reimer hat die 2014/15 gegründete "Bürgerbühne" des RLT eine neue Leiterin bekommen. Derzeit wird an einem Stück zum aktuellen Spielzeit-Thema "Tapferkeit" gearbeitet. Einmal in der Woche wird geprobt.

 Bärbel Reimer (im gestreiften Pullover) leitet die neue "Bürgerbühne" am RLT, zu der insgesamt 14 Mitglieder gehören.

Bärbel Reimer (im gestreiften Pullover) leitet die neue "Bürgerbühne" am RLT, zu der insgesamt 14 Mitglieder gehören.

Foto: Moritz Peters

Ilse-Maria Harley gehört zu den Oldies der Gruppe. Sagt sie selbst, aber mit einem breiten Lachen auf dem Gesicht. 64 Jahre alt ist sie, hat am Theaterspielen Spaß, seit sie es im Theater am Schlachthof versucht hat. Vor mehr als einem Jahr ist sie zu der damals gerade ins Leben gerufenen "Bürgerbühne" des RLT gestoßen, die bis zum Ende der vergangenen Saison Theresa Solokowski geleitet hat, und nun, nach deren gesundheitlich bedingten Weggang, von Bärbel Reimer übernommen wurde.

Altersmäßig liegt Harley noch zwei Jahre unter dem Ältesten, aber 51 Jahre über dem Jüngsten, in ihrem Engagement unterscheiden sich alle kaum. "Ich liebe Theaterspielen, weil man Facetten der Persönlichkeit spiegeln kann, die im wahren Leben keine Rolle spielen", sagt sie. Dabei wird der Ensemblegedanke in der 14-köpfigen Truppe groß geschrieben. "Die Gruppe ist nur so gut wie ihr schüchternstes Mitglied", erklärt die Theaterpädagogin Reimer entschieden und ergänzt: "Das Ensemble stützt sich gegenseitig." Sie fördert das mit Improvisationsübungen, die helfen, aufeinander zu achten - und trifft damit offensichtlich den Nerv der Laienspieler: "Es gibt nichts Schlimmeres als so einen pseudo-psychologischen Zirkus", kommentiert Harley nämlich trocken. Mit dem mehr als ein Dutzend Teilnehmern ist in Reimers Augen die Grenze erreicht, denn sie legt großen Wert darauf, "dass jeder Raum auf der Bühne hat". Was wörtlich und übertragen gemeint ist.

Einmal die Woche ist "Bürgerbühnen"-Zeit. Für knappe zwei Stunden im Augenblick noch in dem mit dem RLT kooperierenden Off-Theater; wenn das Stück erst mal steht, geht es auf die RLT-Probebühne und schließlich auf die im Studio.

Die endgültige Fassung wird Bärbel Reimer formulieren, vorerst gibt es nur Ideen, die sich rund um das Spielzeit-Motto "Tapferkeit" drehen und von allen Teilnehmern der "Bürgerbühne" - darunter fünf männliche und drei Jugendliche - noch gesammelt werden. Was da ist, wird in Übungen in Dialogform ausprobiert: "Auf jeden Fall gehen wir tief in den Alltag hinein", sagt Reimer, die als Kabarettistin ("Schnabeltasse") viel Bühnenerfahrung gesammelt hat, "und schauen, wo wir Tapferkeit erleben oder vermissen."

Sie freut sich zudem sehr darüber, dass die Truppe so heterogen ist, das Durchschnittsalter liegt um die 50, aber auch Jugendliche hat sie begeistern können. Der Jüngste ist Tobias Flaskamp. Mit 13 Jahren ist er gerade dem Club der Theaterkinder entwachsen und gewissermaßen nahtlos in den der Erwachsenen geschlüpft. Aber er hat auch schon in einem "richtigen" Stück auf der Bühne gestanden. In "Richard III." an der Seite das Hauptdarstellers Philipp Alfons Heitmann. Tobias war der Prinz von Wales, der allerdings genauso den Intrigen Richards zum Opfer fiel wie etliche andere der Familie.

(hbm)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort