Neuss Eine Hommage an Musiker John Cage

Neuss · Die Deutsche Kammerakademie Neuss (DKN) am Rhein widmet sich dem modernen Komponisten John Cage.

 Pianist Antonis Anissegos zeigt vor dem Konzert, wie er sein Instrument für den Auftritt "präpariert" hat.

Pianist Antonis Anissegos zeigt vor dem Konzert, wie er sein Instrument für den Auftritt "präpariert" hat.

Foto: woi

Das hatte fast Happening-Charakter: Erstmals spielte die Deutsche Kammerakademie Neuss am Rhein (dkn) im Pauline-Sels-Saal des Romaneum, und musste auf fast 100 Zuhörer verzichten. Denn die Batterien an Schlagwerk erforderten so viel Platz, dass nur noch 110 Zuhörer Einlass fanden.

Das Sonderkonzert galt John Cage. Das 1992 gestorbene Multitalent wäre am 5. September 100 Jahre alt geworden. Der Amerikaner John Cage wollte Dichter werden, studierte in Paris Architektur, beschäftigte sich mit der Liebe zu Männern und Frauen, bevor er Komponist wurde. Dann aber prägte er das Kunstverständnis des 20. Jahrhunderts maßgeblich und ist einer der wenigen modernen Komponisten, die heute als "cool" gelten. Er erfand das "prepared piano", auf dessen Saiten und Hämmer er Radiergummis, Schrauben, Knochen und alle möglichen Kleinteile montierte. Auszüge aus seinem "Opus maximum" für ein derart präpariertes Klavier - "Sonatas & Interludes" (1946/48) - eröffneten das Sonderkonzert.

Der Pianist Antonis Anissegos verwandelte die Mittellage in ein Schlagzeug-Ensemble, die klangliche Differenzierung blieb im Bass und Diskant weitgehend erhalten – der Musiker zeigte bei seinem Konzert vor allem, dass man ein solches Instrument auch virtuos spielen kann.

Genau dieses Klavier nutzte auch der in Berlin lebende Komponist Ali N. Askin für sein zweites großes Kammermusikwerk "What can we say but yes". Das Concertino für präpariertes Klavier, Streicher und Schlagzeug entstand im Auftrag der Stadt Ulm für das European Music Projekt und wurde im April beim Festival "John Cage 100" in Ulm mit der dkn uraufgeführt. Die zweite Aufführung gab es also jetzt in Neuss.

Der Komponist stellt am Anfang und am Ende des viersätzigen Werkes mit Klaviersoli die Verbindung zu John Cage her, alles andere ist seine Klangwelt, und die vermittelte sich streckenweise eintönig. Computer entscheiden über Tonfolgen und schier endlose Wiederholungen. "Meine Musik ist eine Mischung aus Planung und Intuition", hatte der in Neuss anwesende Komponist vor dem Konzert im Gespräch mit der lebhaften Musikwissenschaftlerin Elisabeth von Leliwa gesagt, und: "Sie soll wie im Film eine eigene Welt erschaffen."

Das ist in dem 40-Minuten-Werk durchaus gelungen. Aber da fiel einem John Cage wieder ein: "Kurze Stücke können eben so viel in sich bergen wie lange." Das traf beglückend auf die "Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta" von Béla Bartók zu. Das war ein berauschendes Klangfestival, das dkn und European Music Projekt mit fantastischer Ausdrucksintensität gemeinsam musizierten. Die perfekte

(NGZ)
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