Neuss Eine Knef-Hommage der Extraklasse

Neuss · Das Stück "Für mich soll's rote Rosen regnen - Ein musikalisch, seelisches Portrait" feierte im Rheinischen Landestheater Premiere. Eine Reise durch ein bewegtes, nicht immer glückliches Leben, die am Ende großen Beifall erhielt.

 "Für mich soll's rote Rosen regnen": Nadine Nollau verkörpert in dem Stück im Rheinischen Landestehater die reifere, kritisch reflektierende Hildegard Knef, Emilia Haag die jüngere Künstlerin.

"Für mich soll's rote Rosen regnen": Nadine Nollau verkörpert in dem Stück im Rheinischen Landestehater die reifere, kritisch reflektierende Hildegard Knef, Emilia Haag die jüngere Künstlerin.

Foto: Björn Hickmann/stage-picture.de

Wenn es darum geht, eine Autobiografie auf eine Theaterbühne zu bringen, dann wurden am Freitag im Rheinischen Landestheater (RLT) neue Maßstäbe gesetzt. Die Tatsache, dass es sich bei der Person, deren Biografie hier zugrunde lag, mit Hildegard Knef um eine der schillernsten und widersprüchlichsten Personen der Film- und Musikgeschichte handelte, tat zwar ihr Übriges hinzu, dennoch: Vom Bühnenbild bis hin zu den Darstellern und der musikalischen Untermalung passte in der Hommage "Für mich soll's rote Rosen regnen - Ein musikalisch, seelisches Portrait" von James Edward Lyons, die im Jahr 1975 beginnt, alles zusammen. In dem Jahr ist die Knef auf ihrem beruflichen Höhepunkt, doch privat in der Krise.

Vor einem düsteren, in schwarz und grau gehaltenen Bühnenbild passierte zunächst nicht viel mehr, als dass Hildegard Knef, dargestellt von Nadine Nollau, in Gedanken versunken vor ihrer Schreibmaschine saß und begann, über ihr Leben nachzudenken. Die Autobiografie entstand also auf der Bühne, während zugleich Knefs jüngeres Ich Hilde, gespielt von Emilia Haag, auftauchte, und in gewisser Weise deren Erinnerungen in Szene setzte.

Beginnend mit der Geburt, den Auseinandersetzungen mit den Eltern hin zum Zweiten Weltkrieg, in dem Hildegard Knef und ihre Familie mehrfach ausgebombt wurden, ging es chronologisch voran. Auf dem dunklen Bühnenhintergrund erschienen Bilder von herannahenden Bombern und brennenden Städten. Die Trostlosigkeit dieser Zeit war greifbar zu spüren.

Dazu wurden originale Interview-Töne der echten Knef eingeblendet. Eine faszinierende Collage, die auf eine gewisse Weise surreal wirkte. Und so ging es weiter, durch die verschiedenen Stationen eines bewegten Lebens. Ihre erste Reise nach Amerika, die mit großem Frust endete, ihre ersten Kinofilme, die Karriere am Broadway, ihre zunehmenden gesundheitlichen Probleme. Ein ständiges Auf und Ab, stets untermalt von subtilen Filmprojektionen und natürlich ihren eigenen, live von beiden Darstellerinnen gesungenen Chansons.

Immer wieder wurde der Kontrast deutlich, zwischen der jungen, naiven Hildegard und der gereiften, desillusionierten, mal beängstigend ruhigen, mal temperamentvoll-aggressiven älteren. Beide begegneten sich immer wieder auf der Bühne, sprachen sogar miteinander, immer wieder unterbrochen von den Interviewtönen des Originals. Und so verschmolzen drei Hildegard Knefs zu einem Gesamtbild, in dem die Hoffnungen, Träume, Enttäuschungen und Niederlagen einer großen Persönlichkeit in aller Schärfe zur Geltung kamen.

Es überwog bei allen Erfolgen, überstandenen Krisen und Krankheiten ein eher düsterer, melancholischer Eindruck, der wohl auch am besten der Persönlichkeit Hildegard Knefs entsprach. Die Schattenseiten von Ruhm und Reichtum waren stets spürbar, wirkliches Glück schien die Protagonistin nie empfunden zu haben.

Am Ende erfolgte dann die Versöhnung mit sich selbst. Auch wenn man den O-Tönen entnehmen konnte, dass die Knef sich einige ihrer in jugendlicher Naivität begangenen Fehler niemals verzeihen wollte, so stand sie doch am Ende auf der Bühne, Seite an Seite mit ihrem jüngeren Ich.

Nun endlich durfte es rote Rosen regnen, und auch das selbstironisch-zurückblickende "Von nun an ging's bergab" wurde während der frenetisch beklatschten Zugaben noch einmal in voller Länge gesungen.

(sebs)
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