Neuss Engagierter Kämpfer für Musikerziehung

Neuss · Auch nach seiner Pensionierung als Leiter der Musikschule hört Reinhard Knoll nicht wirklich auf: Er sitzt in vielen Landes-Gremien.

 Als Leiter der Musikschule ist Reinhard Knoll pensioniert. Aber von seiner Berufung als Musikpädagoge hat er sich nicht verabschiedet.

Als Leiter der Musikschule ist Reinhard Knoll pensioniert. Aber von seiner Berufung als Musikpädagoge hat er sich nicht verabschiedet.

Foto: L. Hammer

Das "Wir" ist immer noch da. Wenn Reinhard Knoll erzählt, dass seine Überstunden, die er als Chef der Musikschule zusammen mit Urlaubsansprüchen in diesen Tagen noch abfeiert, "erst elektronisch erfasst werden, seitdem wir im Romaneum sitzen". Sonst hätte er es vermutlich auch gar nicht mitbekommen, dass sich da was angehäuft hat. Und erst recht nicht abgefeiert. Wenn man es also ganz eng sieht, ist Reinhard Knoll immer noch Leiter der Musikschule. Dass er aber als solcher schon verabschiedet wurde, stimmt auch. In einem kleinen Rahmen. So, wie er es wollte: "Ohne viel Tamtam."

Nach 38 Jahren an der Musikschule geht Knoll in Pension. Aber nicht als engagierter Kämpfer für die Musikerziehung. Im Gegenteil. Die Familie mit Ehefrau Ulrike, den drei erwachsenen Kindern samt Partner und siebenjähriger Enkelin wird ihn trotzdem nicht viel öfter zu sehen bekommen. "Ich werde vermutlich noch öfter unterwegs sein", gesteht er schmunzelnd.

Neuss-Düsseldorf-Köln-Berlin wird demnächst seine beständige Pendelstrecke. Denn 2015 ist Knoll zum Präsidenten des Landesmusikrates NRW gewählt worden, er ist außerdem stellvertretender Vorsitzender des Kulturrates NRW, Vorsitzender des Trägervereins der Landesmusikakademie in Heek, sitzt im Rundfunkrat und auch in der Jury für den Landeswettbewerb "Jugend musiziert".

Von Wehmut über den Ausstieg aus dem offiziellen Berufsleben kann man also bei dem 66-Jährigen nicht reden. Eher von Dankbarkeit, die vor allem die Ziele und die Entwicklung der Musikschule meint. Dass es heute eine Zusammenarbeit mit jeder Neusser Grundschule gibt - das Programm "Jedem Kind seine Stimme" (JeKi-Sti) hat er aus der Taufe gehoben. Dass die vielen Kooperationen mit weiterführenden Schulen klappen. Dass die Musicalwochen in Zusammenarbeit mit der Alten Post etabliert sind. Dass es viele Darsteller und Musiker gibt, die darüber ihren Beruf gefunden haben. Dass es mit dem "Excellenz"-Programm (von ihm initiiert) möglich ist, besondere Begabungen zu fördern. Dass der Musikschule eine kontinuierliche Personalentwicklung "ein tolles Team" beschert hat (heute mit 130 Lehrkräften, 70 davon hauptamtlich). All das sind Dinge, die Knoll stolz machen. Auch wenn es ihm schwer fällt, das Wort in den Mund zu nehmen.

Über Enttäuschungen redet er weniger gern. Wenn überhaupt, dann mit Blick auf sich selbst: "Weil ich jemanden falsch eingeschätzt habe. Als Pädagoge neige ich dazu, in erster Linie die Begabung zu sehen, aber vergesse, dass dazu auch ein bestimmte Persönlichkeit gehört." Und ganz konkret heißt das: "Begabte, die stinkefaul sind, nerven mich." Doch mindestens so wichtig, wie begabte Kinder und Jugendliche zu fördern, ist es Knoll, Kinder schon sehr früh überhaupt an Musik heranzuführen. Und so vermerkt er auf der Positivliste: "Wir haben uns immer sehr bemüht, uns wirklich um jedes Kind zu kümmern."

Was also würde er seinem Nachfolger sagen? "Keinen Rat geben", sagt er verschmitzt, "aber ich werde gerne erzählen, womit ich positive Erfahrungen gemacht habe." Etwa mit dem Umstand, dass die Musikschule ein Teil der Stadtverwaltung ist und sich auch so empfindet, oder mit dem offenen Dialog mit der Politik. Ein kleiner Rat kommt dann doch noch: "Ideen haben und die dann auch machen."

(hbm)
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