Neuss Entdeckungstour beim Zeughauskonzert

Neuss · Sänger Benjamin Appl präsentierte seine Liederauswahl "Entdeckungen - sich entdecken".

 Sänger Benjamin Appl war zu Gast im Zeughaus.

Sänger Benjamin Appl war zu Gast im Zeughaus.

Foto: Falk Kastell

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, das Programm eines Liederabends sinnvoll zu gestalten. Manche Sänger beschränken sich auf nur einen Textdichter, andere auf einen Komponisten. Der "Echo Rising Star" und "BBC New Generation Artist" Benjamin Appl (33) überraschte das Publikum im gut besuchten Zeughaus mit einer Programmfolge, die er "Entdeckungen - sich entdecken" genannt hatte.

Im ersten Teil des Konzertes war "Aufbruch und Suche nach Heimat" das Thema. Lieder wie Robert Schumanns "Frühlingsfahrt", "In der Fremde" und "Schöne Fremde" oder Hugo Wolfs "Fußreise" und "Heimweh" versinnbildlichten sowohl den Drang in die Ferne als auch die Sehnsucht nach der Heimat. An drei Stellen war die Liedfolge von Teilen des romantischen Liederzyklus "Reisebuch aus den österreichischen Alpen" von Ernst Krenek (1900-1991) unterbrochen.

Im Grundton eher heiter und ausgeglichen erschienen die kantablen Vokalkompositionen des fast vergessenen Schweizers Othmar Schoeck (1886-1957), während schließlich in den Preziosen Franz Schuberts - vom Interpreten "Richtung des Schicksals" benannt - neben dem heiteren "Musensohn" auch Todessehnsucht thematisiert wurde. Das vor allem im ernsten Epilog "Nachtstück".

Diesem bemerkenswerten Programm stellte sich der bei Edith Wiens, Helmut Deutsch und Dietrich Fischer-Dieskau ausgebildete Sänger, der seine Studien in London beendete und inzwischen dort auch lebt, mit schlankem, angenehm timbrierten Bariton, vorbildlicher Diktion und - nach etwas flachem Beginn - reicher dynamischer Palette. Lediglich die Höhe erschien zuweilen ein wenig bemüht. Mancher Vortrag hätte noch nachhaltiger gefesselt, wenn Appl ein wenig mehr von sich und seiner Persönlichkeit preisgegeben und weniger Distanz gewahrt hätte. Simon Lepper, sein bewundernswert einfühlsamer und in jeder Phase brillanter Mitgestalter am Flügel, könnte ihm da ein Vorbild sein.

Als besonders gelungen im ausgewogenen Miteinander von Sänger und Pianist seien "Der Musikant" (Wolf), "Aus der Heimat hinter den Blitzen rot"(Schumann) und "Wenn über Berge sich der Nebel breitet" (Schubert) hervorgehoben. Letzteres ließ Benjamin Appl zum Abschluss seiner Vorträge ganz zart im Piano verklingen. - Mit zwei Zugaben dankten die Künstler für den ausdauernden Beifall.

Eine Anregung zum Schluss: Beim nächsten Liederabend sollte im Programmheft vermerkt werden, dass nur zur Pause und am Schluss applaudiert werden möge - das entspannt Künstler und Zuhörer.

(oeh)
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