Neuss Ex-Karnevalist gesteht Handel mit Drogen

Neuss · Ein früherer Kommandant einer Garde der Karnevalsgesellschaft "Blaue Funken" steht vor Gericht, weil er mit der Droge Amphetamin gehandelt haben soll. Der erste Prozesstag begann mit einem Geständnis des 38-Jährigen.

 Vor einem Jahr machte die Polizei eine Razzia beim "Clan 81" in Düsseldorf-Gerresheim. Mit dem Rockerclub, einer Unterstützer-Organisation der Hells Angels, soll der Angeklagte (Foto rechts) sympathisiert haben.

Vor einem Jahr machte die Polizei eine Razzia beim "Clan 81" in Düsseldorf-Gerresheim. Mit dem Rockerclub, einer Unterstützer-Organisation der Hells Angels, soll der Angeklagte (Foto rechts) sympathisiert haben.

Foto: RP-Archiv, mape

Mit einem Geständnis hat am Landgericht Mönchengladbach gestern der Prozess gegen einen früheren Kommandanten der "Blauen Funken" aus Neuss begonnen. Der 38-Jährige, der seit Monaten in Untersuchungshaft saß und seinem Verein einen Entschuldigungsbrief geschickt hatte, räumte ein, mit mindestens einem Kilo Amphetamin gehandelt zu haben.

 Vor einem Jahr machte die Polizei eine Razzia beim "Clan 81" in Düsseldorf-Gerresheim. Mit dem Rockerclub, einer Unterstützer-Organisation der Hells Angels, soll der Angeklagte (Foto rechts) sympathisiert haben.

Vor einem Jahr machte die Polizei eine Razzia beim "Clan 81" in Düsseldorf-Gerresheim. Mit dem Rockerclub, einer Unterstützer-Organisation der Hells Angels, soll der Angeklagte (Foto rechts) sympathisiert haben.

Foto: RP-Archiv, mape

Offenbar war der Neusser allerdings nicht nur in die Drogenszene verstrickt. So soll der Ex-Geschäftsführer der Funken auch Kontakte in die Hooligan-, Rocker- und "Neonazi"-Szene gehabt haben. Verteidiger Gerd Meister allerdings gab sich gestern alle Mühe, diese Kontakte so harmlos wie möglich darzustellen. Er gab eine Erklärung für den Angeklagten ab. "Wir haben es hier nicht mit einem gewaltbereiten Hooligan zu tun, sondern mit einem unsicheren und zurückgezogenen Menschen", so Meister. Der Angeklagte sei zwar im Zusammenhang mit Fußball-Einsätzen der Polizei auffällig geworden, allerdings nie in vorderster Front.

Dennoch taucht sein Name heute noch auf, wenn man im Internet recherchiert — und zwar bei der Gruppierung "Alte Kameradschaft Mönchengladbach". Zudem soll der langjährige Karnevalist auch ein "Faible" für die Wehrmacht und nationalsozialistische Symbole gehabt haben. Inzwischen habe er sich aber davon losgesagt, so Meister. "Darüber hinaus gab es auch eine kurze Anbindung an den Clan 81, eine Unterstützer-Organisation der Hells Angels." Deren Mitglieder würden offenbar versuchen, "den starken Mann zu markieren". Unter anderem soll die Polizei bei Durchsuchungen beim Angeklagten auch eine entsprechende Rocker-Kutte sichergestellt haben.

Letztlich soll der frühere Funken-Kommandant durch seine Kontakte in der "Fußballszene" an Drogen geraten sein. Bis zu fünf Gramm pro Tag sollen er und seine Lebensgefährtin zum Tatzeitpunkt jeweils konsumiert haben. Um seine Sucht zu finanzieren, soll der Neusser mindestens ein Kilogramm Amphetamin angekauft und einen Teil weiterverkauft haben. Ein Großteil des Rauschgifts soll allerdings für den "Eigenkonsum" verwendet worden sein. Nach seinem Geständnis wurde der Neusser, dessen Karnevalsverein sich öffentlich von ihm distanziert hat, vom Landgericht Mönchengladbach auf freien Fuß gesetzt. Seine mitangeklagte Freundin hat bereits eine Entzugstherapie begonnen, auch der 38-Jährige will künftig die Finger vom Rauschgift lassen.

"Am 31. März soll das Verfahren zu Ende gehen", kündigte Gerichtssprecher Martin Alberring nach dem ersten Verhandlungstag an, "bis dahin soll unter anderem noch ein Gutachten erstattet werden." Ein Experte soll klären, ob der Neusser neben einer Gefängnisstrafe auch noch eine stationäre Entzugstherapie antreten muss. Bei den "Blauen Funken" hatte der Angeklagte zwischenzeitlich alle Ämter verloren. Dennoch saßen gestern einige Freunde aus dem Karneval im Gericht. Teilweise sollen sie auch noch als Zeugen gehört werden.

(NGZ)
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