Serie Kaarst - Ganz Familiär Familie und Betrieb seit Generationen unter einem Dach

Neuss · Das Unternehmen "Schmitz und Sohn" ist seit 1880 in Holzbüttgen zu Hause; damals brachten Bauern ihre Pferd zum Hufbeschlag.

Verstehen sich beruflich wie privat: Johannes Schmitz und Sohn Matthias, vierte und fünfte Generation der alteingesessenen Schlosserwerkstatt.

Verstehen sich beruflich wie privat: Johannes Schmitz und Sohn Matthias, vierte und fünfte Generation der alteingesessenen Schlosserwerkstatt.

Foto: L. Berns

Holzbüttgen Es mutet wie ein Idyll aus längst vergangenen Tagen an: Die Kinder spielen auf dem Hof, aus der Werkstatt dringen die Geräusche der Schlosserarbeiten, und beim Gang zum Büro fällt der Blick noch kurz auf die eigenen Hühner im kleinen Garten gegenüber. Doch hinter dieser fast romantischen Kulisse in Holzbüttgen verbirgt sich nicht nur eines der ältesten Unternehmen, sondern auch eines der erfolgreichsten am Ort. Denn die Stahl- und Metallbauten, Bauschlosserarbeiten sowie Edelstahlverarbeitungen des Familienbetriebs "Schmitz und Sohn" sind weit in der Region bekannt. Trotzdem verstehen die beiden Chefs, Vater Johannes sowie sein Sohn Matthias Schmitz, Leben und Arbeiten, Beruf und Familie optimal zu verbinden.

"Schmitz und Sohn" ist ein Unternehmen, das seit 1880 am Ort besteht. "Mein Urgroßvater Johann hatte 1880 hier die erste Schmiede aufgebaut", erzählt Johannes Schmitz. Damals brachten Bauern und Landwirte ihre Pferde zum Hufbeschlag. Nach ihm führten Großvater Hubert sowie sein Vater Peter die Geschäfte weiter.

Dass sich sein Sohn Matthias entschieden hat, den Betrieb weiterzuführen, freut den Senior. Er sagt aber auch: "Jedes unserer drei Kinder konnte sich für seinen Beruf entscheiden. Es gab kein Muss." Der älteste Sohn Hans-Josef wurde Steuerberater, Tochter Elisabeth Lehrerin, und Matthias traf seine Entscheidung mit 14 Jahren, als er noch aufs Georg-Büchner-Gymnasium in Vorst ging. "Ich teilte meinen Eltern mit, dass ich keine Lust mehr auf Schule hätte und mit Mittlerer Reife eine Ausbildung machen wolle", erinnert er sich. Seine Mutter Maria war anfangs skeptisch, doch die Eltern ließen ihn gewähren.

Zum Glück: Denn der heute 34-Jährige absolvierte zunächst seine Ausbildung zum Schlosser in einem Betrieb in Neuss-Hoisten, anschließend besuchte er die Meisterschule zum Schweißfachmann. Mit nur 21 Jahren war er einst Deutschlands jüngster Schlossermeister. Seit 2004 ist er im elterlichen Betrieb als Juniorchef tätig und inzwischen in die Geschäftsführung berufen. Die meisten seiner acht Mitarbeiter kannte er schon als kleiner Junge. "Einer ist seit 30, ein anderer seit 26 Jahren bei uns beschäftigt", erzählt Matthias Schmitz. Anfangs sei es etwas merkwürdig gewesen, plötzlich deren Chef zu sein. "Aber das hat sich schnell gelegt. Denn bei uns herrscht ein gutes Miteinander." Auch das hat er wohl von Vater Johannes. "Als Unternehmer habe ich eine soziale Verantwortung." Nicht nur für die acht Mitarbeiter und zwei Auszubildenden. "Sondern auch für deren Familien."

Sie haben gut zu tun, bestätigen Vater und Sohn stolz, sagen aber auch: "Wir tun auch viel dafür - von frühmorgens bis spätabends." In der eigenen Werkstatt an der Königsstraße entstehen Treppen, Balkone, Garagentore, Haustüren, Überdachungen und Fenster. Ob Sparkasse Neuss, die Böhler AG in Düsseldorf, das Kolpinghaus International in Köln oder die Stadt Kaarst sowie das Sportforum Büttgen - Referenzobjekte des Familienunternehmens finden sich viele.

Matthias Schmitz hat seine Entscheidung bislang nie bereut. Im Gegenteil: "Es ist ein toller Beruf. Ich habe viel mit Menschen zu tun, kann fertigen und montieren in der Werkstatt, bin drinnen und draußen - alles sehr abwechslungsreich." Und das Beste: "Betrieb und Familie sind unter einem Dach."

Vater Johannes und dessen Frau Maria sind inzwischen in ein anderes Haus gezogen - gleich um die Ecke. Matthias, seine Frau Michèle sowie ihre beiden Kinder wohnen seit vier Jahren in dem Haus auf dem Gelände des Betriebs. Die Geschäftsübergabe hat Vater Johannes bereits geregelt. "Ich wollte nicht zu jenen Chefs gehören, die nicht abgeben können", sagt der 64-Jährige. "Wenn ich morgen umfalle, ist für alle gesorgt."

(BroerB)
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