Neuss Filmstudent zeigt Erstlingswerke im Hitch

Neuss · "Milliardenmarsch" und "Kryo" heißen die beiden Filme, an denen der 24-jährige Christopher Sassenrath als Produzent beteiligt ist. Er studiert an der Filmakademie Ludwigsburg. Seine "Erstlinge" werden am Samstag im Hitch gezeigt.

 Jana Klinge (l.) und Beat Marti spielen in "Kryo" das Ehepaar Evelyn und David, das sich einfrieren lässt und nach 100 Jahren wieder aufwacht. Es hofft darauf, dass in dieser Zeit ein Mittel gegen Evelyns tödliche Krankheit gefunden worden ist.

Jana Klinge (l.) und Beat Marti spielen in "Kryo" das Ehepaar Evelyn und David, das sich einfrieren lässt und nach 100 Jahren wieder aufwacht. Es hofft darauf, dass in dieser Zeit ein Mittel gegen Evelyns tödliche Krankheit gefunden worden ist.

Foto: Filmakademie Baden-Württemberg

Seit gerade mal zwei Semestern studierte er an der Filmhochschule Ludwigsburg - und mutierte schon zum Produzenten. Bei einem Pitching (Vorstellung von Konzepten und Idee, um Geldgeber und Mitstreiter zu werben) der Hochschule hatte Christopher Sassenrath erstmals von dem Filmprojekt "Kryo" gehört, stieg als Producer zu Eric Bouley und Christian Schega ins Boot und hat damit auf jeden Fall eine gute Nase bewiesen.

"Kryo" hatte seine Premiere beim Max-Ophüls-Festival im Januar dieses Jahres in Saarbrücken, wurde jüngst beim Hyart Film Festival im amerikanischen Wyoming als bester Film im Genre Science Fiction (SciFi) prämiert. In den UCI-Kinos wurde der Film auch schon gezeigt - nur in Neuss nicht. Das wird nun nachgeholt. Am kommenden Samstag (6.) stellt Detlef Ritz sein Kino Hitch für gleich zwei Filme aus der Produzentenwerkstatt des 24-jährigen Neussers zur Verfügung: "Kryo" (32 Minuten) und "Milliardenmarsch" (18 Minuten) werden an der Oberstraße gezeigt.

Beide Filme spielen in der Zukunft. "Kryo" erzählt von der Hoffnung Davids, dass seine todkranke Frau Evelyn in der Zukunft geheilt werden kann. Er lässt sich zusammen mit ihr einfrieren und wacht 100 Jahre später wieder auf. Aber nichts wird so, wie er sich das erhofft hat. "Milliardenmarsch" ist dagegen ein Thriller: Eine Gruppe Jugendlicher muss so lange marschieren, bis einer übrig bleibt. Wenn sie stehenblieben, explodieren die Halsbänder, sie sie tragen.

Die Filme sind nicht nur ganz anders als die, die Sassenrath noch zu Schülerzeiten mit seinen "Neusser Filmstudios" gemacht hat, auch er selbst hat sich verändert: vom Autor, Regisseur und Produzent in einem zum Nur-noch-Produzenten.

Die Liebeskomödie "Herzklopfen" von 2012 - da war Christopher Sassenrath noch Schüler am Quirinus-Gymnasium - etwa hatte eine leichte Gangart. "Aber war schon recht professionell gemacht", sagt Sassenrath und ergänzt nachdenklich: "Ich habe damals sehr viel gelernt. Und ohne diese Erfahrung wäre ich nicht da, wo ich heute bin."

Eigentlich wollte der Neusser nach dem Abitur gern Regie studieren, kam aber mit seinen Bewerbungen nicht durch und sagt heute ganz offen und auch selbstkritisch: "Dafür bin ich wohl doch zu ungeduldig. Und meine Bewerbungsfilme würde ich mir heute auch nicht mehr anschauen."

Nach dem Abitur entschied er sich zunächst, Betriebswirtschaftslehre in Münster zu studieren, bewarb sich aber parallel für den Bereich Produktion an Filmhochschulen. Warum? "Ich habe festgestellt, dass die Produktion eines Films ein Gesamtkonstrukt ist, das mir sehr viel Spaß macht", erklärt er und ergänzt: "Es ist auch ein kreativer Beruf, denn ein Produzent entwickelt auch Filmstoffe."

Das war dann auch der Grund, warum der heute 24-Jährige sich für Ludwigsburg entschieden hat und nicht für Potsdam, wo er ebenfalls angenommen wurde. "Die Ausbildung in Ludwigsburg ist vielseitiger", sagt er, "in Potsdam dagegen mehr auf die zum Produktionsleiter ausgerichtet." Dessen Arbeit teile sich 50:50 auf Büro und Filmset auf, sei viel Organisation. Christopher Sassenrath aber will mehr - nämlich auch Stoffe entwickeln, für die er als Produzent Geldgeber überzeugen muss.

Zusammen mit Eric Blouley hat er schon eine Firma gegründet: handwritten Pictures GmbH. "Wir arbeiten mit Autoren aus unseren Jahrgang, die wir für talentiert halten, zusammen", erzählt er. Allerdings nicht ganz freischwebend, denn die beiden Noch-Studenten haben sich in Sachen Stoffentwicklung mit Nils Dünker, Produzent und Geschäftsführer der Lailaps Pictures in Müchen ("Ein letzter Tango", "Die dunkle Seite des Mondes") einen echten Profi als Mentor an die Seite geholt. Mit Blick auf die eigene Zukunft sieht Sassenrath das auch ganz praktisch: "Er ist unglaublich gut vernetzt."

In rund zwei Jahren macht der Neusser sein Diplom an der Filmhochschule - und wenn es auf Dauer mit der Selbstständigkeit als Produzent nicht klappt, hat er immer noch eine Option: "Dann lasse ich mich anstellen." Wohin es ihn verschlägt, lässt Christopher Sassenrath vorerst noch offen: "In Köln sind viele TV-Sender ansässig, in Berlin Filmverleihe und in München gibt es beides."

(hbm)
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