Neuss Finnen begeistern beim letzten Zeughauskonzert

Neuss · Wenn sich das Publikum in der Pause vornehmlich über die gerade gehörte Musik unterhält statt über den neuesten Klatsch und Tratsch, dann ist das ein gutes Zeichen. Dafür muss die Meinung noch nicht einmal einhellig euphorisch sein. Beim letzten Zeughauskonzert der Saison war das so: Das junge finnische Streichquartett Meta4 sorgte mit seiner Programmauswahl und seinen Interpretationen für Gesprächsstoff. Hier philosophierten drei Männer über die Entwicklung der Musiker, die 2004 ihren Durchbruch hatten, da ärgerte sich ein Ehepaar, dass bei atonalen zeitgenössischen Stücken "ja keiner hören kann, ob die Musiker richtig oder falsch spielen". Angeregte Gespräche, verschiedene Ansichten, und immer ging es um Musik – mehr kann man von einem guten Konzert nicht erwarten.

Zwei bedeutungsschwere Streichquartette standen auf dem Programm von Meta4: Haydns Kaiserquartett C-Dur opus 76 Nr. 3 und Beethovens letztes vollendetes Werk F-Dur opus 135. Dazwischen erklangen jene vermeintlich falschen Töne aus Henri Dutilleux' sieben kurzen Sätzen mit dem Titel "Ainsi la nuit", die das Geheimnisvolle und Unheimliche der Nacht beschreiben. Die Töne surren, hacken, flirren und quietschen durch den Raum, ohne auch nur zu versuchen, eine Linie zu bilden. Der Gesamtklang steht klar im Mittelpunkt. In ihn fließen sogar die Nebengeräusche des Spiels und auch des Publikums mit ein. Die Musiker des Quartetts trotz aller Eigenheiten der einzelnen Stimmen derart vereint an diesem Klangbild "malen" zu sehen, machte den Reiz aus.

Thema der Nationalhymne

Besonders stark aber zogen Antti Tikkanen (Violine), Minna Pensola (Violine), Atte Kilpeläinen (Viola) und Tomas Djupsjöbacka (Cello) die Zuhörer mit dem Haydn-Stück in ihren Bann – beeindruckend beweglich (was durch das Spielen im Stehen noch gefördert wurde) und mit viel Gespür für Tempo und Dynamik. Mal expressiv, mal geheimnisvoll, lyrisch oder schlicht wanderte das Thema der Nationalhymne im Mittelsatz durch die Stimmen. Auch im Beethoven-Quartett, das nach dem ergreifenden Lento kurz an Spannung verlor, fingen sie das Publikum mit dem dramatischen Finalsatz wieder ein. Langanhaltenden Beifall gab es dafür.

(dhk)
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