Neuss Fischer zeigt im Notfall, wo es lang geht

Neuss · Das Neusser Unternehmen rüstet Gebäude in ganz Deutschland mit Sicherheitstechnik aus - mit wachsendem Erfolg.

 Flucht nach vorne: Mit solchen Notausgangsleuchten stattet Fischer mittlerweile bundesweit Gebäude aus.

Flucht nach vorne: Mit solchen Notausgangsleuchten stattet Fischer mittlerweile bundesweit Gebäude aus.

Foto: Lothar Berns

Wenn Axel Fischer ein Gebäude betritt, dann meldet sich dieser Reflex. Er schaut nach rechts oben, nach links oben, bis er das Notausgangsschild entdeckt hat. Das hat bei ihm nicht mit einer gesteigerten Sorge vor einer plötzlichen Explosion in seiner Umgebung zu tun, sondern mit rein geschäftlichem Interesse: Wie sieht die Notausgangsleuchte aus? Wer hat sie hergestellt? Kann man das auch schöner, heller, besser machen? Denn Notausgang ist nicht gleich Notausgang. "Es ist schade, wenn eigentlich schöne Objekte durch unschöne Notbeleuchtung optisch kaputtgemacht werden", sagt Axel Fischer. "Wer in dieser Branche arbeitet, der hat diesen Reflex."

 Werner-Robby Fischer und Axel Fischer.

Werner-Robby Fischer und Axel Fischer.

Foto: Berns, Lothar (lber)

Axel Fischer (33) beschäftigt sich beruflich mit Notausgängen und deren vorschriftsmäßiger Beleuchtung. Gemeinsam mit seinem Bruder Werner-Robby Fischer (29) ist er Geschäftsführer der Fischer Akkumulatorentechnik GmbH. Am Standort im Neusser Stadtteil Hoisten werden Notausgangsleuchten für den gesamten deutschen Markt und Nachbarn in der EU gefertigt. In wenigen Jahren haben die beiden Brüder das Familienunternehmen ordentlich auf Wachstum getrimmt.

Ihr Vater Werner Fischer gründete das Unternehmen 1976 ursprünglich als Spezialist für Akkutechnik. Irgendwann kam der Geschäftszweig Notausgänge hinzu. Als Werner Fischer 2008 die Geschäftsführung gesundheitsbedingt an seine Söhne weiterreichte, war das Unternehmen ein Händler mit Notausgangsleuchten, der sich vor allem auf Nordrhein-Westfalen beschränkte. Axel und Werner-Robby Fischer, beide staatliche geprüfte Betriebswirte, hatten nun neue Pläne: Wachsen. Und wieder selbst produzieren, um nicht abhängig zu sein von der Technik anderer. "Wir haben durch die Krankheit und den Tod unseres Vaters sehr früh Verantwortung übernehmen müssen. Das war eine große Herausforderung, aber daran sind wir gewachsen", sagt Werner-Robby Fischer.

In sieben Jahren hat sich die Zahl der Mitarbeiter auf jetzt über 70 vervielfacht. Fischer fertigt heute mehr als 100 000 Notausgangsleuchten im Jahr. 1999 waren es noch 3000 gewesen. Die Manufaktur kleinerer Stückzahlen geschieht in Neuss, die Produktion der Massenprodukte findet in Polen und China statt. Das muss sein, der Preisdruck in dem Segment ist immens. Zwar gibt es deutschlandweit nur rund zehn Hersteller wie Fischer, aber etwa 80 Händler mit ausländischer Ware. Und wer sein Geschäft mit Hinweisen auf Notausgänge sichern muss, der hat zudem nicht unbedingt Lust, ausgesprochen viel Geld dafür auszugeben. "Notausgangsleuchten hatten einen massiven Preisverfall. 1976 kostete die günstigste Leuchte 400 Mark, jetzt 40 Euro", sagt Axel Fischer. Die Sicherung in einem Supermarkt kostet etwa 2000 Euro, in einem Seniorenheim mit komplexerer Technik wird so ein System aber schon mal 20 000 Euro teuer.

Auch wenn das Symbol für Notausgänge genormt ist, wird die Technik permanent weiterentwickelt. Das betrifft nicht nur die Ausleuchtung mit stromsparenden LEDs, sondern auch das komplexe Sicherheitssystem mitsamt Steuerung der Notausgänge in einem Gebäude. Das sind Kästen mit elektronischen Bauteilen, in der neuesten Variante mit Touchscreen ausgestattet. Neueste Entwicklungen sind ein Warnton bei sich leerender Batterie (wie beim Brandmelder) und ein Baukasten-System für die Wand- und Deckenmontage der Leuchten. In der Region hat Fischer unter anderem den Rheinturm, die Kunstakademie Düsseldorf, den Aachener Tivoli, die Handwerkskammer Düsseldorf und den Rheinufertunnel (nur Zentralanlage) mit Sicherheitstechnik ausgerüstet. Und neuerdings zeigt Fischer auch im Neusser Rathaus an, wo es langgeht.

Nur selten stören Axel Fischer die eigenen Produkte: Bei 500 Candela Lichtstärke kann das Licht im Kino schon mal stören. "In Düsseldorf suche ich meine Plätze immer so aus, dass ich möglichst weit vom Notausgang entfernt bin."

(NGZ)
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