Bombenfund in Neuss Fliegerbombe im VfR-Stadion entschärft

Neuss · Um kurz nach 20 Uhr konnte Entwarnung gegeben werden. Das Shakespeare-Festival startete verspätet.

 Die Bombe auf dem VfR-Gelände ist entschärft.

Die Bombe auf dem VfR-Gelände ist entschärft.

Foto: Lothar Berns

Völlig unversehrt und blitzeblank wie gerade erst hergestellt präsentierten sich der Zünder und Detonator der amerikanischen Zehn-Zentner-Bombe, die Montagabend auf dem Gelände des ehemaligen VfR-Stadions entschärft werden musste. "Die waren noch voll funktionsfähig", erklärte Kampfmittelbeseitiger Jost Leisten (55) von der Bezirksregierung Düsseldorf. Seit dem Zweiten Weltkrieg hatte der Blindgänger unter dem Rasen des Stadions gelegen.

Bei den Abrissarbeiten an der Bezirkssportanlage Derendorfweg war er Montagvormittag gefunden worden. Nur 15 Minuten benötigten Leisten und sein Kollege Silvio Kunkel (38) von der Firma Kampfmittelbergung dafür, die Fliegerbombe unschädlich zu machen.

Unerwartet aufwändiger wurde es, den Schutzbereich um den Bombenfund zu sichern. Rund 80 Beamte und Helfer waren im Einsatz. In dem Evakuierungsbereich leben nach Auskunft der Stadt nur rund 140 Personen. Eigentlich hatte man um 19.15 Uhr mit der Entschärfung beginnen wollen. Doch der Hubschrauber der Polizei entdeckte zunächst noch 15 nicht informierte Fahrgäste am S-Bahn-Halt "Rheinpark-Center", dann musste ein Wohnungsloser, der am Derendorfweg Unterkunft suchte, aus dem Gefahrenbereich gebracht werden.

Regelrecht renitent zeigten sich dagegen zwei Frauen Anfang 20, die der Hubschrauber etwas später erneut am S-Bahn-Halt entdeckte. Die jungen Damen — offensichtlich auf dem Rückweg nach einem Shoppingbummel — weigerten sich, die Haltestelle zu verlassen und hörten nicht auf, die Beamten zu beleidigen. Ihnen droht eine Anzeige.

Um 19.53 Uhr konnten sich schließlich die beiden Feuerwerker Leisten und Kunkel ans Werk machen. Um 19.13 Uhr gab es die Entwarnung. Dann wurden die Straßen wieder freigegeben, ebenso die Straßen- und Eisenbahnstrecken zwischen Düsseldorf und Neuss. Die Straßenbahnen der Linie 709 aus Düsseldorf hatten vorübergehend bereits an der Haltestelle "Südfriedhof" gewendet. Aus dem Rheinparkcenter durften ab 18.45 Uhr bis zur Entwarnung keine Kunden oder Mitarbeiter mehr hinaus.

Gute Nachricht auch für die Besucher des Shakespeare-Festivals im Neusser Globe-Theater. Nach dem Bombenfund hatten die Veranstalter zunächst gebangt, ob die Aufführung des "Pericles" um 20 Uhr stattfinden kann. Da das Theater aber nicht im Evakuierungsbereich lag, konnten die Schauspieler auftreten — allerdings erst später, da einige Zufahrtswege, wie die Hammer Landstraße in Richtung Düsseldorf gesperrt waren.

Das Loch, in dem der Blindgänger in etwa 2,5 Metern Tiefe lag, wurde noch Montagabend wieder geschlossen. Die Bombe geht nun zu einem Zerlegewerk in der Nähe von Paderborn. Und für Kampfmittelbeseitiger Leisten stand das Abendprogramm fest: "Das Fußballspiel der Deutschen gucken."

(Von Susanne Genath und Christoph Kleinau)
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