Neuss Flüchtlingsbau wird in Venedig präsentiert

Neuss · Gestern war Richtfest an der ZUE Stresemannallee, im Februar soll die 36,1 Millionen Euro teure Flüchtlingsunterkunft bezugsfertig sein. Die Pläne werden derzeit auf der international renommierten Architekturmesse Biennale gezeigt.

 Vertreter von Bezirksregierung, Stadt und Bauverein kamen gestern zum Richtfest an die "ZUE" an die Stresemannallee.

Vertreter von Bezirksregierung, Stadt und Bauverein kamen gestern zum Richtfest an die "ZUE" an die Stresemannallee.

Foto: A. Woitschützke

Auf der Baustelle ohne Baustellenschild geht es mächtig voran. "Wir wollten kein Schild aufstellen: Hier errichtet der Bauverein ein Flüchtlingsheim", erklärte Bauvereins-Vorstand Dirk Reimann gestern beim Richtfest das Fehlen jeglichen Hinweises auf den Bauherren. Aber unbekannt wird dieser zumindest der Fachwelt trotzdem nicht bleiben. Denn die Pläne für das 31,6 Millionen Euro teure Bauvorhaben werden derzeit im deutschen Pavillon auf der Architekturmesse Biennale in Venedig unter dem Motto "Making Heimat" ausgestellt. Die Bezirksregierung Düsseldorf als Mieter hatte sie eingereicht.

Die Flüchtlingszahlen gehen zwar zurück, doch die Aufgabe, Vorsorge zu treffen, bleibt. Den Umfang gibt ein Erlass des Innenministers vom vergangenen Freitag vor: 50.000 Plätze sind vorzuhalten, 27,81 Prozent davon im Regierungsbezirk Düsseldorf. "Der Bau der Landesunterkunft an der Stresemannallee ist ein wichtiger Bestandteil unserer Planungen", betont deshalb auch Regierungspräsidentin Anne Lütkes. Zur Fortführung der Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes im ehemaligen Alexius-Krankenhaus aber konnte ihr Abteilungsdirektor Soziales, Andreas Happe, gestern nichts Verbindliches sagen. Man sei in Gesprächen, sagte er knapp.

Bürgermeister Reiner Breuer bestätigt das. Das Land habe Interesse, zu einer qualitätvolleren Unterbringung der Flüchtlinge zu kommen, sagt er. Und die Neusser Einrichtung an der Nordkanalallee sei da Unterkünften in anderen Städten durchaus vorzuziehen. Zumindest befristet könnte dieses Haus für derzeit fast 2000 Flüchtlinge weiter betrieben werden.

Die neue ZUE am Rennbahnpark wird 1000 Menschen Platz bieten. Voll im Sinne einer 100-prozentigen Auslastung wird sie nach Happes Vorstellung aber nie werden. Das Land müsse Reserven bilden, die bevorzugt in den einzelnen Einrichtungen geschaffen werden, sagt der Abteilungsdirektor. Das sei besser, als "einzelne kalt stehen zu lassen".

Vor genau einem Jahr erfolgte der erste Spatenstich, im Februar 2017 soll die Unterkunft bezugsfertig sein. Sie ist die erste im Land, die direkt auf die nötigen Anforderungen und Bedürfnisse der Flüchtlinge zugeschnitten und entsprechend geplant wurde. Mindestens 25 Jahre - so lange läuft der zwischen Land und Bauverein geschlossene Mietvertrag - soll das Haus erste Heimat für neu nach Deutschland eingereiste Flüchtlinge sein.

Angesichts auch dieser Verpflichtung kämpft der Bürgermeister als Vorstandsmitglied des Deutschen Städtetages dafür, dass Flüchtlinge in Landeseinrichtungen den Standortgemeinden auch künftig auf die jeweilige Zahl dauerhaft zugewiesener Menschen angerechnet wird. Das wäre nur fair. "Als andere sich angesichts dieser Aufgabe weckgeduckt haben, hat Neuss geholfen", sagt er mit Blick auf das Angebot, im "Alexius" eine ZUE einzurichten.

Wenn Ende des Jahres in Bochum die erste zentralen Landesaufnahmeeinrichtung (LEA) in Dienst genommen wird, werden sich auch die Zuweisungen nach Neuss ändern. Abteilungsdirektor Happe geht davon aus, dass die Neuankömmlinge in dieser zentralen Registrierungsstelle nach Nationalität und Bleibeperspektive "vorsortiert" werden. Sozialdezernent Ralf Hörsken kündigte sich für diesen Fall schon einmal vorsorglich zum Gespräch an: "Wir wollen in Neuss keine Duisburger Verhältnisse", stellte er klar.

(-nau)
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