Neuss "Flüsterasphalt" ist in der Stadt ein Flop

Neuss · Im Feldversuch an Jülicher und Bergheimer Straße zeigt der offenporige Fahrbahnbelag schon nach vier Jahren Alterungserscheinungen. Für die Fahrbahnunterhaltung sei er nicht zu empfehlen, betont die Stadt.

 Lärmmessungen von Uwe Ritterstaedt (r.), die Thorsten Siebert vom Umweltamt begleitete, zeigen: Offenporiger Asphalt reduziert die Fahrgeräusche auch auf innerstädtischen Straßen. Aber "Opa" hält nicht lange.

Lärmmessungen von Uwe Ritterstaedt (r.), die Thorsten Siebert vom Umweltamt begleitete, zeigen: Offenporiger Asphalt reduziert die Fahrgeräusche auch auf innerstädtischen Straßen. Aber "Opa" hält nicht lange.

Foto: woi

Das Experiment mit so genanntem Flüsterasphalt auf innerstädtischen Straßen ist gescheitert. Der Ende 2010 auf Abschnitten der Jülicher und der Bergheimer Straße zu Testzwecken aufgebrachte "Porous Mastic Asphalt" (PMA) zeigte schon im vergangenen Jahr so deutliche Alterungserscheinungen, dass das Tiefbaumanagement sofort die Finger von diesem offenporigen Asphalt ließ.

Eine Weiterentwicklung des klassischen Splitt-Mastix-Asphalt könnte eine mögliche Alternative sein, berichtete Gerd Eckers vom Tiefbaumanagement im Bauausschuss. Aber den würde er erst empfehlen, wenn Erfahrungsberichte aus anderen Kommunen vorliegen. "Wir sind keine Forschungsanstalt", sagte er.

Eine abschließende Bewertung des Versuchs mit dem PMA steht aus, weil die Verwaltung der Politik gerne Alternativen aufzeigen würde. Im Tiefbaumanagement aber wurden schon Konsequenzen gezogen. Die Schorlemer und die Schillerstraße, für die 2014 beziehungsweise 2015 eine Sanierung mit einer PMA-Deckschicht vorgesehen war, werden beziehungsweise wurden konventionell bearbeitet. Und nach dem Flop steht auch fest, dass PMA im Deckenerneuerungsprogramm, das der Ausschuss mit einem Volumen von 700 000 Euro frei gab, keine Rolle spielen wird.

Als bundesweit zweite Kommune hatte sich Neuss auf einen Feldversuch mit offenporigem Asphalt eingelassen. Die Hoffnung war, vor allem an den stark befahrenen Einfallstraßen den Verkehrslärm zu reduzieren. Dieser Effekt konnt durch Lärmmessungen Ende 2013 tatsächlich nachgewiesen werden, obwohl vorher befürchtet worden war, dass Flüsterasphalt erst ab Tempo 50 wirklich den Lärmpegel senkt. Aber die Oberfläche hält nicht. Statt der erhofften acht bis zehn Jahre ist sie schon nach nicht einmal vier Jahren ein Sanierungsfall. "Die Ergebnisse sind verheerend", sagt Eckers, der "für uns erschreckend früh" deutliche Rissbilder in der Fahrbahnoberfläche feststellte. Erschreckend, weil sich der zeitgleich auf der Nachbarfahrbahn ausgerollte konventionelle Gussasphalt beinahe neuwertig präsentiert.

Das schnelle Versagen des PMA spricht aber nicht generell gegen diese Variante offenporiger Asphaltschichten, betont Eckers. Aber in der Straßenunterhaltung, die den Unterbau beibehält und darauf nur eine dünne Tragschicht aufbringt, sei Flüsterasphalt trotz gegenteiliger Aussagen von Entwickler und Hersteller nicht zu empfehlen.

"Das Problem liegt im Untergrund", sagt Eckers. Den könnte man bei Sanierungen mit erneuern, so dass der offenporige Asphalt dann durchaus länger hält. Aber dann würde jede Straßenreparatur viel teurer und im Rahmen des jährlichen Deckenerneuerungsprogramms könnten nicht mehr - wie 2015 geplant - 16 Baustellen abgearbeitet werden, sondern erheblich weniger. Denn die Fahrbahnunterhaltung erneuert nur die oberen zwei bis maximal vier Zentimeter.

2015 sind folgende Straßen betroffen: Am Fuchsberg, Am schwarzen Graben, Bergheimer Straße (Geh- und Radweg), Deutsche Straße, Ewald-Malzburg-Straße, Grefrather Weg, Hochstadenstraße, Jülicher Landstraße, Gell'sche, Hürtgener Lüttenglehner, Macherscheider, Schorlemer Straße sowie Schützenstraße und Stoffelsweg.

(NGZ)
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