Neuss Formel-1-Architekten bauen Lagerhaus um

Neuss · Zahlreiche Rennstrecken hat das Aachener Unternehmen "Tilke Ingenieure und Architekten" bereits entworfen. Nun drücken die Formel-1-Experten dem Design der ehemaligen Lagerhallen AG ihren Stempel auf.

 Die Bürolandschaft und Freizeitnutzung in den historischen Speichern soll eine Promenade inklusive Badeschiff sowie eine Mall samt Dienstleistern und Gastronomie umfassen.

Die Bürolandschaft und Freizeitnutzung in den historischen Speichern soll eine Promenade inklusive Badeschiff sowie eine Mall samt Dienstleistern und Gastronomie umfassen.

Foto: Tilke Ingenieure und Architekten

Eigentlich ist Hermann Tilke auf den Rennstrecken dieser Welt zuhause. An fast der Hälfte der insgesamt 21 in der Formel-1-Saison 2016 befahrenen Routen war der Bau-Ingenieur am Layout beteiligt. Unter anderem stammen die Strecken in Bahrain, China, Russland, Malaysia, Abu Dhabi und den USA aus seiner Feder. Sein neuestes "Werk" ist der Stadtkurs in Baku, Aserbaidschan. Bereits seit 1983 ist der Bau-Ingenieur aus Aachen im Rennstrecken-Bauwesen tätig, und er ist selber leidenschaftlicher Motorsportler.

Derzeit bringt sich sein Unternehmen "Tilke Ingenieure und Architekten", das er gemeinsam mit Peter Wahl leitet, in der Quirinusstadt ein - beim Umbau der ehemaligen Neusser Lagerhallen AG. Dort soll inmitten des Industriehafens unter anderem eine innovative Bürolandschaft entstehen. Die Speicheranlage verfügt über rund 15.000 Quadratmeter vermietbare Fläche, verteilt auf die beiden denkmalgeschützten Speicherhäuser und den geplanten Neubau. Tilke und Co. haben sich unter anderem um das Architekturdesign des neuen Silos gekümmert, die Speicherbausubstanz aufgearbeitet und die Flächen der ursprünglichen Speicherarchitektur angepasst. Die Ausführungsplanung soll möglichst bald folgen. Das Design orientiert sich an der Ausgestaltung der großen Maschinenhalle im Fruchtspeicher. "Rennstrecken sind zwar unser Kerngeschäft, aber wir sind in erster Linie Architekten - und Aufgaben wie diese in Neuss sind hochinteressant", sagt Ulrich Merres, Prokurist und mitverantwortlich für die Planung des Projektes im Neusser Hafen. Schlüsselfertig soll das Objekt rund 44 Millionen Euro wert sein.

Derzeit laufen die Verhandlungen mit potenziellen Mietern. "Es gab bereits sehr konkrete Gespräche mit Interessenten, die ganz erhebliche Flächen mieten möchten", sagt Rainer Kohl, Geschäftsführer der Düsseldorfer Divag-Lox-Projektgesellschaft. Noch hält er sich bedeckt, wer genau sich am Industriehafen ansiedeln wird. Nach Informationen unserer Zeitung sollen die Gespräche mit einem großen Fitnessstudio jedoch kurz vor dem Abschluss stehen. Wie viele Einheiten noch frei sind, ist schwer zu beziffern, da die Flächen individuell auf die Bedürfnisse der Mieter zugeschnitten werden können. Derzeit gibt es vier Interessenten, die zwischen 500 und 1200 Quadratmeter mieten möchten. Der Vertrag mit dem Ankermieter soll morgen unterschrieben werden.

 Rennstrecken wie in Shanghai sind das Kerngebiet von Hermann Tilke.

Rennstrecken wie in Shanghai sind das Kerngebiet von Hermann Tilke.

Foto: Tilke Architekten und Ingenieure

Hermann Tilke bezeichnet das Objekt im Neusser Hafen als "wunderbare Sache". Seit rund neun Jahren arbeitet er mit Rainer Kohl zusammen. Damals kam er auf Tilke zu, weil er Rennasphalt in der Tiefgarage eines seiner Projekte installieren wollte. Kohl schätzt die vielen internationalen Einflüsse des Unternehmens. Schließlich sind Tilke und Co. auf der ganzen Welt aktiv. Kohl glaubt nicht, dass weitere Mieter lange auf sich warten lassen: "Schließlich kann kann man in zwei Welten eintauchen - Hightech-Büro mit Ganzglasfassade und bester Aussicht in dem Silo, der entstehen wird, oder individuelle Loftflächen mit Lagerhauscharakter."

Auch für Investoren, die das Objekt nach Fertigstellung kaufen sollen, sei das Projekt attraktiv, da es aufgrund des Denkmalschutzes steuerliche Vorteile bringt.

(NGZ)
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